Geschichte

Auf den Spuren der Khmer, 29.01. bis 27.02.2011

Kambodschas König ist Norodom Sihamoni, ein 57jähriger, unverheirateter ehemaliger Balletttänzer und Sohn des ewigen Norodom Sihanouk. Er war heute daheim, zumindest hat die blaue Fahne vor seinem Palast geweht. Dass es in Kambodscha einen König gibt (auch wenn dieser nichts zu sagen hat) ist keine Selbstverständlichkeit, auch nicht dass in Phnom Penh das Leben tobt.

Als die Roten Khmer im April 1975 aus ihren Dschungelgebieten in die Hauptstadt einmarschierten und diese innerhalb kürzester Zeit entvölkerten wurde Phnom Penh zur Geisterstadt, für mehr als drei Jahre. Die Bewegung war Teil des ideologischen Kampfes, der in ganz Asien ausgefochten wurde. Der verrückte General Lon Nol wurde 1970 mit US-Hilfe an die Macht des Landes geputscht. Während die größeren Orte Kambodschas danach von dessen amerikanisch unterstützter Militär-Junta kontrolliert wurden, war das Hinterland in Händen der Rebellen und wurde von den USA flächendeckend bombardiert. Als diese im Schicksalsjahr 1975 endgültig aus Vietnam flohen und Lon Nol sich längst nach Hawaii abgesetzt hatte, gab es für die Roten Khmer keine Halten mehr. Schnell nahmen sie die Städte in Besitz und fingen mit ihrer Abrechnung an.

Kleine Geschichtsstunde. Wir hatten einen interessanten Tag und auch einen angenehmen Abend, keine Frage, viel gesehen und vorzüglich gegessen. Aber die meisten von uns waren heute in Toul Sleng und der Ort lässt niemanden kalt, das bleibt eine Weile. Das ehemalige Gymnasium im Zentrum der Stadt war in der Khmer Rouge-Zeit das größte Gefängnis und Folterzentrum des Landes, heute ist es eine Stätte zum Gedenken an den damaligen Genozid am eigenen Volk – sieben Millionen Einwohner hatte das Land, um die zwei Millionen fiel dem Terror der Roten Khmer zum Opfer. Erklärtes Ziel der Angka, der Partei bzw. dessen Führungsspitze (Pol Pot, Ieng Sary, Kieuh Samphan u.a.) war es, das Land komplett zu isolieren, von allen Einflüssen zu säubern und mit einem Kommunismus aus der Steinzeit neu zu beginnen. Jeder der nach fremdem Einfluss roch, Intellektuelle, Städter, Brillenträger, wurden im besten Fall auf das Land umgesiedelt und zur Zwangsarbeit eingesetzt, meistens einfach umgebracht. Es gab kein Entkommen, die Zellen von Toul Sleng und die Wände mit den Fotos der Opfer sind völlig ohne Trost. Die Diskussionen im Anschluss drehten sich vor allem um die Frage, wie das Land danach weitermachen konnte.

Einige von uns waren außerdem im Nationalmuseum, wo wunderschöne Skulpturen des historischen Khmer-Reiches zu bewundern sind, unter anderem das milde und enigmatische Lächeln von Jayavarman VII, dem bekanntesten aller Angkor-Herrscher, demjenigen, der die Grenzen des Reiches am weitesten ausdehnte und die imposantesten Bauwerke hinterließ, z.B. Angkor Thom und den Bayon. Die Roten Khmer wollten zerstören und Jayavarman VII hat Großes hinterlassen, natürlich auch nur zu Lasten seines Volkes.