Kleine schicke Gordon Gekkos

Hafen der Düfte, 26.03. bis 10.04.2011

Das Haus, in dem Alexandra ihre frühe Kindheit verbracht hat, wurde dann doch nicht gefunden. Wir haben uns ins Taxi gesetzt und sind langsam die endlos lange Tai Hang Road in Causeway Bay hochgefahren, aber entweder das Haus ist längst abgerissen oder wurde umbenannt… Alexandras früheste Kindheit liegt nun auch schon 50 Jahre zurück, damals hat sie mit ihren Eltern in einem anderen Hongkong gewohnt, sie hat von ihrem Zuhause auf Victoria Harbour und die Star Ferry und auf die Pferderennbahn von Happy Valley sehen können. Heute scheint das absurd, vor der Tai Hang Road steht ein Wald von Hochhäusern.

Außerdem hat sich das Wasser des Hafens zurückgezogen bzw. die Insel sich in den Hafen hineingearbeitet. Wir haben uns heute die Nordseite von Hongkong Island entlangbewegt, wenn man davon weiß sind die einzelnen Phasen der Landgewinnung nicht zu übersehen. Die Insel (und viel mehr noch Kowloon) wurde in den letzten 150 Jahren erweitert und erweitert, die letzte Stufe der Central- und Wan Chai-Reclamation ist gerade in vollem Gang. Die Stadtregierung braucht Geld. Land welches man in feinster Lage dem Meer abgewinnt ist billig herzustellen und sehr teuer zu verkaufen, immerhin ist die Gegend um den Hafen eine der teuersten der ganzen Welt. Da Hongkong nach wie vor kaum Steuern von seinen Bürgern verlangt, ist dies eine der wenigen Möglichkeiten, massiv an Geld zu kommen.

Das passt sehr zur Insel, die Jagd auf Kapital und sich dabei neu zu erschaffen bzw. neu zu erfinden. Zunächst vom billigen Produktionsstandort zum logistischen Dreh-und Angelpunkt für Asien (Hongkong hat nach Shanghai und Singapur nach wie vor den drittgrößten Containerhafen der Welt) und jetzt zum Dienstleistungs- und Bankenstandort (die drei größten Banken der Welt, nur mal so: 1. ICBC, Industrial und Commercial Bank of China, 2. Construction Bank of China, 3. HSBC, Hongkong Shanghai Banking Corporation). Letzte Manifestation dieser Metamorphose sind auf jeden Fall die Banken, es scheint ihnen trotz dem fürchterlichen letzten Jahr nicht schlecht zu gehen, alle Menschen in Central scheinen schwer beschäftigt und sehen sich dabei sehr ähnlich. Etwas ungelenk doch durchaus stolz tragen wir heute mal keinen Anzug und kein Kostüm. Wir schauen uns die HSBC-Zentrale von Norman Foster an und fahren in die 45sten Etage der Bank of China hoch (die von IM Pei geplant wurde). Das sind klare, schöne Huldigungen an das Geld.

Es gibt mehr zu sehen als Banken: in Admiralty einen Park mit riesiger Voliere, in Sheung Wan enge Gassen mit getrockneten Meeresungeheuern, in Causeway Bay Straßen, die vor Energie und jugendlicher Eitelkeit nur so explodieren etc. etc. wir hatten heute wirklich das volle Programm und waren den ganzen Tag auf den Beinen. Bei schönem Wetter, das auch noch. Komisch, fast alle Fotos im Hochformat.