Schwimmen auf Asphalt

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Hach Kunming… Irgendwie bist Du schon wie die meisten chinesischen Großstädte: Betonblöcke, riesige Baustellen, bunte Leuchtreklame, surrende Elektroroller, Geschäfte, Geschäfte und Geschäfte. Aber irgendwie bist Du es auch nicht: gelassen, wohl temperiert, eine angenehme Brise weht. Ja hier könnte ich bleiben. Kunming bringt die ganzen Vorteile von den chinesischen Städten mit sich lässt aber die meisten Nachteile aus.

Als Nr. 1 auf dem Tagesprogramm stand eigentlich Wielands Geburtstag.
Als vorbildlicher Reiseleiter wollte ich ihn natürlich nach dem Frühstück mit einem Kuchen überraschen. Aber durch perfekt abgestimmtes Timing hatte ich Frühstück um 8:30 angesagt, ohne zu wissen, dass alle Bäckereien der Stadt erst um 9:00 aufmachen. So kam ich um 9:20 zurück zum Hotel um festzustellen, dass alle Teilnehmer sich bereits wieder auf die Zimmer begeben haben, mit dem Hintergedanken, was für ein verschlafenen und verantwortungsunbewussten Reiseleiter sie doch erwischt haben. Nun gut… Verschieben wir also erst einmal das mit dem Kuchen.

Heute durften wir endlich unsere Räder besteigen und eine ausgedehntere Testfahrt durch Kunming machen. Die meisten von uns sind hier das erste Mal in China und mussten sich erst einmal an den Verkehr hier gewöhnen. Autos, Motorroller, Fahrräder, Menschen kommen von vorne, hinten, links, rechts… aber das alles in einem derart entspanntem Tempo, dass man in Ruhe wie in Zeitlupe in einem John Woo Action Film hier ausweichen, dort durch schlüpfen, da noch mit hinterher ziehen kann. Im Grunde genommen ist es wie Schwimmen durch den Strom. Ich kenne ja chinesischen Stadtverkehr und Kunming ist im Vergleich zu den meisten tatsächlich mindestens einen Gang runter geschaltet.

Unser erstes Ziel war der Yuantong Tempel. Ursprünglich aus dem Ende des 8. Jahrhundert wurde er öfter restauriert und ausgebaut. Der Legende nach wurde er erbaut um zwei Drachen, die früher in den Felshöhlen hausten einzufangen. Im hinteren Bereich gibt es eine Pagode, die von Thailand gestiftet wurde. Das ließ natürlich mein patriotisches Herz wieder höher schlagen.

Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen bei der Gelegenheit Avalokiteschvara oder auch kruz Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit genannt um gutes Wetter und einer spannenden Reise zu bitten. Schließlich ist der Großteil der Chinesen auch nur an den buddhistischen Gottheiten interessiert, wenn was für sie bei rauskommen könnte: gute Noten, erfolgreiche Geschäfte. Das Nirvana haben die meisten längst abgeschrieben.

Anschließend machten wir einen Spaziergang durch den Cuihu (Grüner Teich) Park. Was als ein entspanntes Teetrinken und geruhsames Schlendern durch den Park angedacht war transformierte sich zu einem Open Air Festival mit geschätzten 15 Bühnen: Tanzgruppen, Gesangsgruppen, Musikanten… Alle gaben sie ihr Bestes. Leider war das Gelände etwas eng und wer sein Gehör nicht multitaskisch auf mindestens drei Kanäle aufteilen konnte, der bekam nur einen Matsch aus Rhythmus und Melodien mit. Aber an Spektakel hat es natürlich nicht gefehlt.

Nach einem Abstecher beim Fahrradladen, wo ich mich ordentlich ausrüstete ging es erstmal wieder zurück zum Hotel zum Entspannen. Das Abendessen war gewohnt außergewöhnlich gut und wir kamen abends im Hotel endlich zu meinem Kuchen. Ein gelungener Abschluss eines gelungenen Tages.

In diesem Sinne: Nochmal Alles Gute Wieland!


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