Verdorbener Kuchen und Luxusharem

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute Morgen trudelten die schlechten Nachrichten ein: Unser Hotel am See in Chengjiang ist leider überbucht und wir müssen auf eines in der Stadt ausweichen; Renate und Karin hatten gestern irgendetwas im Essen nicht vertragen und waren nicht wirklich einsatzfähig, um es vorsichtig auszudrücken. Das wir heute noch kein Fahrradfahren mussten, war für sie wohl Glück im Unglück, denn eine Busfahrt in der Verfassung ist auch nicht viel angenehmer. Dennoch schlugen sich beide tapfer und traten die mehrstündige Busfahrt zum Steinwald und anschließend nach Chengjiang an.

Zwei Stunden und geschätzte 293 Schlag- und Hüpflöcher später trafen wir im Steinwald ein. Als erstes haut einen der Eintrittspreis von umgerechnet etwa knapp 20 Euro vom Hocker. Die haben einen Knall die Chinesen! Aber offenbar haben wir einen größeren und nahmen unsere Eintrittskarten entgegen. Der Finanzschock war jedoch schnell verdaut, als man die Massen von Touristen sah, die alle mindestens einen gleich großen Knall hatten und sich durch den Eingangsbereich quetschten. Angeführt von vermutlich Han-Chinesen verkleidet als Hani Minoritäten drängelten sich alle die Wege entlang. Im Nachhinein hatten wir gesehen, dass es die Trachten aus zum Vermieten gab. Das gab natürlich einen Minuspunkt für mich, dass ich nicht auch entsprechend gekleidet die kleine Wanderung leitete. Gleich hinter dem Eingang bogen wir in einen kleinen Weg ein und stellten fest, dass wir innerhalb von 3 Sekunden von im Meer voller Touristen schwimmend uns plötzlich vollkommen alleine im Ozean der Karstberge befanden. Die Wege waren gut ausgebaut und reichten von gemütlichen Spazierwegen zu steilen und rutschigen Treppen a la Angkor Wat. Etwas unübersichtlich war es allerdings und man verlor sich schnell zwischen den Felsen.

Nach einem ausgedehntem Mittagessen ging es wieder weiter mit dem Bus. Wir merkten alle, dass das so nicht weiter geht: diese Völlerei und dann sich faul in den Bus setzen. Es wird Zeit, dass wir uns endlich auf die Räder schwingen und unsere Festmahle „verdienen“.

Chengjiang liegt an dem riesigen Fuxian See. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von ca. 150 m ist er der tiefste See Yunnans. Leider hat man uns jedoch einen näheren Blick bisher verwehrt, da wir unsere Zelte in der Stadt aufschlagen mussten. Das Hotel ist sauber und macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Der zweite Blick jedoch enthüllt sein wahres Gesicht. Außer Tee und Wasser auf den Zimmern gibt es hier auch Boxershorts, Damenschlüpfer und Pariser (Danke Sabine für die neue Vokabel) auf den Zimmern. Man hat wirklich an alles gedacht! Das Hotel ist umzingelt von drei KTVs (Karaoke-Bars), in denen sicher nicht nur Lieder gesungen werden. So ein feines Dreisterne Hotel mitten in so einer unspektakulären Stadt ist natürlich ein geeignetes Liebesnest für Wohlhabendere aus Kunming und Umgebung, was auch die BMWs und Benze auf dem Parkplatz erklären. Also stellten wir uns darauf ein, dass die Nachtruhe hier etwas unruhiger ausfallen wird.

Nun, wie bereitet man sich auf so eine Nacht am besten vor? Natürlich mit Yunnans Hirsenbräu. Damit sind auch 3 KTVs als Nachbarn zu bewältigen.

…nur die armen Renate und Karin. Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/04/2011-04-12.gpx“]