Petrus ist der neue Klassenfeind!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Nach einem einfachen Frühstück wollten wir pünktlich um 9 abdüsen. Alle waren heiß endlich Fahrrad zu fahren, selbst Karin und Renate, die dank chinesischer Wunderheilmittel wieder dabei waren und relativ fit aussahen. Leider war unser Gepäcktransporter der Meinung, die Spannung noch etwas hinauszuzögern und ließ uns noch ein wenig warten.

Als dieser endlich eintraf, bekam ich einen kleinen Schock. Ich hatte für das Gepäck einen kleinen Transporter erwartet. Stattdessen kam ein kleiner PKW in dem drei Leute drin saßen, die Gepäck für neun Reisende mitnehmen wollten plus ein Reserverad. Aber wie es sich herausstellte unterschätzte ich mal wieder die chinesische Transportkunst. Kein Land packt und transportiert effektiver als China. Ich baute das Rad auseinander und die Sachen wurden aufgeladen. Nach ca. 20 min war das Wunder vollbracht: Drei Leute + 9 große Reisetaschen + ein Fahrrad waren in einem kleinen Auto, dass nicht viel größer als ein Golf war untergebracht… Hut ab! Das soll mal einer nachmachen.

Kurz vor 10 ging es dann endlich los. Endlich durften wir nun den Fuxian See in seiner vollen Pracht genießen. Nicht nur diesen, denn unser Weg führte auch ein großes Stück an den angeschlossenen Xingyun See (See der Sterne und Wolken.. Hach, diese Poesie!) entlang. Entlang des Sees befinden sich viele riesige Hotelanlagen im Bau. Vor allem weil sich hier Level AAAA (was auf deutsche Noten umgerechnet etwa einer 1++++ entspricht) Aussichtspunkte befinden. Die Strände sind übersähet mit dem, was für Chinesische Touristen einen perfekten Strand ausmacht: Fischrestaurants und jede Menge bunte Tretboote. Was die Idylle etwas trübte war allerdings, dass uns die ganze Etappe ein recht zügiger Gegenwind entgegen kam. Das nächste Mal werde ich im Tempel in Kunming beim Beten (in 4 Himmelsrichtungen) etwas länger in Richtung Norden beten, damit vielleicht mehr Unterstützung aus der Richtung kommt. Vielleicht war Petrus auch einfach nur beleidigt, dass ich Guanyin anbetete und er völlig vernachlässigt wurde.

Zum Mittagessen am See durfte natürlich nicht der Karpfen aus den Seen fehlen – umgerechnet 3 Euro das Kilo ist ein guter Deal. Trotz guter Stärkung und ausgedehnter Pause ging es nur zäh voran. Vor allem, weil Petrus immer noch beleidigt war und ich viel zu viel Gepäck dabei hatte. Ja… lacht nur, wenn ihr jetzt das Höhenprofil sieht und Euch Euren Teil dazu denkt. Aber ich gebe ja zu, dass ich nach diesem Winter in Berlin ziemlich außer Übung bin. (Danke nochmal René für das Angebot mir was abzunehmen. Aber wie sieht das denn aus, wenn der Reiseleiter seine Sachen von den Teilnehmern schleppen lässt!)

Erst Spät trafen wir in Tonghai, der ehemaligen südlichen Grenze der Yuan-Dynastie, bekannt heute insbesondere für ihre lange Tradition der Herstellung von silbernen Handkunstwerken, ein. Leider hatten wir nicht besonders viel Zeit zum erkunden, da das Schmutzbier rief und es uns in die Fressgasse zog. In Yunnan muss man eigentlich mindestens einmal „grilliert“ haben, sonst hat man auf jeden Fall eine wichtige Komponente der kulinarischen Welt hier verpasst.

Ich hatte mir vorgenommen, weniger zu rauchen auf dieser Tour, was mir bisher auch ganz gut gelungen ist. Das Essen in den Grillrestaurants hier macht dies allerdings wieder mehr als wett. Vier bis fünf Restaurants nebeneinander grillen alle um die Wette und verbreiten einen Qualm von verbranntem Chili, Kreuzkümmel, Lamm- und Hühnerfußfett und überhaupt allem, was in die glühenden Kohlen fällt. Meine Lunge fühlt sich nun an, als hätte ich eine Schachtel Honghe (Roter Fluss) geraucht. Dabei ist meine Schachtel doch noch fast voll.

Hüstelnd freue mich auf die morgige Abfahrt und ärger mich gleichzeitig, dass es ja doch immer noch bergauf gehen muss… Scheiß Rohrzange und Schlüsselset! Warum können die nicht aus gehärtetem Kunststoff sein? Das wär doch mal eine Marktlücke!


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/04/2011-04-13.gpx“]