Schlafen wie die Kaiser

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Talfahrten waren heute die Devise. Anscheinend ist es nicht jedermanns Ding ungebremst eine 10 km Abfahrt runter zu brettern. Ich hatte allerdings meinen Spaß. Meine Waden hatten auch mit gelacht, als sie sich endlich eine Pause gönnen durften. Die Steigungen waren wesentlich entspannter als erwartet. Natürlich hatte man (ich zumindest… die Schweizer natürlich nicht!) trotzdem zu kämpfen. Täler, Dörfer und Müllhalden schossen an einem vorbei. Da die Möglichkeiten für das Mittagessen eher rar waren heute, entschieden wir uns mit Obst und Keksen einzudecken um zwischen drin uns mit leichter Kost zu stärken. Zusätzlich hatten wir ja noch den 6 Kilo Schmalzzopf (ungelogen!), den wir bei der Einfahrt nach Tonghai gekauft hatten. Vielen Dank an Sabine, dass sie das Monstrum von Teig, Honig und Sonnenblumenkernen mit sich schleppte. Das wäre alles natürlich kein Problem gewesen, hätten wir ein vernünftiges Frühstück gehabt. Leider bekamen wir heute Morgen im Hotel nur etwa die Hälfte der bestellten Gerichte. Dazu kam, dass der Kaffee sich ordentlich verspätete und nur ein Teil der Gruppe wirklich wach die Etappe antreten konnte. Der Mangel an Energie nagte an den Kräften vieler von uns. Als wir endlich an unserem Ziel ankamen wurden wir allerdings mehr als belohnt. Unsere heutige Bleibe, das Zhujia Hua Yuan ist ein altes Domizil von Angehörigen des Adels der ehemaligen Qing Dynastie, erbaut im Jahre 1907. Selbst Domizil klingt fast etwas untertrieben. Der Komplex umfasst 17 Höfe, in denen einige zum Museum, andere zur Unterkunft und wiederum andere zum privaten Gebrauch eingerichtet wurden. So muss sich wohl auch ein Chinese fühlen, wenn er/sie mal im Schloss Neuschwanstein übernachten darf. Auch die Inneneinrichtung überzeugte. Kaiserliche Himmelbetten und Schminktisch mit Ornamenten verleihen ein authentisches Flair. Lediglich der Fernseher mit Kabelanschluss bringt einen wieder zurück in die heutige Zeit. Aber man kann ja auch die chinesischen TV-Geschichtsserien im Hintergrund laufen lassen.

Als Neuling hier in der Stadt fiel es mir schwer ein Restaurant für das Abendessen auszusuchen. Schließlich setzten wir uns draußen in eine Gasse, nett überdacht in einem Separee im Freien (Das klingt jetzt komplizierter als es ist). Wie ausgehungerte Hunde stürzten wir uns auf die Gerichte. Es war mal wieder eine Völlerei. Dieses Mal aber wenigstens verdient. Als krönenden Abschluss gab es noch Verdauungshilfe in Form von selbstgebrannten Maisschnaps. Entgegen einiger Befürchtungen konnten wir nach einem halben Liter x-prozentigem noch alle sehen.

Angeheiterte Ausländer sehen die Einheimischen hier gerne. So wurden wir prompt vom Personal für einen unmittelbaren Fototermin gebucht… auch am Ladenschild wurde posiert. Man versprach uns das Bild im Laden aufzuhängen… wehe wenn nicht! Stolz wird man uns präsentieren: „Schaut euch diese Ausländer auf dem Bild an! Wie dicht die alle sind! Und das nur von einem halben Liter! Das hätte mein Cousin alleine geschafft!“ (oder so ähnlich).

Hiermit erteile ich auch gleich die verantwortungsvolle Aufgabe an den folgenden Reiseleiter dieser Tour, dass er doch bitte überprüfen soll ob wir auch wie versprochen nun mit halboffenen Augenliedern und leicht roter Birne (ich zumindest) die Ladentheke zieren.


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Herbst in Peking

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Allerhöchste Zeit, dass ich mal wieder von mir hören lasse, bevor man mich vergisst und als MIA abschreibt. Ich bin in Peking, da fällt natürlich sofort das gleichnamige Buch von Boris Vian ein (das weder im Herbst noch in Peking spielt und eigentlich gar keine Handlung hat). Es umschmeichelt uns strahlender Endfrühling, so schön habe ich die Stadt ganz selten erlebt, ich bin schon seit ein paar Tagen hier und die Atmosphäre in den Hutong, den Altstadtgassen, ist bei solchem Wetter unvergleichlich. Wenn nur die Sandstürme schon vorbei sind.

Meine Mitstreiter können da gar nicht anders als gut gelaunt sein. Jutta und Albin, Gerlinde und Egon, Sylvia und Matthias, alle pünktlich angekommen und erstmal durch die Gassen geschlendert, es ergibt sich an diesem Punkt ja oft eine surreale Mischung aus Jetlag und völlig fremder Welt. In unserem Fall eine gute Mischung. Die Menschen sind auch hier am Zocken, das Thema werde ich erstmal nicht mehr los (…Hongkong, Macau…) aber natürlich gemächlich und nur zum Zeitvertreib, so will man es uns wenigstens weismachen. Wer weiß was hinter den großmütterlichen Fassaden alles steckt. Erstaunlich viele Mahjong-Spiele haben wir gesehen, komisch, Nordchina ist für mich eigentlich Schach und Karten. Um meine Hongkong-Tour inhaltlich abzuschließen hatten wir ein kleines Dim Sum-Mittagessen. Welf und Loutoa sind abends aus Hawaii eingeschwebt, dort wohnen die beiden und wer will es ihnen verdenken, einfach mal raus zu wollen. Sybille und Edgar mussten leider kurzfristig absagen, alles Liebe von hier aus!

Meistens kommen wir mit unseren Gruppen am Sonntag in Beijing an, wenn wir dann an die Hinteren Seen spazieren ist dort Volksfest, die Gegend ist beliebtes Ausgeh- und Wochenendziel. Heute war es ruhig und stressfrei. Ich lästere ja wo ich kann über die organisierten Hutong-Rikscha-Touren bei denen 20 Gefährte hintereinander her gurken, die Insassen sehen eigentlich immer peinlich berührt aus. Heute haben wir uns auch ein paar Meter chauffieren lassen, es war es ziemlich bequem, das muss man schon zugeben. Später saß ich mit Kollege Che noch beim Bier. Schöne Touren, die da Revue passierten.