Reistreppen machen müde

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute ging es wieder hoch zu den Reisterrassen, an die Stelle, wo die ganzen Desktop Hintergrundbilder für Windows herkommen. Wir ließen unsere Räder hochbringen und schickten uns hinterher. Oben angekommen breitete sich eine surreale Landschaft von skuril geformten Reisfeldern vor unserem Auge aus. Es waren zwar alle von dem Anblick begeistert, doch der Entdeckungsenthusiasmus blieb heute aus. Ruth war recht angeschlagen (und die Schaukelfahrt den Berg hinauf, machte alles nicht besser). Der Rest gab sich ebenfalls mit den erstbesten Ausblickspunkten zufrieden. Ich schieb es mal auf das schwüle Wetter im Tal. So fuhren wir ein kleines Stückchen den Berghang entlang um noch die ein oder andere Aufnahme von sich im Wasser der Terrassen suhlendem Wasserbüffel zu machen und begaben uns schleppend auf die Heimreise. Eigentlich hatte ich versprochen uns über die Baustelle hinweg zu transportieren um nicht wieder voll gepudert unten anzukommen. Leider ließ sich kein Transport organisieren. So schickten wir Ruth, für die heute definitiv kein Radfahren mehr drin war und Karin, die lieber ihre Bremsen schonen wollte mit dem chinesischen Brotauto zurück zum Hotel und wir Übriggebliebenen machten uns fertig für unsere Abfahrt… schon wieder 40 km nur bergab. Ich seufzte. Auch wenn die Abfahrt recht ermüdend war gab sie nochmal genügend Möglichkeiten für gute Level AAAA Fotostops.

Wollen wir hoffen, dass bis morgen wieder alle fit sind.


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El Clásico

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Klassiker der Tourismus-Branche: Beijing, Mauer, Xi’an. „Aber doch auf besondere Weise“ will man da schüchtern anmerken. Beijing mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ok, das ist nicht so spektakulär). Die „Wilde Mauer“ bei Huanghua ist besonders, die haben wir bis auf ein paar vergnügte Chinesen fast für uns gehabt, anderswo treten sich die Leute auf den Füssen rum. Und Xi’an wurde heute dann mit dem Rad durchkreuzt.

Also die Mauer, die olle. Schon allein die Bezeichnung „Die Chinesische Mauer“! Es gab in der chinesischen Geschichte viele viele Mauern, aus verschiedensten Materialien und mit verschiedenen Verläufen, DIE Mauer ist eine Erfindung des Westens, wieder mal (National Geographic etc., Anfang 20. Jahrhundert). Irgendwann haben die Chinesen eingesehen, dass sich die Mauer prima mit einer einheitlichen, tapferen Geschichte vermarkten lässt. „Bu shang changcheng, fei hao han“ („Wer nicht auf der Mauer war, ist kein richtiger Chinese“) ist mittlerweile ein geflügeltes Wort im Land. Die Mauerstücke um Peking herum sind jedenfalls – bis auf die Fundamente zumindest – jünger als die meisten meiner bisherigen Teilnehmer. Klugscheißerei. Natürlich war es wie immer ein Höhepunkt, auf der Wilden Mauer herumzuklettern, sie ist steil hier (Ming-Dynastie, die Fundamente aus dem 16. Jahrhundert und teilrenoviert).

Gestern abend haben wir den Nachtzug nach Xi’an genommen, eine heitere Fahrt, die Reise wird in jedem Fall heiter werden, das weiß ich spätestens jetzt. Es hat am Morgen eine Weile gedauert, bis wir die Räder aus den Schlünden des Bahnhofs von Xi’an retten konnten. Faxe mussten die richtigen Empfänger erreichen und die Räder mussten geortet und durch abenteuerliches Gedränge geschoben werden. Sie machen einen guten ersten Eindruck, man muss bei den Kogas auch nicht viel einstellen und kann ziemlich schnell loslegen. Die kleine Runde durch Xi’an haben wir mittags bei einer Mahlzeit nach Art der Inneren Mongolei, später für einen Spaziergang auf der Stadtmauer unterbrochen. Alle haben heute den massiven Verkehr gemeistert, kühl bis unter die Haarspitzen, wie Delon in „Der Eiskalte Engel“. Das beruhigt mich sehr. Xi’an hat mittlerweile auch seine knapp 8 Millionen Einwohner und hier geht wirklich was. Auch abends übrigens, in den muslimischen Gassen der Altstadt, das lebt und lärmt.