Nach getaner Arbeit…

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Nun heißt es zurück lehnen, auf Sonne hoffen, Badehose rausholen, die 50er Sonnencreme einpacken und die 15er rausholen und die Perle Vietnams genießen. In jedem zweiten vietnamesischen Restaurant im Ausland hängt mindestens ein Bild der Halong Bucht. Das riesige Areal von Karstbergen erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 1500 km² mit über 3000 kleinen Inseln. Der Legende nach schuf sie ein riesiger Drache, der zum Schutz der Vietnamesen riesige Perlen in den Weg der angreifenden Schiffe (vermutlich eine chinesische Flotte) spuckte, daraus entstanden die Inseln so wie sie heute zusehen ist.

Nach einer vierstündigen Busfahrt kamen wir in Halong City an. Die Stadt ist nur auf den Tourismus aus. Es besteht zwar auch ein Frachthafen, dieser verblasst aber gegen die Masse von anliegenden Touristenbooten. Wir betraten die MS Anh Duong, die komplett uns zur Verfügung stand, tranken den Begrüßungscocktail aus, stürmten aufs Sonnendeck und tuckerten Richtung Halong Bucht. Das Wetter spielte mit und zeigte die Perle Vietnams von seiner schönsten Seite. In einer der Halteplätze ankerten wir neben zig weiteren Booten und sprangen vom Deck ins erfrischende, salzige Nass. Mit drei Decks hatte man wie im Freibad die Wahl, ob man vom Einer, Dreier oder Fünfer springen wollte. Der Rest des Abends bestand aus in die Ferne schweifenden Blicken, Seufzern und zufriedenem Grinsen.

Leider werden die Generatoren der Schiffe nachts nicht mehr ausgestellt, da es seit einem nächtlichen Unglück wohl neue Vorschriften bestehen. So hat man in den netten kleinen Kajüten bei offenem Fenster statt leisem Meeresrauschen und Seebriese, Motorbrummen und Dieselgeruch. Auch im Paradies kann nicht alles perfekt sein.

Guodao 316

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Die letzten drei Tage hatten es in sich, alles freut sich auf den Ruhetag morgen. Erst von Tal zu Tal und schließlich den Han-Fluss hinauf, jedesmal über 100km und Höhenmeter gab es auch nicht zu knapp. Jetzt sind wir in Ankang, einer fröhlichen Stadt. Und angekommen im Süden, das zeigen die Temperaturen – gut über 30 Grad – ebenso die Flora: nach wie vor wenig Reis, aber Bambuswälder, Fächerpalmen, vereinzelt Bananenstauden.

Über den Han-Fluss sind wir noch gestern gesetzt und heute den ganzen Tag entlanggefahren. Er ist der größte Zufluss des Yangzi und wird in Wuhan in diesen einfließen. Am Anfang der Reise stand der Wei bzw. das Einflussgebiet des Gelben Flusses, jetzt sind wir am Han und in den Fängen des großen Yangzi. Das sind zwei verschiedene Kulturen und eine komplett andere Landschaft, innerhalb weniger Tage. Der Han Jiang wird an einigen Stellen mächtig gestaut, dann spiegelt sich die ganze Welt darin, wenig später ist er ein kümmerliches Rinnsal. Aber der Regen kommt erst noch. Überall wird fleißig Kies gehoben.

Wir fahren die Nationalstraße 316 entlang. Die Nationalstraßen (guodao) sind die guten, verlässlichen Freunde des China-Reisenden, sie durchqueren das Land von Nord nach Süd, von West nach Ost, Tausende von Kilometern. Wir sind bei km 1888 (von der Ostküste aus) vorbeigekommen, dieser Zahl musste Tribut gezollt werden. Jetzt nicht nachlässig werden, Wetter war wieder gut heute. Die Nationalstraßen sind meist zweispurig und spiegeln das Leben und die Saison des jeweiligen Landstrichs wieder, an der 316 wurde heute Gelbwurz getrocknet, wurden Kirschen verkauft und Honig produziert. Häuser und Dörfer liegen direkt an der Straße, Bauweise und Alltagsleben verändern sich mit den Kilometern, im Fall der 316 reicht die Spanne von der Küstenprovinz Fujian zur islamisch geprägten Stadt Lanzhou weit im Westen, am Eingangstor des Hexi-Korridors. Dagegen die neue Generation der Autobahnen: steril, vier-bis-sechsspurig das Land zerschneidend, kreuz und quer, ohne Anfang und ohne Ende. Auf den Nationalstraßen dagegen will man ins Abendrot reiten.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/04/2011-04-26.gpx“]