Weltkulturerbe… Hallo?

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Der Plan heute war die unglaubliche Grotte besichtigen, Kanu fahren und an einen entlegenen Strand fahren um nachmittags im Meer zu plantschen. Zwei Drittel der Tagesordnungspunkte gingen auch ganz gut auf: Die Höhle war in den Morgenstunden kaum besucht und wir hatten die beleuchtete Attraktion fast für uns, die Kanus (für Touristenpreise) sind immerhin nicht untergegangen und man konnte sich endlich mal wieder körperlich betätigen. Aber die Fahrt an den Strand nahm einem jede Lust ins Wasser zu gehen. Kleine Inseln von Müll und ausgegrabenen Weichkorallen schwammen an unserem Schiff vorbei. Phong, unser Guide hier auf dem Meer meinte, dass die Strömung heute schlecht wäre und wir den Strand lieber nicht sehen sollten, da wohl der ganze Müll in die Richtung fließe und sich dort sammeln würde. Wir sind im Weltkulturerbegebiet und die Leute hier scheren sich einen Dreck drum… im wahrsten Sinne des Wortes. Streckenweise schwammen Ströme von Müll an uns vorbei, sodass wir den bedeckten Nachmittag lieber an Deck verbrachten mit der Hoffnung die letzte Bräune vielleicht doch noch durch den bedeckten Himmel zu bekommen.

Zum Abendessen brachte uns der Captain unseren bestellten Reisschnaps, den leider keines der Kioskboote in den Buchten an Bord hatte. Somit war immerhin der Abend noch gerettet. Aber für die abendliche Karaoke hat es dann doch nicht mehr gereicht.

Der Mann mit der Mütze

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Da sitzt er. Tief gebeugt über einer dampfenden Tasse Tee. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, bis zur Sonnenbrille, die er auch jetzt noch, am späten Abend trägt. Ein Sonnenallergiker? Ein Sonderling? Ein chinesischer Dissident auf der Flucht?

Wir werden es nicht erfahren, denn der Mann kommt und geht wort- und grußlos und schlürft nur schnell eine Nudelsuppe im Hotelrestaurant. Vielleicht ist ihm auch einfach nur kalt. Da sind wir jetzt beim Thema.

Lange habe ich heute durchgehalten auf dem Rad, auf dem Weg zum Dach der Tour. Der Gyatso La (5.250 m) rief, und er rief nicht nur, sondern blies uns mit eiskaltem Atem entgegen. „Wind Chill Factor“ sagt man auf Englisch, der „Windkältefaktor“, das ist die negativ gefühlte Temperatur, wenn kalter Wind weht. Also in unserem Fall -5 Grad Außentemperatur minus ca. 20 Grad Wind Chill, macht gefühlte minus 25 Grad. Sabine, die sonst eigentlich immer alles fährt, schmeißt zusammen mit dem immer noch angeschlagenen Heinz recht früh das Handtuch, ich fühle mich eigentlich gut und quäle mich den immer steiler werdenden Pass auch bei den ersten Schneeflocken bis auf 4.900 m Höhe. Lade dann, weil das Begleitfahrzeug noch Einiges hinter mir ist, auf einen tibetischen Trekker um. Als der allerdings die Getreidesäcke eines ganzen Dorfes aufnimmt, warte ich auf das Begleitfahrzeug und gebe ebenfalls auf. Nicht aus Erschöpfung, es ist einfach zu kalt. Der Rhythmus „Treten, Einfrieren, Zurückrollen“ ist auf Dauer auszehrend. „Aber bergab fahre ich wieder!“, sage ich noch und verwerfe den Plan direkt auf dem Pass, als uns ein mit Eiszapfen gefüllt zu scheinender Wind entgegen bläst. Schade, denn da geht es wunderbar asphaltiert bergab, bis nach Baipa, dass auf 4.300 Metern Höhe liegt.

Dort laden wir ab, steigen im frisch renovierten und daher erstaunlich guten und vor allem heizbaren Baipa Hotel ab und wärmen uns. Erst unter der Bettdecke, dann der Dusche und schließlich unter einem Heizpilz im Hotelrestaurant. Eine Stadtbegehung des kleinen Wildweststädtchens haben wir wegen eines Eis-Sand-Sturmes abgebrochen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/05/2011-04-27.gpx“]