Die Oase im Chaos

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Das Überqueren von Straßen in Hanoi will geübt sein. Es hält hier keiner für Fußgänger an, aber direkt überfahren wird man natürlich auch nicht. Die Regeln sind: Nicht trödeln aber auch nicht überhasten. Der Rest ergibt sich von selbst. Gemeinsam spazierten wir zum Literaturtempel. Erbaut im Jahre 1070 gilt er als einer der wichtigsten Konfuziustempel außerhalb Chinas. Eigentlich Paradox, dass die Vietnamesen über die Geschichte hinweg so verfeindet mit den Chinesen waren und doch einen so starken Chinesischen Einfluss haben… wie etwa der Konfuzianismus. Etwa 100 Jahre nach der Befreiung von China Mitte des zehnten Jahrhunderts, übernahm man die chinesische Religion und betete nun einen Chinesen an. Selbst die Könige führten den Kowtow aus vor der Statue Konfuzius.

Die Anlage war gut restauriert, ohne überzogen zu wirken und man hatte eine ruhige Auszeit von den stressigen Straßen draußen. Der wichtigste Teil der Anlage bildet der Dritte Hof mit den Namenstafeln der Absolventen der Universität zwischen 1442 und 1779, die ehrenvoll auf dem Rücken von Schildkröten getragen werden und um den See der Himmlischen Klarheit aufgestellt sind.

Anschließend gingen wir durch das Botschaftsviertel zu Onkel Ho, wohlwissend dass wir ihn heute nicht zugesicht bekommen würden. Denn abgesehen vom Wochenende sind Montag und Freitag für ihn zusätzlich Ruhetage. Trotz dem verlängerten Wochenende möchte man nicht die Plätze mit ihm tauschen. Immerzu muss er wieder hübsch gemacht werden, um sich der Masse zu präsentieren. Dabei wollte er doch kremiert und über die Reisfelder verstreut werden. Auch die Vereinigung des Landes, für die er sein Leben lang gekämpft hatte, hat er nicht mehr mitbekommen.

Mit leichtem Magenknurren stiegen wir ins Taxi um wieder zur Altstadt zurückzufahren. Schließlich wirkten die Straßen hier etwas leer und eine Auswahl an Essmöglichkeiten hatte man nicht. Wir quetschen uns in 2 Taxen und stellten fest, dass der Zähler ziemlich willkürlich zählte. Angekommen am Ziel waren es eigentlich Deutsche-Taxi Preise, die wir hätten zahlen sollen. Panisch rief ich Duong an, der meine Befürchtung bestätigte. Statt 400000 zahlten wir 100000 und überließen den Fahrer sich selbst. Zum anderen Taxi kam ich allerdings zu spät. 500000 haben sie für die kurze Strecke abtreten müssen. Aber der Fahrer hielt bewusst an einer abgelegenen Stelle und drängte die Gruppe zum möglichst schnellen Bezahlen und Verschwinden.

Zwischen Schuhläden fanden wir einen einladenden Bun Cha Imbiss. Bun sind runde Reisnudeln (anders als die platten Pho) und Cha ist Grillen (in diesem Fall gegrilltes Schweinefleisch). Entsprechend gut gestärkt konnte die Shoppingtour beginnen. Das Stadtleben mit Cafés und den Abermillionen von Läden machte uns alle mehr an, als das historische Museum zu besichtigen.

Angedacht war ein Abschlussessen im netten kleinen Innenhof des Hanoi Garden. Als wir ankamen aber weigerte sich die Bedienung einen Tisch im Freien aufzustellen da es regnen könnte. Na klar könnte es regen! Wir sind im Tropengebiet! Na und? Gegen Schweigen und betretenem freundlichem Lächeln komme ich aber nicht an… dann halt doch drinnen. Mit dem Essen lag ich hier aber auf der sicheren Seite. Was soll man auch bei Schweinefleisch süß-sauer, Huhn mit Cashew, etc. groß falsch machen? Anschließend ging es zum letzten Programmpunkt unserer Reise: das Wasserpuppentheater. Der Name ist eigentlich selbsterklärend. Es gibt eine Bühne, die über einem größeren Wasserbecken aufgebaut ist. Begleitet von einem vietnamesisch klassischem Orchester, tanzen die Holzpuppen, gelenkt von Stangen und Seilzügen, über die Wasseroberfläche. Die Akte zeigten Episoden aus der vietnamesischen Geschichte und Legenden, z.B. wie der Drache sich aus dem Erdboden erhob und Hanoi entstand.

Zum Abschluss kehrten wir wieder im Bia Hoi ein. Nichts geht über ein kühles frisch gezapftes Bier mit leckeren Erdnüssen. Diese feierliche Atmosphäre nutzte ich um die Bia Hoi Medaille als Auszeichnung für unsere Trinkfreudigkeit auszuhändigen.

Der Badmintonclub am Nebentisch bemerkte gleich, dass wir was zu feierten hatten und ließ die Chance nicht nehmen auf ein paar Bier mit uns anzustoßen… auf Ex versteht sich! Als Reiseleiter übernimmt man natürlich auch hier die Verantwortung und trinkt stellvertretend für die, die noch geradelaufend ins Hotel gehen wollen.

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