Die Karawane zieht weiter

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Wir blicken zur Zeit der Wüste in ihr trockenes, erbarmungsloses Auge, der Kumtagh. Nichts als Sandberge türmen sich vor uns auf. Auf den Karawanenwegen ist es sehr wichtig, sich die Kräfte einzuteilen. Als wir uns also heute Abend das erste Mal aus der Deckung gewagt und die riesigen Dünen in der Nähe unseres Hotels bestiegen haben, schlug Michael vor: wenn wir lange genug auf der Düne sitzenbleiben bringt sie uns zum Hotel zurück. Leider haben wir nicht so viel Zeit. Aber weise gedacht von Michael, unserem eidgenössischen Faustpfand (das uns noch von Nutzen sein könnte, wenn wir in diplomatische Verwicklungen geraten). Ansonsten: Abgesandte großer Handelsdynastien und Völkerkundegesellschaften, aus Franken, Hessen, Holstein, dem Rheinland, Bayern und Schwaben. Gestern hat diese erlauchte Gesellschaft eine weite Strecke zurückgelegt, im Zug, sie hat dabei ihre Muskeln gestreckt, gedehnt und gelockert. Kluge Konversation wurde betrieben.

Wir werden die gesamte chinesische Seidenstraße erleben – was man so Seidenstraße nennt, es handelt sich hier ja eigentlich um weit verzweigte Handelswege, auf der die verschiedensten Waren transportiert wurden. Aber ihr Ausgangspunkt war eben von jeher Xi’an/Chang’an, dann ging es durch den gelben Löss, am Wei-Fluss und dem Gelben Fluss entlang. Der Hexi-Korridor war das Nadelöhr, im Süden begrenzt durch das Qilian-Gebirge, im Norden durch die Gobi und das Longshou-Gebirge. All das haben wir gestern zurückgelegt, bis hin zum Knotenpunkt Dunhuang, wo dann das Zittern und Wehklagen losging. Ohweh, die Taklamakan (Übersetzung aus den Turksprachen, inzwischen angezweifelt aber auf jeden Fall ergreifend: Geh hinein und Du kommst nicht hinaus).

Hier mussten sich die Karawanen – wie natürlich auch wir – entscheiden, ob sie durch das Jadetor in südlicher Richtung um die Wüste ziehen, d.h. am Fuß des Kunlun entlang, oder sich am Nordrand durch die Oasen schleppen. Ganz früh gab es auch den Weg mitten hindurch, als der Lop Nor noch See war und nicht Salzwüste, ja das waren noch Zeiten, das Königreich Loulan. Leider seit der Östlichen Han-Dynastie keine gute Idee mehr. Also ich glaube wir nehmen die Nordroute, in jedem Fall ziehen wir morgen zu den Buddhahöhlen und sichern uns dort Beistand.

Shanghai Blues

Südlich der Wolken, 25.06. bis 17.07.2011

Wir sind in Shanghai. Ein dreistündiger Flug brachte uns nach Shanghai in die modernste Metropole des Landes. Ein krasser Gegensatz zum ländlichen Yunnan, das zum Teil noch sehr ursprünglich ist. Man erlebt fast schon einen Kulturschock wenn man hier aus Yunnan ankommt.

Nach dem Einchecken im Hotel ging es erst mal in ein kleines Restaurant essen. Dann war der Bund, die koloniale Uferpromenade am Stadtfluß Huangpu, an der Reihe. Der Bund wurde für die EXPO 2010 erst frisch renoviert. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Ostteil der Stadt, die Sonderentwicklungszone Pudong. Um noch einen etwas besseren Blick zu ergattern, setzten wir uns auf die Terrasse des Restaurants „M on the Bund“ im 9. Stock.

Anschließend gingen wir in die Altstadt von Shanghai, in der der berühmte Yu-Garten liegt. Dieser ist ein sehr gelungenes Beispiel einer Südchinesischen Gartenanlage. Klein aber fein. Da der Garten sehr verwinkelt ist, wirkt er größer als er ist. Kaum waren wir mit dem Besichtigen fertig, setzte ein Regen ein. Glücklicherweise liegt gleich neben dem Yu-Garten das berühmteste Teehaus der Stadt. Ein willkommener Anlass, dem Teehaus einen Besuch abzustatten. Obwohl das Teehaus berühmt ist und mitten in der sehr touristischen Altstadt liegt, ist dort kaum etwas los. Das mag wohl an den fast schon prohibitiven Preisen liegen, denn eine Tasse Longjing Tee kostet 138 Yuan, umgerechnet etwa 15 EURO. Allerdings bekommt man noch ein paar Snacks dazu und kann den Tee mehrmals aufbrühen. Hier kann man tatsächlich inmitten des hektischen Shanghais ein wenig entspannen.

Das Abendessen nahmen wir in einem traditionellen Shanghaier Restaurant in der Sichuan Road ein, gleich neben einem Jazzclub, in den wir nach dem Essen dann auf ein paar Takte gingen. Dort gab es den Shanghai-Blues.