Heute: Marco Polo Insider Tipps

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Das alte Wahrzeichen von Xi’an ist die Große Wildganspagode (652 n.Chr.), das neue Wahrzeichen sind die Terrakotta-Soldaten (210 v.Chr.), das liegt daran, dass letztere erst 1974 wiederentdeckt wurden und die Pagode schon immer dastand, mehr oder weniger unverändert. Terrakotta-Armee und Wildganspagode sind nicht wirklich Insider Tipps, um Enttäuschungen vorzubeugen. Sonst wären es ja auch keine Wahrzeichen. Die Stätten werden überrannt, dabei liegen die einheimischen Touristen inzwischen weit vorne. Die Reiselust der Chinesen ist ein relativ neues Phänomen und zieht sich inzwischen durch alle Schichten. Man will hier wie alle Urlauber vor allem eine gute Zeit haben, aber in diesem Stadium spielt sicher auch die Suche nach der eigenen Geschichte und Identität eine Rolle. Die Botschaften an den Sehenswürdigkeiten sind wenig subtil (5000 Jahre Geschichte! Ohnegleichen!), was die Sache natürlich einfacher macht.

Xi’an bw. Chang’an war ja tatsächlich ohnegleichen, das ist aber auch schon ziemlich lang her, etwa 1000 Jahre. Bis dahin war es Hauptstadt, der erste Kaiser von China, Qin Shihuangdi (reg. 221 – 210 v.Chr.), hat von hier aus als Reichseiniger und Despot geherrscht. China hat ein gespaltenes Verhältnis zu seinen Despoten, der erste Kaiser war grausam und rücksichtslos, trotzdem schwingt in den Bewertungen auch immer großer Respekt für seinen Willen und den Erfolg mit. Mao etwa, der Superkommunist, hat ihn als ein Vorbild bezeichnet und immer wieder die kurze Dynastiegeschichte der Qin gelesen. Noch ein Despot, dem meistens Bewunderung entgegengebracht wird. Die Terrakotta-Armee jedenfalls ist Ausdruck eines phänomenalen Verfolgungswahns, das ehrenvolle Ende jedes echten Despoten: abertausende von unterirdischen Soldaten, die den Kaiser noch im Tod vor seinen Feinden aus dem Osten beschützen sollten.

Viel netter ist die Geschichte der Großen Wildganspagode und viel sympathischer ihr Protagonist: der große Reisende Xuanzang, unser Vorbild! auch das Vorbild für unendlich viele chinesische Opern und Seifenopern. Anfang des 7. Jahrhunderts, zu Beginn der Tang-Dynastie, ist er nach Westen gereist, über Zentralasien und den Pamir nach Indien, um dort über den Buddhismus zu lernen und die echten Schriften zu studieren. Nach seiner Rückkehr, 16 Jahre später, wurde ihm zu Ehren die Große Wildganspagode gebaut. Das Tempelgelände drum herum wurde ausgeweitet, in ihm hat er bis zu seinem Tod die mitgebrachten Texte aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt. Ihm laufen wir ab morgen hinterher, auf der Reise nach Westen. Zu seiner Zeit war das Reisen vielleicht langwieriger und schwieriger, aber immerhin hatte er den verrückten Affen Sun Wukong und Pigsy und Sandy an seiner Seite…

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3 Kommentare:

  1. Hallo Jan,
    wir verfolgen dich von Blog zu Blog (oder schreibt man das klein? Sind halt noch aus der Bleistiftgeneration, zumindest ich). Wirst wohl bald eine Reiseanmeldung erhalten, auch dank deiner mundwässrigmachenden Reisebeschreibungen!

  2. Hi Monika,

    wir kommen gerade wieder mal aus dem Biergarten (und anschließend Eisdiele). Gibt’s sowas dort bei euch auch ? Wir möchten gerne wissen, was du da in deiner Tüte auf Foto Nr. 8 eingekauft hast.
    liebe Grüße, Rudi + Mary

  3. Langstein Helmut

    Hallo Monika,
    habe gerade den Reisebericht von Jan gelesen und Dich auf den Bildern gesehen.
    Ich hoffe es geht Dir gut und wünsche Dir/Euch noch
    eine pannenfreie Reise.
    Ich bin ab 14.09. auch wieder in China
    -die 3 Schluchten des Yangzi-
    viele Grüße auch an Jan
    Helmut aus München (Reise Tal des roten Flusses)

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