Macht kaputt was euch kaputt macht

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Wie theatralisch. In meinem Fall geht es ja nur um einen GPS-Empfänger, und der hat von ganz alleine den Geist aufgegeben. Er verweigert jede Ortung. Das interne Antennenkabel ist defekt, meint Dieter, der sich damit auskennt. Jedenfalls kann ich derzeit völlig entspannt vor mich hin fahren, denn wo wären wir, wenn nicht mindestens drei andere GPS-Geräte sofort einspringen könnten. Die Tracks der Tour haben wir einander schon zuvor überspielt und jetzt ist Dieter für die Feinorientierung zuständig. Es könnte keinen besseren geben, ich habe nun plötzlich einen Hospitanten der schon alle Weltmeere besegelt und einige CBB-Touren hinter sich hat. Abends macht er die Tracks zurecht, zu allem Überfluss kümmert er sich auch noch um die Kasse. Ein paar Brocken Chinesisch und er ist eingestellt.

Fachmännische Kommentare kommen außerdem von Martin, Michael hält sich zurück und kratzt über das Touchpad seines Empfängers. Für mich ist es ein nahezu neues Fahrgefühl, man klebt ja mit einem Auge ständig an dem Ding am Lenker, drückt hin- und her, addiert und subtrahiert. In unserem Fall erklärt sich die Strecke fast von selbst, wir sind in einen nördlichen Seitenarm der Seidenstraße eingebogen und fahren nun die Provinzstraße 303 nach Westen, endlich ist es luftig und grün.

Die angenehmen Temperaturen mussten wir uns erst hart erklettern, die erste richtige Etappe war gleich am Anschlag. Zunächst schnurgerade und stetig bergauf, bei wüsten Temperaturen, dann windet man sich um das Gebirge herum, auf das man fast 50km zugesteuert ist und das einfach nicht näherkommen wollte. Schließlich ein langgezogener Schlussanstieg durch ein irreales Tal, eingezwängt in schroffen, rot-braunen Fels. Oben in der Ebene hat man dann 2000 Höhenmeter hinter sich, dafür gleitet man plötzlich durch grüne Auen und wird von einem lauen Lüftchen umschmeichelt.

Jetzt fahren wir also durch dieses Grasland, am nördlichen Rand des Barkol-Gebirges entlang, einem Ausläufer des Bodga-Gebirges, welches wiederum ein Ausläufer des Tianshan ist. Am Wegesrand stehen Jurten, die immer wieder von flachen Lehm-oder Ziegelbauten abgelöst werden. Das Steppendasein wird in kleinem Stil vermarktet (unsere Jurtenmutter gestern war von der Hui-Minorität, die nicht gerade für ihr Nomaden-Dasein bekannt ist), aber insgesamt ist die Gegend zu weit ab vom Schuss für den ganz großen Zirkus. Vor allem Uiguren und Kasachen siedeln hier und teilen sich die weite Landschaft mit grasendem Vieh: Rinder, Schafe, Pferde und vereinzelt Kamele. Milane kreisen in der Luft.


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