Markt in Kashgar

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Heute wieder von Monika. Schreibt sie nicht toll?!

Jan hat ja gestern über die Altstadt und Geschichte berichtet. Und über unser Hotel. Das Aufwachen in den Zimmern ist jedenfalls ein Erlebnis. Von fern krähen die Hähne, auch der Muezzin darf hier rufen. Diffuses Tageslicht fällt durch bestickte Vorhänge auf üppige, aber zusammengetretene, alte Teppiche. Über uns – reichhaltig verzierte, rosa und himmelblau glitzernde Stuckdecken….

Sonntag ist Markttag in Kashgar. Märkte – das sind die Orte, die uns Reisende locken und immer wieder begeistern. Voller Kommunikation und Emotion. Vielschichtig zusammengesetzt aus Geräusch, Geruch, Geschmack und viel Gefühl. Nach dem heutigen Tag kann ich sagen – man muss den Markt von Kashgar gesehen haben. Ja, man muss!!!

Zu acht sitzen wir auf der Ladefläche eines Motorradtaxis und folgen den anderen Transportmitteln, die Ziegen und Schafe geladen haben oder ein Pferd neben sich herlaufen lassen. Der Viehmarkt ist ein riesiger Platz. Prüfend werden Viehmäuler aufgerissen – Esel schreien lauthals. Neben seltsam aussehenden Fettsteiß-Schafen sind Ziegenherden aufgereiht und fast wie Zöpfe zusammengeflochten. Rinder, Kälber und Yaks werden von Laderampen gezerrt. Ein Esel ist entwischt, keilt aus – ein schönes, feuriges Tier. Der Besitzer hängt schreiend am Schwanz. Viehhandel ist Männersache: Geldbüschel werden gezählt und misstrauisch nochmal gezählt, Gezeter, Verhandlungen. Dann Handschlag. Jedes einzelne uigurische Gesicht mit den typischen Mützen und Bärten ist ein Foto wert. Die Staubwolken von scharrenden Tieren mischen sich mit dem Rauch der Essensstände. Große Fleischspieße sind vorbereitet, riesige Suppenkessel kochen vor sich hin. Flammen schlagen aus den Eisenöfen. Hochmütig aussehende Kamele biegen um die Ecke.

Wir brauchen eine Pause, suchen eine Teestube und landen in einem uigurischen Wohnzimmer. Einfach so. Ein kleiner Plausch auf der Straße, wir werden gastfreundlich herein gewunken und mit Tee, Brot, Melonen und Süßigkeiten bewirtet. Im Hof des Hauses meckert das soeben auf dem Viehmarkt erworbene, noch lebende Abendessen. Der Gastgeber freut sich über unseren Besuch und möchte nichts annehmen. Ob wir wohl ein Foto schicken können? Sorgfältig malt er die Adresse in uigurischen Schriftzeichen auf einen Zettel. Die Hausfrau zieht sich noch rasch für das Gemeinschaftsfoto um.

Wir laufen an Melonen-Hochgebirgen vorbei. Wer isst die vielen Früchte wenn wir nicht mehr da sind? Auf anderen, meterhohen Bergen von getrockneten Aprikosen sitzen Männer beim Mittagessen. Pflücken trotz riesiger Zahnlücken direkt die Hammelstücke vom Spieß. Hühner und Tauben werden flügelschlagend in Kisten gesteckt. Junge Männer lassen zerfledderte Kampfhähne aufeinander los. Sittiche und Papageien tschilpen in den Käfigen auf dem Vogelmarkt. In einem Hinterhof stehen 10 Kamele – ob wir Kamelmilch trinken wollen? Kinder hüpfen aufgeregt um uns herum.

Das ist noch lange nicht alles. Die Eindrücke stürzen ungebremst auf uns ein. Die ersten von uns lassen erschöpft die Kameras und sich selbst auf ein wackeliges Holzstühlchen sinken. Markttage sind anstrengend und beglückend. Brauchen gutes Schuhwerk und Gelassenheit. Schade wir die Erlebnisse nicht komplett übertragen können. Mit allen Sinnen.

Ja – man muss den Markt in Kashgar gesehen haben!

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2 Kommentare:

  1. 15 Tote in Chinas Unruheprovinz Xinjiang, blutige Auseinandersetzung zwischen moslemischen Uiguren und Chinesen !!! Das kam heute in der früh in unseren Zeitungen …
    Bei blutigen Zwischenfällen in Kashgar in der chinesischen Unruheregion Xinjiang sind 15 Menschen ums Leben gekommen und 39 weitere wurden verletzt ….wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinzhua berichtete. „Aufrührer“ hätten am Samstag und Sonntag in der Oasenstadt bei Messerattentaten zehn Menschen getötet ….
    ????????? Hoffe es geht euch gut !

  2. Liebe Monika,
    mit Vergnügen haben wir deinen Bericht über den Markt in Kashgar gelesen. Wir können deine Begeisterung sehr gut verstehen, auch uns ging es damals (1998) so, wir waren einfach überwältigt.
    Das ist doch eine ganz andere Welt, und das im 21. Jahrhundert. Wir waren damals übrigens in dem gleichen Hotel wie Ihr, vielleicht hat man dort inzwischen ein bißchen renoviert, was solls, ist ja nicht wichtig, bei solch vielfältigen Eindrücken.
    Wir gehen davon aus, daß wir nach deiner Rückkehr eine spezielle „Schmuck-Modeschau“ von dir vorgeführt bekommen. Ein Spritz steht natürlich wie immer bereit.
    Noch schöne Tage in Peking und liebe Grüße – auch an Jan – von Rudi * Maria

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