Polizisten/innen

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Das Tongyi Binguan in Jimsar ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ein eigentlich elegantes Hotel auf chinesische Art vernachlässigen kann. Details, die schon beim Bau nicht zusammenpassen (unerreichbare Abflüsse, auf den nassen Putz geklebte Tapeten…) bilden eine vollkommene Symbiose mit Gästen, die wie Stürme durch die Zimmer ziehen: rauchenden, trinkenden, spielenden Gesellen. Das Personal kämpft gegen Windmühlen. So muss man sich ein typisches 3-Sterne Hotel in der chinesischen Provinz vorstellen.

Aber mal wieder Internet. Ich sitze am vollautomatischen Majiang-Tisch in meinem riesigen Zimmer, um mich herum Brandlöcher auf dem pelzigen Teppich, und habe ein nett verwohntes Ambiente um mich herum. Heute Abend hat uns die Obrigkeit genervt, für eine Stunde musste ich erklären was wir so machen und mit dem wichtigen Herrn von der Polizei die Pässe durchgehen. Das ist ungewöhnlich, meistens ist das Verhältnis mit den Staatsdienern sehr entspannt in der Volksrepublik China (was nun wiederum politisch unkorrekt klingt, zumindest für deutsche Spiegel-Leser. Aber was will man machen, bei mir war das bis jetzt der Fall). Wir müssen uns ja öfters mal registrieren, das geht problemlos und freundlich vonstatten, hier in Xinjiang wird man dabei stets mit Melonen beschenkt. Höhepunkte sind immer die Mautstellen der Autobahnpolizei, dort wird man herumgeführt, versorgt und gefeiert. Die Angestellten sind meistens eine Woche vor Ort, dann erst hat man eine Woche Heimaturlaub. Dementsprechend richten sie es sich hier ein: Beete, Ställe, Teiche, im menschenleeren Xinjiang sind diese Mautstellen fast selbstversorgend.

Morgen geht es für uns auf die Königsetappe, ich glaube nicht, dass es in unserem Portfolio ähnliches gibt (140km und die letzten 30 davon bergauf). Muss auch nicht sein, dass wir alles fahren. Die Stimmung ist aber bestens, die Mägen sind voll, der Geist der Truppe ist ambitioniert aber nicht verbissen. Etwas weniger Plattfüße wären nett, dagegen kann man leider nicht viel machen. Immer das gleiche: die alten Reifen-Karkassen der Lasttransporte sind so abgenutzt, dass sie sich langsam auflösen. Kleine fiese Drähte zieren die die Straßen der Fernfahrerstrecken. Ab morgen ist jedenfalls erstemal Jurte und ab Urumqi dann wieder Strom.


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2 Kommentare:

  1. Hallo Jan, hallo Monika,

    Wir wünschen euch viel Spaß bei eurem Bummel durch den Sonntagsmarkt in Kashgar. Da gibt es sicher interessante Dinge zum Einkaufen (und zum Essen).
    Ihr werdet sicher nicht mitbekommen haben, daß nicht allzuweit von eurer Strecke wieder mal ca. 12 Uiguren von der Polizei erschossen wurden. Ist ein trauriges Kapitel. bei aller Begeisterung für China. Das erklärt wohl auch die derzeitige Nervosität der Polizei. Noch weiterhin schöne Tage und viel Interessantes wünschen euch Rudi + Maria.

  2. Hallo Rudi, bei aller Anteilnahme, die sicher nicht als chinafreundlich bekannte NZZ schreibt dazu:

    http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/uiguren_china_polizeiwache_xinjinag_1.11473847.html

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