Die Mauer und das Vogelnest

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Hier kommt nochmal Monika zu Wort und es geht um unseren schönen Abschlusstag gestern. Heute ist Abreise und alles driftet schweren Herzens auseinander, Frank und Lutz habe ich bereits zum Flughafen gebracht, wir anderen sammeln uns gerade in den ruhigen Innenhöfen des Lüsongyuan-Hotels. Gleich ein letztes gemeinsames chinesisches Essen. Es war eine gelungene Tour, da muss man nicht viel drumherum reden. Dieter, danke für Deine Mühen und Technical Support, Monika, danke für Deine Kreativität, Hermine, Martin, Michael, Frank, Lutz: danke dass ihr dabei und so unkompliziert ward. Alle sind sie spätestens morgen früh daheim, hoffe ich mal, ich selber fahre noch für eine Woche in die Innere Mongolei und erkunde dort einige Routen, mit Che zusammen (vielleicht schreibe ich einen Eintrag darüber, mein Mitteilungsbedürfnis wird langsam pathologisch). Also, Monika:

Unser letzter gemeinsamer Tag. Und es wird ein besonders schöner. 70 km im Norden von Peking dürfen wir fast völlig alleine ein Stück auf der ‚wilden‘ Mauer entlanglaufen. Nur ein paar Libellen begleiten uns. Steil geht es bergauf und bergab. Die Landschaft um uns herum ist traumhaft grün, fruchtbar und hügelig. Wir können die Mauer weit, weit mit den Augen verfolgen. Von einem Horizont bis zum nächsten. Keine gerade Linie, sie windet sich am Grat entlang, schlängelt sich durchs Tal, wird durch einen See mit Flußlauf unterbrochen. Immer wieder von Wachtürmen begleitet. Mal ein Stück restauriert, dann wieder grün überwachsen und zerfallen. Eines der größten Bauwerke der Menschheitsgeschichte. Ich sehe sie das erste Mal: Gänsehaut bei 35° Grad.

Ein kleines Restaurant grillt uns einen Fisch und außerdem gibt es Esel. Mit Sojasoße. Frank schluckt und verzichtet. Ein Zimmer gäbe es auch zu mieten. Vom Bett aus hat man eine sensationelle Sicht auf die Mauer. Falls das zu langweilig ist – da wären auch noch zwei Fernseher. Jan veranstaltet ein kleines Feuerwerk. Böller, Rauch, Schwarzpulvergeruch. Die Reise ist zu Ende. Alle Heil. Kein Sturz. Gratulation!

Auf der Rückfahrt dann noch das Olympiagelände mit Vogelnest. Jetzt also wieder ein völlig anderer Baustil. Neueren Datums- aber auch spektakulär. Über die Tartanbahn flitzen Touristen mit Rollatoren. Von einem Extrem ins andere. Das hatten wir auf der Reise schon oft. Und noch ein Highlight. Was isst man in Peking? Genau! Ente! Der Koch zelebriert. Schneidet die Haut filigran vom Vogel. Zerlegt ihn scheibchenweise und setzt ihn ohne Knochen wieder zusammen. Es schmeckt so wie die ganze Reise war. Eigenständig. Nicht vergleichbar mit anderen Dingen. Großartig!
Mein persönliches Fazit der Reise. Ich habe ein ganz anderes China kennengelernt. Wilder, trockener und realer. Nicht lieblich. Manchmal und für manche von uns zu real. Aber auch schroffe Landschaften haben ihren Reiz. Wir haben über Hitze und Kohleminen geschimpft, standen fassungslos vor dem Anblick des Karakorum und ich kann mich auch noch gut an den glänzenden Mondsichelsee im Abendlicht erinnern. Die mythischen Märchen, die flammenden Berge. Und..und..und. Keine gemeinsame Jurtenübernachtungen mehr und was soll ich bloß zu Hause essen? Nur ein Gericht? Selber aussuchen? Nicht mehr Stäbchenstochern?

Und ich fand unsere Gruppe toll. Jan kannte ich – den Rest nicht. Ich habe alle ins Herz geschlossen. Ob ich wohl ohne GPS ins Büro finde?