Ein Tag über den Wolken? Der Yaoshan

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Im Gegensatz zum gestrigen Tag verlief die heutige Fahrt pannenfrei und ohne „größere“ personelle Verluste. Beim kurzen Anstieg zum Parkplatz des Yaoshan konnten wir schon mal unsere Räder (Gangschaltung) und unsere Fitness testen.

Dieser Berg, der sich bis auf eine Höhe von 903 m über dem Meeresspiegel erstreckt, bietet einen wunderschönen Blick auf die umgebende Landschaft. Allerdings war am heutigen Tag, trotz hochsommerlicher Temperaturen, die Sicht stark eingeschränkt. Leider war es auch nicht mehr möglich, den touristischen Bereich zu verlassen und einen etwas ausgedehnteren Spaziergang auf dem Gipfel zu unternehmen.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch eine der Ming-zeitlichen Grabanlagen der lokalen Oberschicht dieser Dynastie. Diese sind noch recht gut erhalten und gleichen Miniaturausgaben von denen bei Beijing, sind aber viel weniger besucht. Wir genossen die Ruhe in der von sanft bewaldeten Hügeln umgebenen Anlage.
Als wir uns dem Ausgang zuwandten, fiel doch noch eine größere chinesische Touristengruppe ein. Sofort erwachten die im vorderen Bereich vor sich hin dösenden Tempeltänzer und starteten mit viel Tamtam eine Tanzvorführung, in die die Neuankömmlinge auch gleich mit eingebunden wurden.
Auf dem Rückweg speisten wir in einem Gartenrestaurant ganz in der Nähe. Es war mir noch vom letzten Jahr in guter Erinnerung geblieben, als diese Lokalität uns auf einer heimeligen Dachterrasse Zuflucht vor Regen und leckeres Essen bot.

Frisch gestärkt besichtigten wir noch einen Markt, den wir auf der Heimfahrt entdeckt hatten. Hier gelangte Silke dann in das zweifelhafte Vergnügen, der Schlachtung eines Huhnes hautnah beizuwohnen.
Nach der Rückkehr traf ich mich mit unserem Fahrer, um die kommenden Tage zu besprechen. Derweil besichtigte die Gruppe ausführlich den Xiangbishan (Elefantenrüssel-Berg). Dieser Berg gleicht einem Elefanten der aus dem Li-Fluss trinkt. Die Legende besagt, dass der himmlische Herrscher das Tier hier zum Sterben zurückließ und es daraufhin zu Stein wurde.

Zum Abendessen treffen wir uns wieder. Mit einem Bier lassen wir den Abend an der Uferpromenade ausklingen, wo eine Gruppe älterer Chinesen gemeinsam musiziert – chinesischer klassischer Gesang begleitet von Schifferklavier und Gitarre. Auch eine meiner Kindheitserinnerungen war dabei (für alle Ossis:) „Bella Ciao“ auf Chinesisch!
Nach und nach gesellen sich immer mehr Menschen dazu, tanzen ein bisschen, wippen im Takt, unterhalten sich mit den Sängern. Von einem werden wir auf Englisch in Guilin willkommen geheißen.


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Am Gelbwasserfluss entlang

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

62 km von Xining nach Ledu, lumpige 119 hm bei angenehmen 20 Grad, ein paar konfuzianische Tempel an der Straße und endlich wieder Internet.

Gestern Abend war ich noch ziemlich sauer, im Zimmer gab es kein Internet, dafür aber ein Internetcafe im Haus. Leider haben die Jungs aber meinen Rechner nicht ins Netz einbinden können und auf den ihreigen war die Webseite nur Salat und nicht zu bearbeiten. Beim Versuch des Versendens der Dateien stürzte mir der rechner zwei mal ab und dann bin ich frustriert ins Bett. Wie schön, wenn man dann in ein Hotel kommt, in dem man kein Netz erwartet und dann geht alles richtig gut und schnell, so konnte ich heute die letzten tage nachschieben, bevor wir dann wieder für eine Woche in der randtibetischen Wildnis verschwinden.
Ansonsten gab der Tag nicht so viel Schreibenswertes her. Das Wetter mit 20 grad war grandios und es ging hauptsächlich immer leicht nach unten. Mehr als 15 Kilometer fährt man noch in der nicht enden wollenden Hauptstadt der provinz Qinghai, dann wird es ländlich und herbstlich. Die Bäume stehen in buntem laub, wären da nicht die vielen Chinesen, meinte man sich irgendwo in Mitteleuropa.
Links der Straße zieht der Gelbwasserfluss träge dahin, er ist ein großer Zubringer für den Huang He, auf den wir in Lanzhou stoßen werden. Ein paar Kilometer hinter der Stadt wird es eng im Tal und der Fluss, eine Autobahn, unsere Straße und eine Bahnlinie teilen sich den engen Raum tief unten in der Schlucht.
Zwei schöne konfuzianische Tempel besichtigen wir am Wegesrand, während wir im ersten herzlich begrüßt werden und alle Türen für uns geöffnet werden, versucht uns im zweiten Tempel ein keifendes Weib gleich wieder heraus zu kehren, schreit und zetert, dass wir nicht fotografieren sollen, noch bevor überhaupt jemand die Kamera ausgepackt hat. Die Buddhas dürfe man nicht fotografieren, dass sei nicht gut; worauf ich erwidere, dass es sich hier ja wohl um einen konfuzianischen Tempel handele und es dort gar keine Buddhas gebe. Wie leicht vorstellbar ist trägt eine solche Bemerkung nicht unbedingt dazu bei, dass sich die ältliche Dame entspannt. Wir überlassen sie dann ihrem Herzinfarkt und radeln herzlich lachend weiter, im nächsten Tempel sind wir mit Sicherheit wieder gern gesehene Gäste.
Und recht bald sind wir auch in der kleinen Stadt Ledu. Während die Gruppe ein wenig über den Markt streicht und dann einen Berg mit Pagode und toller Aussicht erklimmt, setze ich mich bis zum Abendessen und danach an die Tastatur und verabschiede mich dann für die nächsten Tage, an denen es wieder recht spannend wird. Morgen besichtigen wir in Qutan einen wunderbaren alten buddhistischen Tempel und dann klettern wir wieder auf 3800 Meter ins tibetische Grasland. Dann sind wir auch schon bald in Tongren, einer tibetischen Stadt, in de sich neben vielen Klöstern auch die besten tibetischen Tankhamalschulen befinden…..aber davon später mehr.


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