Zum Geleit

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Heute ist der Tag des Abschieds gekommen.
Gestern hatten alle die Möglichkeit, zu tun und zu lassen was sie wollten. Keine nervige Katharina, die den Ton angibt und nach deren Pfeife man tanzen muss.
Zum gemeinsamen Abendessen, ein letztes Mal, trafen wir uns dann wieder. Noch einmal leckeres chinesisches Essen schlemmen. Sigi (Also Sigi, du siehst auch ich bin lernfähig) bekam seine geliebten Stangenbohnen.
Zum gebührenden Abschluss, warf Karl-Heinz ein, müsse man zu dieser „letzten“ Gelegenheit eigentlich unser Stammlokal der vorangegangenen beiden Abende aufsuchen, um da (erneut) das Spirituosenregal zu plündern.
Gesagt getan. Die Bedienungen begrüßten uns schon laut lachend, sie waren unseren Anblick schon gewohnt, auch den von Heinz vorm Schnapsregal. Gebührend beschlossen wir den Abend mit einigen Bieren und drei Flaschen Schnaps der Marke „Roter Stern“.
Es war schon spät, als wir das Lokal verließen. Als letzte Gäste ließen wir nur Koch und Bedienung zurück, eifrig damit beschäftigt eine Unmenge Knoblauch zu schälen, wie es schien, eine allabendliches Ritual.

Heute morgen letztes Frühstück dann eine kurze Verschnaufpause bevor ich meine Gruppe vor zur Kreuzung bringen werde, wo der Fahrer, ein quadratischer Beijinger – mehr breit als hoch-,schon auf uns wartet.
Silke und Andreas haben die Zeit noch genutzt, um nach Geschenken zu fahnden (unter anderem für mich, hihi). Sigi eröffnet mir in der Zwischenzeit, dass er in der vergangenen Nacht von unserem Abschied geträumt hätte. Alle hätten geweint, bis auf ihn und Hans.
So hochdramatisch fällt der Abschied dann doch nicht aus. Der Fahrer bugsiert die Koffer in den Minibus und scheint am liebsten so schnell wie möglich die Passagiere hinterher schieben zu wollen. Also kurz und schmerzlos, aber herzlich. Ein letztes Mal winken und dann verschwindet das Gefährt im Beijinger Verkehrsgetümmel. Und ich bleibe allein zurück.
Kurze Zeit später mache auch ich mich auf, in entgegengesetzter Richtung zum südlichen Flughafen der Stadt. Ich komme pünktlich zweieinhalb Stunden vor Abflug an. Wie gut, dass mein Flug (nach Chengdu) dann auch gleich zweieinhalb Stunden Verspätung hat. Wie anders ist dieser Flughafen als sein großer Bruder im Nordosten. Hier geht es zu wie auf dem Bahnhof (damit meine ich einen chinesischen Bahnhof). Es ist so laut, dass man keine Durchsage verstehen kann. Am Gate hat sich eine Menschentraube gebildet (nicht nur mein Flug hat Verspätung). Ein paar Witzbolde und Krawallmacher sind auch dabei. Dann gibt es endlich eine Essenlieferung für die Wartenden. Ein Aufschrei geht durch die Menge und alles rennt zur Ausgabe, egal ob in Turnschuhen oder auf 12-cm-Absätzen. Kurze Zeit später ist nur noch einvernehmliches Schmatzen zu hören und es herrscht zu ersten Mal so etwas wie Ruhe.
Dann wird auch mein Flug aufgerufen.
Im Flugzeug. Der alte Mann neben mir lacht die ganze Zeit. Aus dem Augenwinkel sehe ich, die „drei Damen vom Grill“ in der Sitzreihe nebenan. Sie beobachten mich. Die eine schaut schnell weg als ich mich unvermittelt umdrehe, die andere muss lachen.

Hier noch einmal ein großes Dankeschön an meine Gruppe, die jetzt im Flugzeug nach Frankfurt sitzt. Es war eine schöne Reise. Unkompliziert und entspannt, einfach angenehm eben, mit einem rasanten Beginn in Guilin und einem hochprozentigem Ende in Beijing.

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Ein Kommentar:

  1. noch ein letzter Senf von dem, der vor dem Schnapsregal stand (ich kam im Gegensatz zu den chinesischen Mädels wenigstens an das obere Regal heran…):
    so entspannt wie die gesamte Reise fiel auch der letzte Morgen in Beijing aus. Nach einem letzten Bummel über einen benachbarten Hutong-Markt, wo man sogar gebrauchte Gebisse und Zähne bekommen konnte, hieß es am Bus Abschied nehmen von der „Dicken“. Was man an ihr hatte, merkte man spätestens nach zehn Minuten, als der Ritter-Sport-Fahrer (quadratisch: ja, praktisch: ja, gut: na ja)unsere rudimentär vorhandenen chinesischen Schimpfwortkenntnisse angesichts der auf dem Weg zum Flughafen herrschenden Verkehrsverhältnisse sehr schnell erweitern konnte.
    Das Einchecken und der immer wieder fazinierende Prozess des Geldwechselns (gefühlt: 64 Stempel auf 37 Formularen) klappten reibungslos und nach einem letzten Schmutzbier hob der Flieger Richtung Frankfurt ab. Im Flugzeug kurze Panikattacke bei Sigi, der seine Haustürschlüssel noch bei der Security-Kontrolle im Beijinger Airport wähnte, aber auch das Problem löste sich: Outdoorjacken haben halt manchmal doch zu viele Taschen…
    Und ich Frankfurt dann 15 Grad, viele Umarmungen und die Versprechen, die Bilder einer schönen Reise untereinander auszutauschen.

    Noch einmal Danke an Katharina von jemanden, der die Reise mit dem Untertitel „Skischuh und die Schnallen“ genossen hat.

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