Dem Cowboyhut hinterher in die Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute gibt es nach einem kurzen Abstecher zum Markt endlich mal wieder ein paar saftige Anstiege und wir dürfen bis auf 1100 m hinaufklettern. Obwohl, so dramatisch ist es dann gar nicht, eher im Gegenteil – das reinste Genussradeln. Wir sind die ganze Zeit unterwegs auf nagelneuer Straße und es geht bei moderater Steigung über unsere zwei Pässe. Die Strecke ist nicht zu lang, es bieten sich herrliche Ausblicke in die Berglandschaft, zwischendurch gibt es ein Picknick am Straßenrand und gegen Ende eine ausgedehnte Abfahrt.

Da strahlt auch Phet, unser Guide wie ein Honigkuchenpferd unter seinem Cowboyhut. Er ist 26 und war früher 7 Jahre lang Mönch. Jetzt ist er seit einem Jahr verheiratet und seine Frau bekommt bald ein Kind. Es ist das erste Mal, dass er mit einer Gruppe von China by Bike unterwegs ist und er hat nach eigener Aussage bisher höchstens Radtouren von 30 km Länge gemacht. Wir waren am Anfang etwas skeptisch, ob er bei den langen Etappen mithalten könnte, aber abgesehen davon, dass er einen etwas unregelmäßigen Rhythmus fährt, gibt er sich keine Blöße und wuchtet sich tapfer die Berge nach oben.

Der Fahrer unseres Begleitfahrzeuges wiederum ist der längste Laote, den wir jemals gesehen haben. Wenn er sich auf dem Dach seines kleinen LKW platziert, hat er den ultimativen Ausblick und weiß immer, in welcher Serpentine sich gerade die letzten Nachzügler befinden. Am hinteren Rand seiner Ladefläche stehen immer Obst- und Kekspackungen bereit, sowie eine große Kiste mit Eis für unsere Wasserflaschen. Außerdem hat er gleich noch seine Freundin mitgebracht, damit ihm nicht langweilig wird, wenn er uns immer den ganzen Tag hinterherzuckeln muss.

Es fährt (k)ein Zug nach nirgendwo

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Viertausend Inseln in zwei Tagen!! Was sich nach Stress anhört, war stattdessen für uns entspanntes Inselabhängen. Hier im südlichsten Zipfel von Laos, wo der Mekong seine größte Ausdehnung – stellenweise bis zu 14 km – hat, ist eines der Backpacker-Paradiese dieser Erde: Si Phan Don (= Vier Tausend Inseln). Je nach Jahreszeit (Regen- oder Trockenzeit) kann man einige hundert mehr oder weniger zählen. Die wichtigsten und größten sind Don Khong, Don Det und Don Khon. Südlich der Inseln stürzt das Mekongwasser über zwei der größten und eindrucksvollsten Wasserfälle Asiens über die Felsen herab. Diese Wasserfälle haben vor fast 150 Jahren die Träume der Franzosen platzen lassen, die als Kolonialherren über Indochina die Schätze der Region von China bis nach Vietnam den Mekong hinunter schiffen wollten.

Um den Traum doch noch zu verwirklichen, ließen sie ab 1893 eine Eisenbahn von der Nordspitze Don Dets bis zur Südspitze Don Khones bauen, um auf diesem Wege Güter und Passagiere an den Wasserfällen vorbeizuleiten. Welche Schinderei und Mühsal die Einheimischen bei diesem absurden Vorhaben erdulden mußten, läßt sich einer Sammlung alter sepiafarbener und bedrückender Fotos entnehmen, die ein Laote in einem Garten neben der Terrasse unseres Hotels aufgehängt hat. In fließendem Englisch lädt er uns freundlich ein, die kleine Ausstellung zu betrachten. Er selbst wohnt nicht (mehr) auf der Insel, sondern in Laos Hauptstadt Vientiane und ist gerade bei seinem Bruder zu Besuch.

Heute ist von diesem Großmachttraum der ehemaligen Kolonialherren nicht mehr viel übrig. Die Schienen der Bahn sind mittlerweile in Brücken verbaut, eine alte Schmalspurlok rostet vor sich, und an den Enden der Bahn sind jeweils große Verladerampen aus Beton, die vom Mekong aus eher wie häßliche Parkdecks aussehen. Von Nutzen für die Inselbewohner ist nur die kleine Brücke zwischen beiden Inseln, der ein französisches Flair nicht abzusprechen ist.