In the Middle of the Road

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

„In Laos wird auf der rechten Straßenseite gefahren“ erklärte uns Yong, mein ebenso junger wie engagierter laotischer Co-Reiseleiter, gleich am ersten Abend in Vientiane. „Oh no,“ entgegnete ich nicht ganz ernsthaft „in Laos they all drive in the middle of the road!“

Yong hat sich das mehr zu Herzen genommen als es gemeint war, denn zu Beginn unserer heutigen Tour raus aus Vientiante und hoch in den Norden steuerte er sein Rad überwiegend in der Straßenmitte. Zwar zum Leidwesen der nachfolgenden Kraftfahrzeuge, aber gestört hat es keinen so richtig. Irgendwann bat ich ihn dann doch lieber am rechten Seitenrand zu fahren. Das tat er auch und innerhalb unserer Gruppe wurde fortan wesentlich entspannter gefahren.
Erwähnte ich bereits, dass Laos sowohl spannend als auch entspannt ist? Das trifft auch auf den Verkehr zu! Feste Verkehrsregeln scheint es nicht zu geben, das ist spannend. Niemand stört sich an der Fahrweise des anderen, das ist entspannend.

94 Kilometer standen heute im Programm. Die ersten 15 davon auf belebter Ausfallstraße. Bitte nicht vergessen: Wir sprechen hier von der Ausfallstraße einer Stadt, die 350.000 Einwohner hat und von einem Land, in dem nicht jeder dritte Einwohner mindestens zwei Autos hat! Zugegeben, auch unter diesen Bedingungen ist die Straße Nummer 10 ab Vientiane kein Radwanderweg. Jedoch überlebbar.
Sind es bis Kilometer 15 noch ca. 50 Fahrzeuge, die pro Minute an uns vorbeidonnern, waren es danach bis Kilometer 25 nur noch 10 und ab Kilometer 65 so gut wie keine mehr.

Fünf Minuten vor Dunkelheit und nach 94 Kilometer sind wir an unserem Ziel, dem Nam Ngum Stausee, angekommen. Da war es schon höchste Zeit für unser erstes Schmutziges Bier. Oder Schmutzbier, wie es auch genannt wird.

Da es schon mehrfach hier im Blog erwähnt, aber nie richtig erklärt wurde, hier ein paar aufklärende Worte dazu: Ein „Schmutziges Bier“ (oder auch „Schmutzbier“) ist ein alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk, welches man sich gleich nach dem Erreichen eines Etappenziels zuführt, ohne zuvor den Staub des Tages vom Körper gewaschen zu haben. Daher die Bezeichnung „Schmutz“ oder „Schmutzig“.

Prost!


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Elefantenalarm!

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Es gibt ihn noch! Den letzten Elefanten von Laos. Wir haben ihn gesehen. Und das gleich mehrfach. Das erste Mal bei der 1000 Buddha-Höhle von Pak Ou. In 500 m Entfernung auf der anderen Seite des Flusses. Ein Schrei erschütterte die Luft: ‚Elefant‘! Alles sprintet ans Geländer. Blitzlichtgewitter.

Das zweite Mal waren wir schon näher dran. Er wollte sich hinter einem Boot verstecken, aber wir haben genau gesehen, wie er Baumstämme die Böschung hinuntergeschubst hat. Ein Arbeitselefant. Wie er wohl heißen mag? Wird er uns wieder begegnen? Will er sich womöglich in Richtung Goldenes Dreieck absetzen? Wir wollen uns an seine Fersen heften und nennen ihn als Reminiszenz an Francis Ford Coppolas Meisterwerk einfach Colonel Kurtz.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Stunden langen Wartens. Bis zum Einbruch der Dämmerung fahren wir den Mekong hinauf, immer tiefer in den Dschungel hinein, ohne auf eine Spur zu stoßen. Vielleicht ist er schon über die thailändische Grenze verschwunden. Wir fahren weiter. Die Sonne brennt auf unser Boot herunter und die Zeit rinnt träge dahin. Bleiern sitzt uns die Müdigkeit in den Knochen. Wer noch genügend Energie hat, liest etwas, die anderen schlafen oder spielen Doppelkopf. Beim Abendessen drehen sich die Gespräche darum, ob der Nordpol wirklich genau der Punkt ist, an dem man sich um sich selbst dreht, wenn man darauf steht. ?! Es muss wohl bald etwas passieren, sonst werden wir hier noch…

Ok, das war jetzt ein bisschen dick aufgetragen, aber das mit dem Nordpol hab‘ ich mir nicht ausgedacht. Einen Tag Nichtstun auf dem Boot und die ganze Gruppe ist massiv unterfordert. Es wird Zeit, dass wir wieder auf die Räder kommen. Übermorgen ist es endlich soweit – das Handbuch verspricht eine dreistellige Zahl auf dem Kilometerzähler.


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