Land der Tausend Radfahrer

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert gab es in Laos ein Königreich, das nannte sich Lan Xang (oder auch Lane Xang, Lan Chang, Lan Sang). Keine Sorge, ich werde Sie jetzt nicht mit der Geschichte Laos malträtieren. Vielleicht später. Jedenfalls bedeutet Lan Xang „Land der Millionen Elefanten“. Klingt romantisch, aber wie die folgende Legende, die uns unser Guide Yong aufgetischt hat, belegt, waren die Dickhäuter nicht immer wohl gelitten:

Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, ein Junge, der übernatürliche Kräfte besaß. Wie er zu diesen Kräften kam ist eine andere Geschichte. Hier geht es schließlich um Elefanten. Und zwar um genau 1.000.000 Elefanten. Die lebten in der Region um Vientiane und machten der dortigen Bevölkerung das Leben zur Hölle. Elefanten können nämlich besonders gut trampeln und futtern. Beides wirkte sich extrem ungünstig auf die Getreideproduktion in Vientiane aus. Die Einwohner und auch der damalige König waren dermaßen unglücklich über ihre missliche Lage, dass letzterer versprach demjenigen sowohl sein Königreich als auch seine Tochter zu schenken, dem es gelingt der Elefantenplage Herr zu werden. Kommt Ihnen das vielleicht aus deutschen Märchen bekannt vor? Mir schon, jedenfalls der Teil mit der Prinzessin als Tochter.

Unser junger Freund vom Anfang dieser Story hörte davon und da er nicht nur übernatürliche Kräfte besaß, sondern auch eine soziale Ader, machte er sich auf den Weg in die Hauptstadt. Er stammte aus dem Süden des Reiches. In Vientiane angekommen gelang es ihm innerhalb kurzer Zeit 999.999 Elefanten zu eliminieren. Wie er das angestellt hat ist leider nicht überliefert.

Wenn Sie in Mathe gut aufgepasst haben dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass noch ein Elefant von den ursprünglichen einen Million übrig geblieben ist. Das war der Chef der Horde, und den hat unser Held verschont. Er war ja nicht so.

Trotzdem gehörten Königreich und Prinzessin nach dem Massaker ihm. Dem entthronten König war das dann doch nicht so recht. Die Tochter war ihm egal, er wollte jedoch sein Reich wieder haben. Schwierige Angelegenheit, denn der Thronfolger war resistent gegen jegliche Art von Waffengewalt. Aber er musste eine verwundbare Stelle haben, und die erfuhr der hinterlistige Ex-König von seiner Tochter (Hallo Siegfried, hier ist dein laotischer Counterpart!). Töchterchen kannte inzwischen ihren Gatten bestens und wusste somit, dass alle seine Körperöffnungen letale Angriffsflächen boten.

Um eine traurige Geschichte kurz zu machen, der hinterlistige Monarch stellte dem Elefantentöter eine Falle, die ihn beim Verrichten eines großen Geschäftes rektal erdolchte. Traurig, traurig…

Soweit die Legende. Ich hoffe ich habe sie wahrheitsgemäß wiedergegeben. Wie bin ich nur darauf gekommen? Ach ja, ich wollte den Übergang vom Elefant zum Radfahrer schaffen. Elefanten gibt es nämlich nur noch wenige in Laos. Die Sage hat also einen wahren Kern. Deswegen heißt unser kleiner Radelausflug auch „Land der Tausend Elefanten“, und nicht „Land der Millionen Elefanten“. Selbst von den tausend Elefanten haben wir bisher noch keinen einzigen gesehen. Aber Radfahrer sind uns begegnet! Keine tausend, jedoch jeden Tag ein paar. Oft ein Paar, die meisten von ihnen Holländer, aber auch Amerikaner. Und einen Koreaner. Aber der konnte kein Englisch.

Laos lässt sich hervorragend individuell mit dem Zweirad bereisen. Da es nur zwei oder drei Straßen gibt kann man sich praktisch nicht verirren. Viele Restaurants haben Speisekarten auch auf Englisch und billige Unterkünfte hat es spätestens nach 120 Kilometer. Kein Wunder also, dass wir unterwegs ständig Radtouristen treffen. Sie machen dem Fernlastverkehr zahlenmäßig ernsthafte Konkurrenz. Meistens stoppen wir uns gegenseitig, tauschen Erfahrungen aus und geben Tipps für die nächsten Strecken.

Wer Zeit und Geld übrig hat sollte Laos eigenständig mit dem Rad bereisen. Fehlt es jedoch entweder an dem einen oder dem anderem oder gar an beidem ist bei uns (Laos By Bike AKA China By Bike) wesentlich besser aufgehoben. Da muss man sich nämlich keine Gedanken um die Unterkünfte oder die Verpflegung machen und erfährt in drei Wochen mehr über das Land als ein Individualtourist, der drei Monate durch Laos tingelt.

Was hat meine Gruppe heute gemacht? Sie hat wieder eine Runde auf dem Ou Fluss gedreht. Nicht so lang wie gestern, daher stand der Vormittag zur freien Verfügung. Einige haben das Dorf durchstreift, andere haben Blog geschrieben und ein Nickerchen gehalten. Um 12 Uhr saßen wir wieder im Boot auf unseren ausgebauten Bussitzen. Kurzer Zwischenstopp in einem Schnapsbrennerdorf. In einem ehemaligen Schnapsbrennerdorf, denn eine Untergruppe der AA scheint sich hier breit gemacht und die Hausdestillen stillgelegt zu haben. Schluss mit Feuerwasser.

Viertel vor vier gingen wir in Muang Khua an Land, noch genügend Zeit für einen Rundgang durch den Ort. Der lädierte Lastwagen auf dem letzten Foto steht übrigens vor der Grundschule und war wohl zu seinen besseren Zeiten der Schulbus. Vermutet Karl.


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