Es gibt Reis, Baby!

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Die Reisernte im Isaan ist in vollem Gange. Endlos fahren wir an Reisfeldern vorbei, nur hin und wieder von einem Zuckerrohrfeld oder einem kleinen Wäldchen unterbrochen, das sich beim genaueren Hinsehen oft als kleine Kautschukbaum-Anpflanzung erweist. Immer noch ist die Landwirtschaft der vorherrschende Wirtschaftssektor der Region und der Reisanbau spielt dabei die wichtigste Rolle. Normalerweise wird der Reis bei diesem Klima drei- bis viermal pro Jahr reif, aber hier sind die Böden sehr sandig und oft so ausgelaugt, daß die Ernte nur einmal pro Jahr möglich ist. Zum Schutz gegen Sonne und Insekten sind die Köpfe der Reisbauern bis auf schmale Schlitze für die Augen vermummt und von hohen Hüten bedeckt. Mit der kleinen Rundsichel in der Hand arbeiten sie sich mühsam Reihe für Reihe durch die Felder. Die geschnittenen Halme werden locker zu einer Garbe gebunden und vorsichtig zur Seite gelegt. Dabei stehen alle Erntehelfer – natürlich – die ganze Zeit bis zu den Knöcheln oder tiefer im Wasser, denn der Reis mag es gerne naß. Diese Arbeit ist nicht nur äußerst beschwerlich, sondern auch gefährlich. Ständig droht die Gefahr, von einer Schlange gebissen zu werden, und nicht für alle Arten gibt es ein Serum. Von den unheimlichen Krankheiten, die man sich durch tückische Insekten einfangen kann, gar nicht zu reden …

Jahrelang gab es zur Handarbeit bei der Reisernte keine Alternative. Maschinen, die man einsetzte, soffen im wahrsten Sinne des Wortes ab. Aber jetzt gibt es spezielle Mähdrescher, die (ähnlich wie Panzer) auf Ketten laufen und die die anstrengende Arbeit natürlich in einem Bruchteil der Zeit erledigen. Wer es sich leisten kann, mietet sich also tageweise einen Mähdrescher. Diese Erntemaschine wird das Leben der Reisbauern drastisch verändern und ich würde gerne in zehn Jahren wiederkommen, um zu sehen, wie die Menschen im Isaan dann leben.

Sobald der Reis – von Hand – gedroschen ist, die Reiskörner also von den Halmen getrennt sind – werden sie auf blauen, gaze-artigen Planen zum Trocknen ausgebreitet, oft an der Straße, direkt vor den Häusern. Zwischendurch müssen die Körner mehrfach von einer Harke gewendet werden. Erst wenn der Reis richtig trocken ist, wird er von den Händlern aufgekauft. Welch mühevolle Arbeit!

Wer freut sich im November über einen bedeckten Himmel? Die wilden Radler von China By Bike auf den Spuren der Khmer (und wahrscheinlich auch die Reisbauern im Isaan)! Nach den letzten Tagen, wo die Sonne ohne Pause vom Himmel brannte und der Sonnenschutzfaktor 50 für mitteleuropäische Bleichgesichter Pflicht war, sind wir begeistert von diesem Wetter!!

Auch die längste Strecke – die heutige Etappe war 106 km lang – nimmt irgendwann ein Ende und so schaffen wir es noch für ein Dreiviertelstündchen auf den Markt, bevor es dann gegen sechs sehr schnell sehr dunkel wird. Und da sind sie endlich, die frittierte Heuschrecken & Co, ein wenig ersehnt, ein wenig gefürchtet, aber probiert haben muß man sie doch mal. Tatsächlich finde ich dieses Amuse-Gueule ziemlich unspektakulär, doch so, gut gewürzt und mit ein bißchen Frühlingszwiebel, warum nicht?

Beim anschließenden Abendessen dürfen wir wieder die herrliche Isaan-Küche genießen: Köstliche Brühe mit Fisch und Meeresfrüchten, Larb Gai, ein fruchtig-frischer und sehr typischer Salat mit kleingehacktem, gegartem und noch warmen Fleisch, wahlweise mit Schwein oder – wie heute abend – mit Huhn, mehrere im ganzen frittierte Fische, deren Fleisch man von den Gräten pflückt und nach Geschmack in eine scharfe Sauce dippt, verschiedenes, sehr schmackhaftes Gemüse, kurz im Wok gegart und noch knackig, und ein sehr raffiniertes Gericht mit Seidentofu in kleinen Bällchen, die in einer Teighülle kurz fritiert wurden, so daß sie nicht auseinanderfallen, zusammen mit verschiedenen Pilzen in einer sämigen Sauce.

Ja, es hat auch Reis dazu gegeben, Baby.


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Ein Kommentar:

  1. Servus Renate,
    Ich lese neugierig Deine Beiträge und kriege gleich wieder Fernweh :-)))
    LG Peter
    http://www.danninger.eu/Mekong/

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