Endlich Regen!

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

19. Tag, 3.1.2012
Von Ban Don Chai nach Houai Xay

Heute reiten wir zum letzten Mal auf unseren CBB-Rädern aus. Die Energie für die ersten Kilometer liefern die Frühstückspfannkuchen (nee, keine Berliner), denen man erstaunlicherweise kaum anmerkt, dass sie unter sehr speziellen Bedingungen aus Klebereismehl (mangels Weizen, der hier praktisch nicht zu haben ist) und in einer Wok-Pfanne (formgemäß die exakte Antithese zur Crèpepfanne) zubereitet worden sind. Da wir vom Haus des Dorfobersten gute Sicht auf den weiteren Straßenverlauf haben und schon gestern den Auftakt der heutigen Etappe eingehend studieren konnten, wissen wir, was uns blüht. Das laute Ächzen der Lastwagen, die sich immer wieder mit letzter Kraft und kochendem Kühlwasser im Schneckentempo die ausgeprägte Steigung heraufquälen, ist unzweideutig: Es geht gleich zu Beginn knackig zur Sache, zum Glück sind es nur knapp zwei hochprozentige Kilometer.

Wir sind wie immer gut informiert und haben die beiden großen Gipfel unseres heutigen Profils eingehend studiert. Im Vergleich zu manchen Strecken, die wir schon gemeistert haben, eine Kleinigkeit. Außerdem scheint die Sonne heute ganz wunderschön dazu.

Moment… das brennt ja! Die angenehme Morgensonne hat sich schon vor 10 Uhr übergangslos zum Brennstrahl entwickelt und setzt ausgiebige Schweißströme frei, die umso mehr anschwellen, als die Steigungen zum Garstigsten gehören, also 10% aufwärts. Über das gestrige Gedankenspiel mancher Homestay-Skeptiker, die beiden Etappen zwischen Viang Phuka und Houai Xay zusammenzulegen und die ganze Strecke an einem einzigen Tag zu fahren, lässt sich spätestens nach dem ersten größeren Aufstieg nur noch trefflich spotten. Solange China by Bike nicht den vierten Punkt in der Konditionswertung einführt, sollte solcher Größenwahnsinn den Extremsportlern vorbehalten bleiben.

Ramón, der sich noch zusätzlich mit einer von zu Hause mitgebrachten Erkältung herumschlägt und die letzten Tage für seine Bronchien und damit gegen das Rad votiert hatte, bescheinigt der Strecke mangelndes Wiedereinstiegspotential und steigt schweren Herzens wieder auf den Bus um.

Houai Xay rückt näher, der Countdown der letzten von über 800 Radkilometern läuft. Damit der Abschied von den Rädern und dem Flüsterasphalt der letzten Tage nicht so melancholisch ausfällt, haben ein paar Straßenarbeiter immerhin die letzten Kilometer unserer Abschlussetappe ein wenig mit Presslufthämmern malträtiert. Wir können also noch einmal unsere vorausschauende Fahrweise demonstrieren, indem wir frühzeitig herannahenden Schotterbändern und Schlaglöchern souverän ausweichen. Wieder einmal erweisen wir uns der Beerlao-Radelmedaille in Silber absolut würdig!

Am Abend wie bestellt der erste Regen, seit wir in Vientiane laotischen Boden betreten haben. Niemand greift zum Poncho, denn wir sitzen längst geduscht und ausgeruht im Nachtquartier. Nur die Räder stehen noch draußen, aber die können eine Spülung nach so vielen immer wieder auch staubigen Kilometern bestens vertragen. Was ist besser als eine Tour ohne Regen? Richtig: Eine Tour mit wenig Regen genau zur richtigen Zeit. Heute abend zum Beispiel.


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