Burma Vintage

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Ich kann nur hoffen dass in unserem Hotel kein Feueralarm stattfindet, z.B. eine Übung wie früher in der Schule. Denn dann müsste das ganze Stockwerk, vielleicht sogar das ganze Hotel, durch mein Zimmer eilen, das entsprechende Schild zeigt auf meine Tür, da gibt es kein Vertun. Unsere Unterkunft in Yangon ist typisch für ein Mittelklasse-Hotel in dieser Stadt und in diesem Land: die Einrichtung geht zurück in die 60er schätze ich mal, alles leicht verwittert und abgewohnt aber sauber und gepflegt. Nostalgie wabert durch den dunklen Raum und rattert durch die unverwüstliche Sakura-Klimaanlage. Die Isolation des Landes, von außen und von innen, ist überall zu spüren und zu sehen, man musste mit den Sachen zurechtkommen, die vorhanden waren. Man musste sie reparieren und pflegen und immer improvisieren.

Die Vergangenheitsform ist vielleicht ein bisschen voreilig, aber Burma wurde irgendwann eingefroren und man hat das Gefühlt, es taut jetzt wieder auf. Die neue Regierung öffnet das Land mehr als erwartet und lässt mehr zu als erhofft. Im Ausland wird das registriert, man darf und soll das Land wieder bereisen. Ich sitze hier in diesem durchschnittlichen Hotel und habe eine vernünftige Wifi-Verbindung, bis jetzt wurden keine Seiten blockiert, dazu wäre wahrscheinlich auch die Expertise und die Belegschaft gar nicht da. Die politische Situation in Myanmar ist mit nichts sonst zu vergleichen, aber einmal Internet und es gibt nur schwer den Weg zurück.

Gestern war ich bei der Hochzeit der Geschäftsführerin unserer Partnerorganisation in Burma, dort waren viele Leute aus der Reisebranche, die meisten waren hoffnungsfroh aber auch leicht verzweifelt und etwas überfordert. Der derzeitige Anstieg an Einreisen ist kaum zu bewältigen, die Infrastruktur fehlt, die Hotelzimmer in Yangon sind komplett ausgebucht. Man muss das alles relativ sehen, im Vergleich etwa zum Nachbarland Thailand sind diese Zahlen komplett Peanuts. Aber abgesehen von Gästehäusern gibt es nur knapp 30 Hotels in der Stadt (4.5 Millionen Einwohner!), davon ist vielleicht die Hälfte akzeptabel, zumindest wenn man politisch verantwortlich buchen will. Schwierige Zeiten aber auch große Zeiten für das Land, was soll man die Luxusprobleme der Tourismusindustrie bejammern?

Ich habe das Gefühl meine Gruppe wird gut mit dieser Ausnahmesituation fertig werden. Alles entspannt wie man es gerne hat. Wir werden zu acht durch das Land fahren, mit unseren Guides Maung Maung und Aung Aung, heute sind wir erstmal gemächlich zusammen durch die Gegend spaziert, dem maroden Charme der Stadt kann man sich schwer entziehen, im Jetlag kommt einem das vermutlich alles noch viel surrealer vor. Wir sind mit der Fähre rüber nach Dallah und haben uns dort ein Weilchen mit Fahrradrikschas durch die Gegend fahren lassen, dann haben wir auf der Straße nicht schlecht gegessen. Myanmar-Bier schmeckt uns gut, natürlich nur in Maßen, beste Voraussetzungen.