Endlich wieder Sättel putzen

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Der heutige Eintrag ist von Mutti, nicht zu verwechseln mit Mama, das ist für unsere Guides Karin. Sie hat ihn in den Mittagsstunden geschrieben, abends haben wir dann noch Bleiklopfern und Papierschöpfern bei der Arbeit zugesehen, interessant aber auch deprimierend. Kyaukme ist landesweit bekannt für diese Spezialisten, sie arbeiten in kleinen Betrieben für sehr wenig Geld, vor allem zur Herstellung von Opfergeld. Das geht dann nach China, wohin sonst…also, besten Dank, liebe Mutti:

„Heute geht’s uns gut – was nicht heißen soll, dass es uns sonst schlecht geht ! Wir dürfen ausschlafen und wieder aufs Rad – Juhu! – Erst um 10 Uhr soll unsere moderate Radetappe beginnen. Genüsslich liegt man im Bett und lauscht den vielfältigen Geräuschen die in und ums Haus spätestens ab 6 Uhr den neuen Tag verkünden. Vögel zwitschern mit den fleißigen Schwatzwaschfrauen im Hof um die Wette, nebenan sind Handwerker beim Hausbau, die ersten Guesthouse-Gäste knallen die Türen, Hähne krähen und bald schon beginnt der Singsang der Schulkinder ganz in der Nähe : Vorsingen – nachsingen, vorsingen – nachsingen, die nachsingende Schar wird immer ungeduldiger, lauter und schneller. Interessant, denkt man – welch ein Unterschied zu deutschen Schulen…. Wer nun aber meint, erst um 9 Uhr frühstücken zu können, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Alles abgeräumt. Mit Müh und Not ergattert man (in diesem Fall ich) noch einen Instantkaffee und drei Scheiben Toast. No eggs

Dann geht’s endlich nach vier Faulenzertagen wieder aufs Rad, jeder ist gierig. Nur rund 36 km und etwa 500 Höhenmeter, aber immerhin. Ideale Temperatur jetzt hier auf dem Shan-Plateau. Maungmaung schießt in seiner unverkennbaren Technik, Knie ausgestellt, locker drauflos, wir keuchen hinterher, den Blick fest auf das Hinterrad des Vorderen und den Straßenbelag gezurrt – es gilt Schlaglöchern und Unebenheiten auszuweichen. Wir sind auf der legendären Burmastraße, der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen China und Burma, Handelsweg, was heißt, dass wir den heißen Atem und das laute Hupen der dicken Laster im Rücken spüren. Die schwarzen Dieselwolken verärgern unsere Lungen. Hin und wieder gelingt es jedoch, einen Blick auf Umgebung, Land und Leute zu werfen. Reisfelder, hohe Teakholzbäume, der allgegenwärtige hohe Bambus, Bananenstauden, hohe ausladende Baumkronen , Gemüse- und Obstplantagen säumen den Weg. Dazwischen immer wieder kleine Dörfer, die meisten bestehend aus einfachen Einraum-Holzhäusern auf Pfählen mit Blätterdach. Luxus ist, einen Brunnen in erreichbarer Nähe zu haben, ansonsten wird Wasser oft mit zwei Eimern und Stange auf der Schulter herangeschleppt.

Als Kuriosum entdeckt man (neben vielen anderen Kuriositäten) den Motorradsupermarkt (hunderte von kleinen Beutelchen hängen an allen Seiten des Vehikels, umringt von neugierigen Käufern) oder den freihändig fahrenden Mönch auf dem Motorrad, seinen Helm schwenkend. Nach dem gestrigen Klostererlebnis sind wir etwas desillusioniert , was unsere Vorstellung vom erhabenen, meditativen klösterlichen Leben angeht . Immer wieder winken uns lachende Menschen zu. Unterwegs eine relaxte Kaffeepause mit dem süßen Kondensmilch- Instantkaffee und schon sind wir, eigentlich noch energiegeladen, in unserem nächsten sauberen Domizil – in Kyaukme. Die obligatorische Nudelsuppe und das Schmutzbier warten. Morgen soll es als Ausgleich den ultimativen Härtetest geben: 110 km, 1500 Höhenmeter!?“


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2012/02/2012-02-25.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Ein Kommentar:

  1. Liebe Doris – Muddi -, bist du heute schon gelobt worden. Prima Tagesbericht! Nun weiss man, woher Jan die Schreibe hat! Ihr seid leider 2 Tage in Verzug. In der mäßigenden Erziehung eures Vorfahrers Maung hoch Zwei macht ihr was falsch, noch ist nicht Tour de France – Provence. Oder hängen die konditionellen Defizite mit dem Schmutzbier zusammen?

Kommentare sind geschlossen