Durchfall haben, dann Nat werden

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Die Volksgruppe der Bamar stellt Zweidrittel der Bevölkerung Myanmars, sie ist über den Oberlauf des Irrawaddy von Tibet aus ins Land gekommen und seit dem 11. Jahrhundert die tonangebende Volksgruppe. 1044 schuf König Anawrahta das erste Bamar (burmesische) – Großreich, das Reich von Bagan. Damals musste er vor allem die Mon zu ihrem Glück zwingen und erst nachdem er deren Hauptstadt Tathon eingenommen (ausgerechnet unser nettes, schläfriges Tathon) und die gesamte Oberschicht zwangsweise nach Bagan umgesiedelt hatte, war seine Macht konsolidiert. Die Mon gelten als die ethnische Gruppe, welche den Bamar den Glauben und die Kultur gebracht hat, d.h. in erster Linie den Buddhismus.

Anawrahta wurde schnell zum Patron des Buddhismus und ließ in Bagan die Shwezigon-Pagode bauen. Zu seinen Lebzeiten wurde sie nicht fertiggestellt, erst unter seinem Nachfolger Kyanzittha. Die Shwezigon steht noch heute für die Anfänge dieser Symbiose von Burma und Buddhismus, wir mussten hier also einfach vorbeischauen, auf unserer Weiterfahrt in den Osten. Eine gewisse Pagodenmüdigkeit stellt sich bei manchen ein, aber das lustige Leben und die entspannte Frömmigkeit rund um die diese Stätten ist und bleibt eindrucksvoll.

Die Bamar waren ursprünglich animistisch veranlagt bzw. dem Geisterglauben zugeneigt (d.h. sie haben an eine belebte Natur geglaubt oder aber an Geister, die es zufrieden zu stimmen galt): Naturgeister, Ahnengeister. Und dieser Glaube ist nach wie vor präsent entlang des Irrawaddy, in dessen Einflussgebiet noch immer die meisten Bamar zu Hause sind. Man nennt dies den Nat-Kult. Nats können Ahnen, Territorialgeister, Naturgeister sein. Wichtig für die ersteren ist ein besonders schräges Ableben, erst dann ist man als Nat qualifiziert. Champions League sind etwa Ko Gyi Kyaw, der Säufer, der irgendwann einfach vom Baum erschlagen wurde. Oder noch besser ein Mon-König, der unter dem öligen Schweinfleisch-Curry seines Exils so sehr zu leiden hatte, dass er schließlich der Diarrhöe erlag.

Vielleicht werden die Toiletten des Mount Popa aus Reverenz zu Letzerem nicht gereinigt. Zum Popa sind wird heute geradelt, das ist absolute Nat-Olymp. Der ganze Berg ist von Affen besetzt, bei ihnen handelt es sich um kompromisslose Rabauken, die nichts als Schabernack im Sinn haben. Der Weg zum Popa war erstaunlich entspannt, die Strecke hatte ich viel anstrengender in Erinnerung. Die Höhenmeter haben sich über eine geregelte Steigung verteilt, vor allem aber war die Straße ok, der Verkehr fast nicht vorhanden und der Himmel bedeckt. Das war gut, denn Schatten gibt es kaum und trocken und staubig ist es auch: der Monsun regnet sich an den westlichen Bergregionen des Landes ab und beschenkt Rakhine und den Chin-Staat mit fruchtbarer Feuchte (und vor allem das Nachbarland Bangladesch, welches dafür ständig mit Überschwemmungen zu kämpfen hat). Die Palmyra-Palme ist der große Geber der Region, Palmzucker, Palmwein, Palmschnaps, die Erzeugnisse konnten wir am Wegesrand ausführlich studieren und kosten. Außerdem werden Erdnüsse angebaut.

Bei Mutti hatte sich für eine Teiletappe das Bremskabel verhakt und sie ist praktisch mit angezogenen Bremsklötzen gefahren, ein bisschen gewundert hat sie sich schon, dass sich nicht wie sonst immer vornedraus prescht sondern hinterher keucht. Unterwegs außerdem immer wieder Jeeps und Minibusse mit Delegierten der YPO, die machen derzeit Bagan und Umgebung unsicher. YPO steht für Young Presidents Organization, für frische und gutgelaunte CEOs aus aller Welt. Da möchte man gerne Mitglied werden. Wir sehen etwas abgerissen aus gegenüber diesen luftigen Lichtgestalten. Ich werde demnächst Christof oder Volker für diesen Club vorschlagen, aber wahrscheinlich sind sie schon zu alt.

Mal wieder eine Folge unserer Rubrik Wir Grüßen, nämlich Nr. 10. Lisa sendet Katrin heiße Grüße in ihren kalten Laden!


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Tag 15 – die Sonne scheint, der Asphalt glänzt –

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

66 km von Na Mawn nach Luang Namtha

Man merkt wie nah man hier an China ist! Wir haben die Gelegenheit genutzt und die letzten beiden Abende chinesisch gespeist. Mittlerweile, denke ich, ist es uns auch gelungen, Christian von der chinesischen Küche zu überzeugen.

Heute Morgen geht‘s früh los. Um 7 Uhr nehmen wir unsere erste Nudelsuppe zu uns. Diesmal eine neue Variante – mit Bandnudeln. Am Nachbartisch sitzt eine kleinere , recht muntere, Gruppe ältlicher Franzosen mit ihrem Reiseleiter, einem laotischen „Cowboy“. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Tho‘s ehemaligen Fussball-Assistenztrainer. Hatte ich schon mal erwähnt, dass Tho offenbar jeden kennt hier?

Eine Stunde später sitzen wir fest im Sattel. Nur Markus und Dieter ziehen heute noch einmal das Auto vor. Man kann nur hoffen das Markus bald wieder auf dem Rad sitzt, mittlerweile hat nämlich auch unser Begleitfahrzeug einen Platten….

Kaum sind wir aus der Hoteleinfahrt herausgefahren, sehen wir den vierten Elefanten dieser Tour. Und diesmal aus nächster Nähe! Kurzzeitig vergesse ich da sogar mein halberfrorenen Füße. Der Kälte zum Trotz sind Tho und ich heute nämlich mit Sandalen, bzw. Flip-Flops losgefahren.

Was ist noch zu sagen? Gut zu fahrende Steigungen, wunderbar asphaltierte Straße, blauer Himmel, schöne Landschaft.

Punkt 12 erreichen wir unser Hotel in Luang Namtha, werfen unsere Sachen schnell ins Zimmer, schwingen uns erneut auf die Räder für das Mittagessen, mit anschließender kleiner Stadtbesichtigung.

Heute haben wir uns der chinesischen Grenze bis auf wenige Kilometer genähert. Zeit einen Zwischenstop einzulegen. Morgen steht eine „Ruhetag“ mit einem halbtägigen Ausflug in die Umgebung Luang Namthas an, bevor die letzten drei „Rad-Tage“ anbrechen.

Apropos: Heute ist bei dem Peter die Kohle im Kühlschrank…..


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