Die deutsche Pumpe und der chinesische Tee

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Sonyang nach Suichang. 40 km

Radfahrtechnisch war heute eher entspanntes Füße austreten angesagt. Auf dem Tagesprogramm stand ein Besuch bei Tee-Bauer Fan. Er war einer der Wenigen in der Gegend, die in den Genuss kamen von Atmosfair eine hydraulische, ökologische Pumpe für die Irrigation seiner Tee-pflanzen eingebaut zu bekommen. Diese wollten wir uns ansehen… Jawohl… auf dem Besichtigungsprogramm stand eine Pumpe! Na gut… Wir übten schon mal vorher unsere Begeisterungsaufrufe: „Ohh… Ahh… Wooow!“.

Auf dem Weg zu Herrn Fan kamen wir aber noch bei einem Frisch-Tee-Markt vorbei und konnten zu sehen, wie die Bauer ihre Ernte in einer Gasse aufgestellt anpriesen und feilschten. Der Tee, so wie er hier angeboten wurde, war allerdings noch nicht trinkbar und musste erst noch einige Bearbeitungsprozesse durchlaufen, wie wir später dazulernten. Die Preise variierten zwischen 15 und 30 Yuan pro Kilo.

Herr Fan empfing uns gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester, Frau Fan. Während er eher betreten daneben stand, erklärte uns seine Schwester detailliert und mit praktischer Vorführung die Ernte des Tees und beantwortete jede Frage, die wir ihr stellten. Doch plötzlich meldete sich Herr Fan zu Worte: „Wir haben hier noch was, das auch aus Deutschland kommt!“. Ach ja… Die Pumpe… Hätten wir schon fast vergessen. Wir bestaunten kurz die Pumpe und versuchten vergebens unsere Ohhs und Ahhs überzeugend rüberzubringen. Wen es interessiert: die Pumpe stammt von 2008 und wird angetrieben durch den Wasserdruck des kleinen Baches, der durch das Teefeld fließt. Damit hätten wir das auch abgehakt.

Zurück zum Tee… Frau Fan führte uns ins Dorf und zeigte uns, wie der Tee getrocknet und später dann verarbeitet wurde. Herr Fan hatte sich zwischenzeitlich verdrückt. Anscheinend schien er das Gefühl zu haben seine Pflicht sei mit der Pumpenführung erfüllt gewesen.

Nach all der Tee-Besichtigung, wollten wir diesen natürlich auch probieren. Frau Fan nahm uns hierzu mit zu sich nach Hause und ließ von ihrem Mann Bilouchun und weißen Tee aufkochen. Nach all der Besichtigung und dem Haufen an neuen Informationen bekamen wir jedoch langsam auch Hunger und konnten uns kaum wehren, als Frau Fan uns dann zum Essen einlud. Sie meinte, sie sei nicht vorbereitet und habe daher nicht viel anzubieten, tischte aber ein Gedeck auf, dass uns doch ein wenig schlechtes Gewissen aufkam. Aber jetzt war es auch zu spät. Die Nudeln waren gebraten, die 2 Flaschen Bier geöffnet. So erzählte Frau Fan aus ihrem Leben: unter anderem von ihrer Tochter, die mit 13 lernen musste alleine zu Leben und jetzt Schaufensterpuppendesignerin in Shanghai ist, wie sie aus Huzhou hierher gezogen ist und die Landluft genießt, wie sie im Winter, wenn es keine Arbeit gibt mit Karten und Mahjongspielen die Zeit tot schlägt, usw. Nach dem Essen holte sie ihre Fotoalben und Ansichtskarten ihrer Tochter hervor. Wir stauten und waren dankbar für die Einsicht in das chinesische bäuerliche Leben, die uns Frau Fan gewährte.

So nett es auch war, mussten wir dennoch weiter. Noch ein Abschiedsgruppenfoto, noch ein Versprechen, dass ich es ihr zukommen lassen werde und wir fuhren wieder aus den Feldern auf die Hauptstraße in Richtung Suichang. Die nichtssagende Beschreibung, die mir über dir Stadt mit auf den Weg gegeben wurde: „keine schöne aber interessante Stadt“ machte plötzlich Sinn. Suichang schien voller Leben und hatte trotz seiner rein modernen, meistens grauen Architektur einen gewissen Charme.

Es bleib uns endlich mal ein bisschen Zeit zum Trödeln, Uhrreparieren und anderen Dingen, für die man sonst auf ach so stressigen Fahrradreisen keine Zeit hat. Martin hatte heute die glorreiche Idee mal Billiarde zu spielen. Im Hotel gab es zwar die Möglichkeit dazu, draußen zwischen den Suichanger Teenies macht es aber gleich doppelt Spaß. Vor allem wenn Anke noch nie in ihrem Leben Billiarde gespielt hatte und Katherina ihre Karriere am Queue wegen Tischdemolierung aufgeben musste. Beide stellten sich aber als Naturtalente heraus und wir lieferten uns spannende Partien. Zuschauer hatten wir auch eine ganze Menge. Die waren aber vermutlich doch eher am Bild des Ausländers am chinesischen Biliardetisch interessiert als an unserer Kunst mit dem Queue. Der Duft vom benachbarten Stinketofustand verscheuchte uns dann aber doch noch irgendwann zurück ins Hotel.


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