Mandalay

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Heute lasse ich die Bilder sprechen. Der Tag in Mandalay hat vor Sonnenaufgang mit Traudls Geburtstag begonnen. Wir saßen alle gerädert am Tisch, denn die Nacht war wieder kurz. Der Grund war folgender: Gegen eine entsprechende Spende kann man sich in Myanmar das „7-Tage-Buddhist-Chanting“ wünschen, und zwar ununterbrochen. Die Mönche übernehmen je eine Stundenschicht und aus allen Lautsprechern der Umgebung tönt Tag und Nacht ein monotoner Gesang. Unsere Zimmer lagen im fünften Stockwerk und der Hall dröhnte durch die nicht isolierten Fenster.

Während des Frühstücks geht die Sonne auf und kurze Zeit später sind wir mit dem Bus unterwegs zur berühmten U-Bein-Brücke, die mit 1,2 km längste Teakbrücke der Welt. Eine tolle Morgenstimmung belohnt das frühe Aufstehen. Bisher sind nur Einheimische unterwegs, die mit Schildern ermahnt werden, auf Touristen achtzugeben. Das ist notwendig, denn die Brückengeländer sind nicht mehr vorhanden. Im nahegelegenen Kloster wird es touristisch: wenn die Mönche von ihrem Almosengang zum Mittagessen zurückkehren, sind die Kameras schon da (wie im allen theravada-buddhistischen Ländern dürfen die Mönche nach 12 Uhr keine festen Mahlzeiten zu sich nehmen und nur essen, was gespendet wird). Allerdings ging es eher respektvoll zu – wir hatten uns vorgenommen zu gehen, falls der Zooeffekt einsetzt – und die Mönche scheinen den Besuchern nicht abgeneigt zu sein. Auf dem Weg zum Shan-Buffet statten wir dem Mahamuni-Buddha (die mit 3,5 t- 12 t Blattgold meistbeklebte Statue) einen Besuch ab und nehmen sämtliches Kunsthandwerk mit: Webereien, Holzschnitzerei, Gießereien und Steinmetze. Das eigentliche Highlight ist uns zufällig begegnet: eine Spendenprozession bestehend aus bunt gekleideten Reitern, Pferdekutschen, Frauen in traditionellen Gewändern, einem Elefanten und – fahrenden Bands, die Pop- und Rocksongs schmettern, was eher an Karneval in Rio erinnert. Warum die Spender eine ganze Prozession anheuern und zum Kloster mitbringen müssen, damit die Gabe auch akzeptiert wird, bleibt uns aber ein Rätsel. Für Cho und unsere Fahrer ist das dagegen eine Selbstverständlichkeit – andere Länder, andere Sitten.

Teil II des Tages führt uns nach etwas Mittagsruhe am Königspalast vorbei in den Norden. Ich habe Radeln vorgeschlagen, was im dichten Mandalayverkehr eine gewisse Herausforderung darstellt. An den Kreuzungen gibt es keine Verkehrsregeln, so kann man zumindest auch nichts falsch machen. Nach dem kurzen Aufstieg zum Mandalay Hill weiß ich, dass die Entscheidung Rad keine schlechte war: denn hier haben sich anscheinend alle Besucher der Stadt versammelt, um den Sonnenuntergang zu sehen – und sind natürlich mit Bussen hochgefahren. So habe ich wenigstens da Gefühl, dass wir uns etwas von der Masse unterscheiden. Der Mandalay Hill ist der Hausberg der Stadt und wird gern von einheimischen Radfahrern zum abendlichen Training genutzt.

Am Fuß des Hügels besichtigen wir noch das größte Buch der Welt. Auf 700 Tafeln, die jeweils in einer kleinen „Kapelle“ aufgestellt sind, ist 1857 der buddhistische Palikanon eingemeißelt worden – eine beeindruckende Anlage. Mittlerweile ist es stockfinster geworden und wir ersparen uns die Rückfahrt im Dunkeln. Unser Begleitauto hat genügend Platz für Personen und Räder, und holt uns prompt von der Kuthodow-Pagode ab.

Genügt das für einen Tag? Ich finde schon, denn morgen müssen wir um 3:15 Uhr abfahrbereit sein, für die Zugfahrt nach Thipaw. Nur Tina, Thomas und Günther gönnen sich noch eine wohlverdiente Massage… so lässt es sich leben!