Regeln, Meditation und Spende

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

37 km mit einem ersten Anstieg von 470 HM, von Hsibaw nach Kyaukme

Heute können wir ausschlafen, treffen uns also erst um halb acht zum Frühstück. Es ist morgens angenehm kühl auf dem Shan-Plateau. Als wir das nette neue Guesthouse verlassen, macht der Manager noch ein Foto, was wir demnächst auf facebook suchen können. Nach acht Kilometern Fahrt machen wir unseren täglichen Pagodenstop. Die Pagode ist im Shan-Stil gehalten, uns gefallen vor allem die vielen Mosaike mit kleinen Spiegeln – überall glitzert und funkelt es. Hier findet morgen ein Tempelfest statt, bei dem der neue Schirm der Pagode eingeweiht wird, der ein paar Straßen von unserer Herberge in Hsibaw hergestellt worden ist. Gestern abend war Traudl zielsicher zur richtigen Zeit zur Abholung des Kunstwerks vom Goldschmied gegangen und hatte ein paar Worte mit dem Abt gewechselt. Das Fest werden wir nicht mitfeiern können, die Stände sind aber bereits aufgebaut und die Besitzer erzählen in gutem Englisch Geschichten aus ihrem Leben. Cho erklärt mir das Schaubild, wie man als Mensch problemlos zur Erleuchtung kommt: sich an die Regeln halten, Meditieren und Spenden – wenn das mal so einfach wäre.

Dann geht es auf die Straße. Puh, Husten, Keuchen, Krächzen und schwarze Rauchwolken – leider sind mit uns auch Kohlelaster aus dem Norden unterwegs, so das wir die schöne Strecke nicht ungetrübt genießen können. Was hier herumfährt, habe ich zuletzt vor einigen Jahren in China gesehen. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis diese Rußschleudern aus dem Verkehr gezogen werden.

Unterwegs schauen wir uns an, wie Papier hegestellt wird. An der Straße hat eine ältere Dame einen Unterstand aufgebaut. Sie zeigt uns, wie einfach die Produktion ist. Zuerst Wasser frisch aus dem Brunnen holen, dann in einem Fass Wasser und Faserbrei zerstampfen, auf ein gespanntes Sieb auftragen und trocknen lassen, später abziehen – fertig. Ein Ballen Faserbrei, für den anderer Berufsstand Sisalrinde aus dem Wald sammelt, kostet sie 2.000 Kyat, das Blatt Papier (etwa A3) verkauft sie für 100 Kyat. Myanmar ist ein reiches Land, was Handwerk und Kunstfertigkeit betrifft.

Der so hübsch anmutende fahnengesäumte Stand (eines der Bilder) ist ein alltägliches und von uns gefürchtetes Phänomen: Spendensammlung für die Pagode, mit hübschen Frauen, silbernen Almosenschalen und einem Megaphon oder Lautsprechern, die die Vorbeifahrenden lautstark an ihre buddhistische Pflichten erinnern. Ich habe einmal in der Nähe versucht, einen Wasserstop einzulegen – unmöglich, weil ohrenbetäubend.

Ein Bild weiter eine Pflanze, aus der Biofuel gewonnen wird, und die wir immer häufiger am Straßenrand antreffen. In Kyaukme angekommen erlebe ich zum ersten Mal, dass Nudeln schlecht sein können. Mit leeren Mägen gehen wir auf den Markt, um Clementinen und Melonen zu essen. Kyaukme verfügt über einen großen Indoor-Markt mit bis unter die Decke gestapelten Textilien (vom Longyi bis zu den aus Autoreifen hergestellten Sandalen) und einen Outdoor-Markt für Obst und Gemüse, der ab fünf Uhr in einen kleinen Nachtmarkt übergeht. Es ist spannend zu erfahren, aus welchen Kräutern hier Shampoo hergestellt wird und welche Früchte wie gegessen werden. Zur Nachmittagsruhe begeben wir uns ins Guesthouse. Heute haben wir schöne Zimmer, eine echte Erholung vom staubigen, lauten und etwas schmuddeligen Städtchen.


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