Vollverpflegung

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

62 Kilometer von Shangluo nach Shanyang. 31 Kilometer hoch, 31 Kilometer runter. Also quasi wieder bei Null angekommen.

An dieser Stelle möchte ich endlich mal unseren 13. Mann vorstellen. Er heißt Yang, ist 21 Jahre jung (weswegen wir ihn auch liebevoll Xiao Yang nennen. Xiao bedeutet jung oder klein) und ist der Fahrer unseres Begleitfahrzeugs. Irgendwie weiß Xiao Yang selbst nicht so genau wie er an den Job gekommen ist. Er ist gelernter Frisör und hatte selbst schon zwei Frisiersalons betrieben. Den ersten gab er auf, weil seine Freundin nach Shanghai gezogen ist. Aber dahin wollte er ihr dann doch nicht folgen. Den zweiten hat er wieder dicht gemacht, weil es ihm zu einsam war, wie er mir anvertraut hat. Dabei hatte er nicht schlecht verdient, aber irgendwie passt das nicht zu seiner Art. Seit dem verdingt er sich mit seinem chinesischen Minibus, den er selbst für 100.000 RMB (etwa 12.500 Euro) gekauft hatte. Er transportiert Waren oder Menschen, was halt gerade von A nach B gebracht werden muss.

Jetzt bringt er unser Gepäck, nicht nur von A nach B, sondern von A über B, C, D und so weiter bis nach X. Und tuckert dabei ständig hinter uns her oder vor uns weg. Ein Begleitfahrzeug für eine Gruppe von Radfahrern zu steuern muss so ziemlich die langweiligste Aufgabe der Welt sein. Man ist praktisch nur am Warten. Man wartet wenn die Gruppe losgefahren ist, fährt dann ein paar Kilometer und wartet wieder, bis die Gruppe angekommen ist. Dann ist für 10 bis 30 Minuten etwas Action und das Spiel geht von vorne los. Das sind primär die Aufgaben eines Begleitfahrzeugfahrers. Wenn er gut ist kann man ihm noch andere kleine Aufgaben zumuten. Zum Beispiel Wasser für die Gruppe einkaufen.

Xiao Yang ist besser. Sogar viel besser! Ein guter Fahrer weiß nämlich wie weit er voraus zu fahren hat, entwickelt ein Gespür für das Tempo der Gruppe und findet nette Pausenplätze. Darin ist Xiao Yang fast ein Naturtalent. Ich muss ihm nur sagen wie weit er vorausfahren soll, alles Weitere kam von ihm und von selbst.
Aber damit nicht genug. Vor der ersten „richtigen“ Etappe, nämlich vom Hua Shan nach Luonan, waren wir morgens mit ihm zusammen Obst, Kekse und Wasser kaufen. Halt die Dinge die man braucht, wenn es unterwegs kaum etwas zu futtern gibt. Seit diesem Tag erledigt Xiao Yang die Einkäufe selbstständig und versorgt uns nun stets mit den Sachen, die ein Radfahrerherz höher schlagen lässt. Kein Zweifel: Xiao Yang ist ein echter Glücksgriff für uns!

Es ist weiterhin trübe und ziemlich frisch, als wir am Morgen unsere Räder aufsattelten. Raus aus dem Stadtverkehr und nach knapp 15 Kilometern hatten wir die Straße fast für uns alleine. Hoch ging es durch ein Tal zum Pass welches nur hätte lieblicher sein können, wenn die Sonne geschienen hätte. Kurz vor Shanyang ereilte uns noch der erste Plattfuß auf der Tour, aber dann waren wir recht zügig am Ziel. Shanyang lädt zum Shoppen ein, denn aus dem touristischen Sektor hat die Stadt nichts zu bieten. Die Ladies shoppten also in Schuhläden, die Männer begnügten sich mit Windowshopping fensterloser Baustoffhandlungen. Den mobilen Honigverkäufer trafen wir auf unserem Stadtrundgang ebenso (siehe Fotos).

Nach dem Abendessen (BBQ) war Rudelmassage angesagt. Eigentlich nur für die Füße, aber Kopf und Rücken kamen dabei auch nicht zu kurz. Unklar ist bis heute wem die ganze Aktion mehr Spaß bereitet hat, den Knetemädels oder uns.


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Ein Kommentar:

  1. Karin u. Michael

    So………, Silvia u. Franz,
    Halbzeit, und schon so viel gesehen und erlebt, Freuen uns immer, wenn ein neuer Bericht eingestellt ist und wir an euren Touren mit teilhaben können. Wir sind schon gespannt, was ihr alles zu erzählen habt. Wir holen uns die Fitness in heimischen Schwarzwald und noch bei herrlichem Wetter. Wünschen euch noch schöne Tage und viele Eindrücke.
    Grüßle
    Karin u. Michael

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