Stadt der Kontraste

Erkundung in Shanghai und Beijing, 03. bis 20.06.2013

20 km durch Hongkou, ehemaliges jüdisches Viertel. Viele Kontraste und immer noch „für die Jahreszeit zu kalt“!

„Leben feucht und haarig – Regen in Shanghai“: fast summe ich das Lied von Heinz-Rudolf Kunze vor mich her, als ich mich gegen 10 Uhr früh aus dem Bett quäle und immer noch in die neblig-feuchte Suppe blicke. Eigentlich habe ich von meinem Hotelzimmer den Blick auf die Skyline Pudongs, jene berühmte Sonderwirtschaftszone jenseits des Huangpu-Flusses, deren Hochhäuser an schönen Tagen vielfarbig in der Sonne glitzern.

Die Farbe heute: Grau, grau und dann ein strahlendes Mausgrau. Also wieder Nebelsuppe mit Regengraupen. Daher heute nur der Stadtteil Hongkou und keine französische Konzession. Grau und dunkel unter Alleebäumen kommt nicht gut, da ist der ehemalige (und aktuelle) Arme-Leute-Stadtteil Hongkou schon die bessere Kulisse. Während des Dritten Reiches fanden hier viele deutsche Juden eine letzte Zuflucht, nachdem sich die meisten Länder weigerten, sie aufzunehmen. Als ich das erste Mal 1990 in Shanghai war, zeugten noch gelegentliche, verblasste Ladenschilder auf Deutsch von dem ehemaligen jüdischen Getto in Shanghai, heute ist auch diese Gegend vornehmlich der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Einzig einige Häuser entlang der Zhoushan Lu und die ehemalige Synagoge, heute Sitz einer Museums, erinnern noch an die jüdische Vergangenheit des Viertels. Insgeheim hatte ich gehofft, dass es hier inzwischen ein schickes jüdisches Café mit Bagels gibt. Schade!

So muss ein kleines Fladenbrot mit Frühlingszwiebeln als Wegzehrung dienen, die mich dann immerhin, trotz einsetzenden Regens, 20 km durch Hongkou bringt. Von der Synagoge über den protzigen Sitz der Vereinigung der Tabakinsdustrie, durch versiffte Abrissviertel, in denen der Müll in hohen Haufen auf die Trennung und Aufbereitung wartet, vorbei an riesigen Bettenburgen, die an Berlin Marzahn erinnern, in Schlangenlinien durch Straßenmärkte.

Shanghai wie ich es liebe, eine Stadt der Kontraste!

Am Abend sind dann auch die Bus-Weltreisenden in Shanghai angekommen und wir gönnen uns ein Abendessen dort, wo auch schon Marlene Dietrich speiste: Im Restaurant des Astor Hotels, alten China-Reisenden noch als Pujiang Hotel bekannt. Noch älteren (jenseits der 80!) dann wieder als Astor Hotel. 😉

Ein Schmutzbier vor dem Hotel schließt den Tag ab. Morgen geht es dann nach Pudong und schlussendlich in die Französische Konzession.


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