Magere Mumien machen muntere Mannschaften müde

Entlang der Seidenstraße, 04. bis 29.08.2013

Urumqi Stadterkundung. Sonnig. ca. 28 Grad

In vielen Reiseführern steht, dass ein Aufenthalt in Urumqi sich nicht lohnt und die Stadt für den westlichen Touristen nur zur Durchreise da ist. Wir wollten uns vom Gegenteil überzeugen lassen. Zugegeben Urumqi hat nicht das Riesenangebot an Kulturprogramm. Aber sich vergnügen, kann man hier allemal. Das taten wir mit großem Eifer in dem Hongshan-Park. Der Park dient den Einmischen zur Unterhaltung der ganzen Familie. Hier gibt es Vergnügungspark für die Kids, Pagode mit schönem Ausblick über die Stadt und Tempel für Kulturbewusste. Wir nahmen natürlich das Kindermenü und ließen kaum eine Attraktion aus. Nur die kleinen Kurbelboote und die Bobbahn, mussten wir überspringen, denn dem Anschein nach gab es da wohl eine Höchstgrenze für das Alter. Schade eigentlich… Dabei ist man doch viel zu selten Kind!

Um wieder etwas runterzukommen schloss ein Kulturprogramm im Xinjiang-Museum an mit Besichtigung von ethnischen Minderheiten in China und knapp 4000 Jahre alten Mumien, wie etwa der Schönheit von Loulan. Etwas Morbides hat es ja schon sich tausendjährige Leichen im Schaufenster anzuschauen. Aber man kann sich tatsächlich vorstellen, dass sie zu Lebzeiten doch recht ansehnlich war.

Abschließend ließen wir uns vom großen Basar durch das uigurische Viertel zurück in Richtung Hotel treiben. Es ist doch auffällig, wie sehr sich das Viertel abgrenzt vom Rest der Stadt. Vom Stadtbild her, hat es kaum was mit dem Rest zutun. Die Frage in dieser Stadt ist: Wer integriert hier eigentlich wen? Auch wenn Urumqi schon immer Han-Chinesisch geprägt war, befindet sich die Stadt doch in dem uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang und trägt einen mongolischen Namen. Der Kultur-Mischmasch wird hier sehr deutlich. Was politisch eher problematisch ist, ist für den von außen betrachtenden Touristen spannend und interessant. Wir genießen den Trubel, machen heimlich Porträtfotos und finden endlich die „Alpenliebe“. Nicht alle sind angetan von dem Inhalt. Leider gab’s die Liebe nur im 5er-Pack. Die Restliebe hatten wir verschenkt an 84-jährige Uiguren-Omas.

Der Biergarten vor dem Volkskino von gestern hatte es uns angetan und wir kehrten heute wieder zurück um frisch am Tisch zubereitete Gerichte zugenießen. Der Abend war zwar noch jung. Meine Schwiegereltern waren aber zu Besuch und so musste ich meinen Pflichten nachgehen. Kurz hatte ich überlegt meinen barbarischen Bart zu rasieren. Aber ich wollte mich doch anpassen hier. Oft genug sagten Chinesen mir nach, ich sehe aus als käme ich aus Xinjiang und würde Lamm-Spieße verkaufen. Das wollte ich hier auf die Probe stellen. Das Ergebnis fiel bisher mager aus.

Nochmal zusammenfassend also: Urumqi ist alles andere als keine Reise wert! Die Stadt pulsiert und ist voller Leben und Kultur! Allein die Auswahl an Essenständen, Garküchen, Nobelrestaurants. Dazu die Vielfalt an Kultur. Tradition trifft auf Moderne… Für einen Reiseführer-schreibenden Archäologen mag sie uninteressant sein. Für Touristen auf der Durchreise aber mehr als nur ein kleiner Einblick in die westchinesische Welt.

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