Flugtag mit Rückenwind

Goldenes Dreieck, 15.01.2013 bis 09.01.2014

100 Kilometer von Thaton nach Chiang Dao, 650 hm auf recht befahrener Straße bei langem Nebel und dann Sonne bis 28 Grad

Eigentlich ist es das erst Mal auf der Reise, dass wir morgens bei strahlendem Sonnenschein aufwachen, einfach unglaublich. Und man kann schon zum Frühstück draußen sitzen ohne zu frieren, ebenso unglaublich.

Das mit der Sonne legt sich aber schon nach zwei Kilometern, als wir wieder in den Nebel eintauchen. dafür weht ein leichter Wind von hinten und das macht den ganzen Tag erträglich. Von der Strecke zu berichten gibt es nämlich nicht viel. Ich kenne die Straße noch als recht klein und wenig befahren, das hat sich aber geändert seit ein paar Jahren. Inzwischen ist die Trasse gut ausgebaut und recht verkehrsreich.

Am Vormittag stört das noch nicht sehr, denn es gibt einen breiten Seitenstreifen, aber am Nachmittag, als wir in die Berge kommen wird es schon kritischer, denn hier ist es zwar landschaftlich einzigartig, aber die Straße hat nur eine Spur und die Autos sausen an uns vorbei. In der Regel ist der thailändische Autofahrer recht nett und höflich, aber ein schwarzer Jeep hätte dann fast die ganze Gruppe abrasiert. Der kam nämlich auf der Gegenspur frontal entgegen und macht auch nicht die geringste Bemühung auszuweichen. Ich konnte gerade noch in die Wiese fahren, die anderen hatten ein paar Sekunden mehr Zeit an den äußersten linken Rand zu kommen.

Neues gibt es auch von der Plattfußwertung, Alex fährt sich wieder etwas in den Vorderreifen und kommt damit auf 3:4 an Wanda heran. Damit ist das Rennen wieder offen!

Einen wunderbaren Kaffee bekommen wir direkt am Rand einer idyllischen Kaffeeplantage, die Aussicht über ein weites Tal ist grandios, in der Ferne leuchten ein paar Karstkegel.

Ebenso schön ist unser heutiges Ressort an ein paar Teichen gelegen, mit einem sehr guten Restaurant und ein paar würzigen Currys beschließen wir einen lauen Abend und bereiten uns dann auf unsere letzte Teiletappe morgen vor, in der es nach Chiang Mai geht. Susanne hat, motiviert von meinen Erzählungen der Athen-Beijing Tour, einen kleinen Text geschrieben und sich darüber Gedanken gemacht, wem denn nun die Ehre gebührt, auf der finalen Etappe das glorreiche Feld anzuführen:

„Abends im Bett schweifen meine Gedanken noch einmal ab …. Langsam wird es Zeit, dass wir klären, wem aus der Gruppe die Ehre gebührt, als Erster oder Erste in Chang Mai einzufahren?!
Tom. Klar. Zwar steht er eigentlich auf Schneckchen oder Mäuschen… Aber in jedem Fall hatte er uns erfolgreichst durch drei asiatische Länder geführt, notwendige Entscheidungsfreude gezeigt und der Gruppe lange Diskussionen erspart! Ohne ihn wären wir im Dschungel asiatischer Speisekarten verloren gegangen. Soweit es sie überhaupt gab. Es war davon auszugehen, dass auch Eckhard ihm den einzigen Fauxpas mit den frittierten Röllchen letztendlich verziehen hat. Tom könnte sicher zu Recht der Erste sein. Oder eben Eckhard. Nicht nur, dass er den Kies der Gruppe so gut verwaltet hat, ihm gebührt auch eindeutig das Bergtrikot der Tour! Dazu bewies er diese ungeahnte Talent im laotischen Formationstanz. Oder sollte Sabine am letzten Tag die Erste sein? Angetrieben von thailändischen Marmeladenkeksen tauchte sie jetzt immer häufiger im vorderen Feld des Radelachters auf. Außerdem hatte sie doch tatsächlich vor dem Urlaub nicht nur eine warme Unterhose einpackt, auch ein Thermositzkissen! Welche kluge Weitsicht (im Vergleich zu denen, die der asiatischen Kältewelle mit T-Shirts begegnen wollten) …. allerdings hatte sie sich auch vorgenommen, sich endlich mehr Zeit zu lassen, da es die Zeit ist, die ihr häufig im Alltag fehlt. Unwahrscheinlich, dass sie nun ganz nach vorne prescht …. Apropos „preschen“. Da fällt mir Christian mit den flink rotierenden Beinen ein. Geübt darin, im kleinen Gang den Asphalt zu fressen. Ihm gebührt große Anerkennung, hatte er doch mit seiner Hamsterpumpe und der zugehörigen Hilfsbereitschaft wesentlich zum Fortkommen der Gruppe beigetragen …. Gerade bei Wanda! Der unangefochtenen Plattfuß-Königin. Ihr gebührt in jedem Fall auch die Tapferkeitsmedaille, da sie klaglos mit geschwollenen Fersen die Tour gemeistert hat. Die erfahrene Asienreisende hatte mit uns den asiatischen Nebel entdeckt und kaum im wifi-Bereich angekommen eine eiskalte Wetterprognose parat. Leider stimmte diese allzu häufig. Bei genauer Betrachtung wäre auch zu erwarten, dass sie sich auch am letzten Tag diplomatisch verhalten und anderen den Vortritt bzw. die Vorfahrt lassen würde. (Liebe Schweizer Einwanderungsbehörde – wir befürworten die Einbürgerung der diplomatischen Wanda voll und ganz). Oder Uli. Heißt es nicht „die Letzten werden die Ersten sein?“. Immer wieder hat sie uns mit Zwischensprints überrascht. Und (!!!) sie war als letzte im Besitz der chinesischen Wolldecke! Ein hohe Gut! Hoch gehandelt in den kalten asiatischen Regionen. Allerdings waren wir nun im tropischen Thailand angekommen und der Nutzen einer Wolldecke überzeugte nun nicht mehr soooo ganz. Es sei denn, Ulli wolle damit in Hamburg auftrumpfen. Das könnte natürlich sein. Wie auch immer – Bliebe Alex. Immer wieder hat er die „Föhrung“ übernommen. Allerdings hatte er nun angekündigt mit dem Fahrrad direkt in den Hotelpool einzufahren. Es war ihm zuzutrauen und sollte vielleicht doch verhindert werden. Immerhin sind wir als Gruppe zwei Nächte in diesem Etablissement…..
Eine schwere Entscheidung! Vielleicht sollten wir die Führung am Ende Susin, unserem thailändischen Guide überlassen. Es war zwar nicht vorherzusagen, welche Farbe sein Trikot für die Zieleinfahrt haben würde. Dazu wechselt er das Hemd zu oft. Eines konnte er aber in die Waagschale werfen: Ortskenntnis als Einheimischer! Ja, mit diesem Gedanken ließ es sich gut einschlafen, leicht komatisiert vom Geruch der Hotelbettdecke …..
( geschrieben von der Windschattenfahrerin)“


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