Was hatten Sie zum Frühstück, mein Herr?

Teatime im Himalaya, 07.02.2014 bis 03.03.2014

Transfertag von Ilam nach Gangtok

Der indische Zöllner schaut mich mit traurigen, gleichzeitig drohend grinsenden Augen an. „What did you have for breakfast, Sir?“, wiederholt er die Frage, die absurder nicht sein könnte. „Brot, Tee und Joghurt“, antworte ich. Am liebsten würde ich dem Zöllner statt einer Antwort die Fresse polieren. Aber das würde auch nicht weiterhelfen. Seit zwei Stunden stehen wir nun an der nepalesischen Grenze und der Zöllner will unsere Räder nicht nach Indien lassen. Bezeihungsweise will uns seine Macht spüren lassen. Vielleicht springt ja ein wenig Bakshish für ihn dabei heraus. Denkt er so offensichtlich, dass es förmlich zu riechen ist. vielleicht ist es auch die Hitze. Unser Peiniger vom Zoll riecht ein wenig streng.

Am Morgen sind wir guter Laune auf den Rädern in die nordindische Tiefebene gerollt. Der gestrige Sonnentag hat gut getan, auch heute scheint die Sonne, und wir haben beschlossen, die Königsetappe noch einmal talwärts unter die Beine zu nehmen. Die Abfahrten wohlgemerkt, auf diesen sind wir mit den Rädern genauso schnell wie unser Begleitbus.

Das entsprechende Video gibt es hier:
Letzte Abfahrt Nepal

Nach fast 40 Kilometern rasanter Abfahrt mit Aussicht sind wir gegen 11:00 Uhr im Tal, um 12:00 Uhr dann an der indischen Grenze.

Der Zöllner giest sich einen Tee ein. „Wie alt sind Sie?“, fragt er und lässt das für indisches Englisch so typische „Sir“ am Ende des Satzes weg. „45, Sir“ antworte ich. „Ich bin 47!“ sagt er. Schaut mich an. „Siehst nicht so aus!“, antworte ich. „Ja, aber die Schmerzen überall!“, jammert er. Wir sind mitten in den Verhandlungen über die Höhe der Bestechung. Baskar, unser nepalesischer Reiseführer sitz neben mir. Biben, sein indischer Kollege drückt sich vor der Verantwortung und lässt uns mal machen. „Ja,ja, das Alter!“, sage ich. Und Baskar fragt, ob wir unser Problem irgendwie monetär lösen können. „Geht zu meinem Vorgesetzten“, antwortet der Zöllner. Dort waren wir schon zweimal, der Vorgesetzte macht Mittag und keinerlei Anstalten, aus der Mittagspause zurückzukommen. Als wir dann wieder vor dem Büro des Vorgesetzten warten, läuft unser Zöllner über den Hof. Schichtwechsel, unsere Chance.
Wir laufen zurück zur Zollstation, tragen unser Anliegen (temporärer Import von sieben Rädern) vor, all täten wir das zum ersten Mal und sind 10 Minuten später in Indien. Mit den Rädern, ohne Bestechung und Probleme. Welcome to India!

Nach einem schnellen aber exzellenten Mittagessen mit Tandori-Spezialitäten sitzen wir dann im Auto und nehmen die letzten 130 Kilometer bis nach Gantok unter die Reifen. Die Straße ist schlecht, schlängelt sich ein Flusstal entlang, bis sie sich abrupt gute 1.000 Höhenmeter nach oben schlängelt. Gangtok, die Hauptstadt von Sikkim und Ausgangspunkt des indischen Teils unser Radtour, liegt auf 1.700 Metern Höhe.

Unser Guesthouse hat uns erwartet und tischt leckere lokale Spezialitäten auf, die wir mit dem guten, aber mit 8 Prozent ungewöhnlich starkem Hit-Bier runterspülen. Das Getränk macht seinem Namen alle Ehre und so fallen wir recht schnell angenehm ausgeknockt in unsere bequeme Betten.

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