Vier Gerichte und eine Suppe

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Radtour zu den Rundhäusern der Hakka bei Sonnenschein. Strecke etwa 20 km überwiegend bergauf

Gestern Abend hatte ich kein Huhn bestellt, obwohl es mir der Herbergsvater angeboten hatte. Heute Morgen habe ich die Entscheidung arg bereut. Heute Abend werde ich diesen Hahn bestellen, der mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Schlaf gerissen hat.

Naja, wir wohnen halt auf dem Lande. Ziemlich tief sogar. Aber genau das macht ja den Reiz aus. Heute schauten wir uns mal ein wenig intensiver in der Umgebung hier um. Wir fuhren mit den Rädern durch die Gegend, in der immer wieder kleine Dörfer mit den Rundhäusern aus Lehm, den sogenannten Tulous, auftauchen. Wir fuhren stramm bergauf bis zu einem Ort namens „Tian Luo Keng“ wo die berühmte Toulou-Siedlung „Vier Gerichte und eine Suppe“ steht. Hierbei handelt es sich um vier runde Tulous die im Quadrat angeordnet sind und in der Mitte steht ein viereckiges Tulou. Es gibt keinen Souvenirladen im Umkreis von 100 km der nicht ein Model oder ein Gemälde von dieser Rundhaus-Siedlung im Angebot hätte.

Die Tulous sind einst ab dem 12. Jahrhundert gebaut worden um sich besser gegen Angreifer verteidigen zu können. In der Gegend der Provinz Fujian, die sich durch zahlreiche Inseln vor ihrer Küste auszeichnet, befanden sich jede Menge Piratennester. Um sich gegen die Piraten zu schützen, bauten die Hakka massive Rundhäuser mit gestampften Lehmwänden von manchmal bis zu mehreren Metern stärke. Die Häuser hatten kaum Fenster aber einen großen Innenhof in den genug Licht viel. Die Rundhäuser hatten nur einen Zugang und waren somit sehr gut zu verteidigen.

In einem der „Vier Gerichte“ aßen wir zu Mittag und radelten anschließend wieder zurück nach Taxia, wo wir am Nachmittag den Ort etwas genauer unter die Lupe nahmen. Das Abendessen nahmen wir wieder in unserem Tulou ein wo uns die Herbergsmutter wieder ein köstliches Mal mit 7 Gängen kochte. Bier und Erguotou rundeten den Abend wieder ab. Zulange können wir allerdings nicht dort sitzen, denn das würde die Bewohner des Tulous stören. Außerdem kräht morgen früh wieder der Hahn , den wir doch nicht auf dem Teller oder vielmehr in der Suppe hatten. Denn das Suppenhuhn war heute Abend eindeutig ein Mädchen.


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Landverschickung

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Bustransfer von Xiamen zu den Rundhäusern der Hakka

Wir frühstückten noch gemeinsam und dann ging jeder seiner eigenen Wege. Der Vormittag stand zur freien Verfügung. Um 12:00 Uhr trafen wir uns wieder um aus dem Hotel auszuchecken und gemeinsam Mittag zu essen. Wir entschieden uns dann allerdings dafür individuelle Verpflegung und für die anstehende Busfahrt etwas Obst mitzunehmen. Also kaufte jeder nach Lust und Laune ein.

Wir ließen einen Kofferfahrer kommen, denn zur Fähre war es ein Fußmarsch von mindestens einer Viertelstunde. An der Fähre war der Teufel los. Es hatte den Anschein,, als müsse Gulangyu evakuiert werden. Aufgrund des großen Andrangs kamen wir nicht auf die bereits dort wartende Fähre und mussten auf die nächste warten. Unser Busfahrer für den Transfer zu den Rundhäusern der Hakka scharrte schon mit den Hufen und rief mehrmals an wo wir denn blieben.

Als wir es endlich geschafft hatte überzusetzen, mussten wir noch unsere Fahrräder im Radladen abholen. Wir hatten sie über Nacht dort gelassen, da wir sie nicht mit auf Gulangyu nehmen durften und im Hafen wollte ich sie auch nicht über Nacht stehen lassen. Also mussten wir die Räder nun holen und das verzögerte unsere Fahrt ins Gebiet der Hakka nochmals.

Die Fahrt verlief dann reibungslos bis zum Eingang in das Areal mit den berühmten Rundhäusern. Hier setzte uns unser Fahrer dann ab und behauptete, er dürfe mit seinem Bus nicht in das Gebiet hinein. Wie sich später herausstellte, als der Bus schon weg war, ist das vollkommener Quatsch. Nun standen wir dort am Eingang mit Gepäck und Rädern. Die Ticketverkäufer meinten es sei noch 2 km bis zu unserer Herberge den Vorschlag den Hotelbetreiber anzurufen damit er uns abzuhole.

Nach 20 Minuten kam er dann auch aber mit seinem PKW. In den gingen nicht mal unsere Koffer alle rein. Er rief dann noch ein kleines Lasten-Tuktuk. Nach etwa einer Stunde konnten wir uns dann auf den Weg zu unserer Herberge machen. Wir fuhren mit den Rädern und unser Gepäck im Tuktuk.

Die Herberge steht relativ am Ende des kleinen Ortes Taxia. Hier ist im näheren Umkreis nichts. Hier sind wir so richtig auf dem Land. Unsere Herberge ist eins der urigen Rundhäuser der Hakka und hat ein paar Gästezimmer. Die Hakka Familie, die es betreibt, wohnt auch dort. Zu unserer Ankunft hatten sie die überall angebrachten roten Lampions angemacht. Das sieht im Dunklen recht romantisch aus. Der Hotelier lud uns zur Begrüßung in sein Wohnzimmer zum Teetrinken ein und seine Frau kochte uns in der Zeit ein Menü mit 7 Gängen. Anschließend gab es noch Bier und einen Absacker in Form eines Erguotou Schnapses. Ein sehr populärer Schnaps aus Beijing. Das gehört zur Tour, denn schließlich machen wir ja die Reise „Das Blaue China“.

Inselhüpfen

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Tagesausflug in Xiamen, 30 km bei strahlender Sonne

Gulangyu, die Klavierinsel, ist die Hauptattraktion in Xiamen. Klavierinsel heißt sie, weil sie die höchste Klavierdichte des Landes auf die Bevölkerung gesehen hat. Dies rührt von den vielen Klavieren in den ehemaligen Herrenhäusern der Kolonialmächte her. Gulangyu hatte eine recht wechselhafte bewegte Kolonialgeschichte.

Am Vormittag wandelten wir ein wenig über die Insel und schauten uns die koloniale Architektur an. Mit der Fähre ging es dann wieder nach Xiamen rüber. Erstaunt stellten wir fest, dass wir nicht dort ankamen wo wir gestern abgefahren waren. Die Fährleute erklärten uns, dass der Fährverkehr zwischen zwei Stationen aufgeteilt sei. Tagsüber fährt die Fähre anders als abends. Gut zu wissen.

Da wir nun ganz wo anders waren als wir es eigentlich vorhatten, nahmen wir zwei Taxis zum Radladen. Dort holten wir unsere Räder ab, stellten sie ein und dann gings los mit unserer Radtour über die Insel Xiamen. Unser erster Stopp war der Tempel Nan Putuo Si. Dort speisten wir äußerst lecker im vegetarischen Restaurant des Tempels und besichtigten anschließend den Tempel. Der ganze Tempel ist generalüberholt worden und sieht aus wie gerader erst neu gebaut.

Anschließend ging es überwiegend an der Küste entlang mit schönen Sandstränden und schön angelegten Parkanlagen. Xiamen machte auf uns einen unheimlich entspannten Eindruck. Tropische Landschaft, Meer, Sonne und freundliche Menschen. Eine Stadt, die einen Besuch auf alle Fälle lohnt.


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Bahnfahrt nach Xiamen

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Bahnfahrt nach Xiamen

Unser Transferbus zum Bahnhof kam zu spät. Das hatte zur Folge, dass unser Busfahrer so ziemlich jede Verkehrsregel brach, die die chinesische StVo so hergibt. Nicht, dass sich die anderen chinesischen Verkehrsteilnehmer daran halten würden aber unser Busfahrer war an diesem frühen Morgen noch wesentlich besser als die anderen. Der Bahnhof Ost liegt ziemlich weit außerhalb und man weiß ja nie was auf chinesischen Straßen so alles passieren kann. Also hatte es unser Fahrer heute ziemlich eilig. Just in Time lieferte er uns ab, denn kaum dass wir angekommen waren, öffneten sich die Pforten zum Bahnsteig.

Der Rest der Zugfahrt war dann deutlich entspannter. Wir saßen in der Softseat Klasse eines Schnellzuges und an den Fenstern huschten schöne Küstenlandschaften und unbekannte Großstädte vorbei. Nach 7 Stunden Zugfahrt kamen wir dann in Xiamen an. Unser Fahrer, der uns zum Fährterminal bringen sollte war ebenfalls zu spät. Als wir den Ableger erreicht hatten, hieß es, ihr seid zu spät.

Die letze Fähre ist gerade raus. Wir wohnen nämlich auf Gulangyu, einer Insel neben der Insel. Xiamen selbst liegt nämlich auch auf einer Insel. Die Bediensteten erklärten unserem Fahrer dann, dass es noch eine andere Fährstation gibt und dort würden am Abend noch Fähren nach Gulangyu fahren. Das stimmte auch. Als wir dann auf unserer Insel angekommen waren, fragten wir wo denn unser Hotel sei und wie wir dort hinkämen, denn die Insel ist ja autofrei. Am Tag fahren hier Elektroautos, wurde uns gesagt, aber jetzt ist es zu spät, da fahren keine mehr.

Also rief ich im Hotel an und bat darum, dass man uns abhole. Nach 20 Minuten kam dann der Hotelrezeptionist mit einem kleinen Schiebwägelchen an und lud unser Gepäck auf. Das Hotel war in der Tag ein gutes Stück weg, mitten auf der Insel in einem kolonialen Gebäude. Es hat einen sehr angenehmen Flair und eine nette Terrasse wo man am Abend noch bei den angenehmen Temperaturen sitzen kann.

Teatime

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Tagesausflug durch Hangzhou und um Hangzhou herum.

Nicht nur die Wasserdörfer können mit einer Menge Wasser aufwarten. Hangzhou hat in dieser Hinsicht genauso viel zu bieten. Unser Ausflug führte uns vom berühmten Westsee über die Drachenbrunnenquelle und durch das 9-Bäche-Tal hinunter zum Qiantang Fluß und wieder zurück zum Westsee.

Wir starteten in Richtung Westsee und frühstückten unterwegs in einem kleinen Restaurant Nudelsuppe und Baozi mit Fleischfüllung. Eigentlich wollten wir auch gerne Tee dazu trinken, aber man ignorierte unseren Wunsch. Nach dem dritten Nachfragen erklärte man uns, dass man zum Frühstück keinen Tee trinke. Und da glaubt man, dass in einem Gasthaus der Kunde König sei. Aber es war vermutlich kein Gasthaus sondern ein Wirtshaus.

Frisch gestärkt radelten wir über den Su-Damm, einen der beiden Dämme die durch den Westsee führen. Benannt ist der Su-Damm nach dem berühmten klassischen Dichter Su Dongpo, der in der einst Gouverneur von Hangzhou war. Am Nordufer des Sees angekommen machten wir eine Bootsfahrt über den See zu der Insel mit den vier inneren Seen und machten dort einen Spaziergang.

Am Nachmittag radelten wir zur Drachenbrunnenquelle, die dem berühmten Drachenbrunnentee (Longjing Tee) seinen Namen gibt. Die Quelle liegt inmitten von Teeplantagen in einem schmalen Tal. Natürlich kann man dort den Tee auch kosten. Weil das Ambiente dort so angenehm und entspannend war, genossen wir in Ruhe einige Tassen Tee serviert mit einer Reihe Snacks und Obst. Die entspannte Atmosphäre verführte uns etwas zu sehr zum verweilen, so dass wir etwas spät aufbrachen um durch das 9-Bäche-Tal zu radeln. Durch dieses Tal fließen nicht wirklich 9 Flüsse. Eigentlich ist es nur einer. Da man ihn aber an 9 Furten durchquert, nennen die Hangzhouer das Tal poetisch 9-Bäche-Tal. Auch hier radelt man auf einem Feldweg mitten durch Teeplantagen und immer wieder durch diesen Bach. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, doch wir schafften es noch vor Dunkelheit bis hinunter zum Qiantang Fluß. Dort war es sehr gut beleuchtet und wir konnten beruhigt wieder in die Stadt zurückradeln.

Es ging schnurstracks zum Fahrradladen, bei dem wir unsere Räder abgeben mussten, denn wir werden in Xiamen neue Räder bekommen. In der Nähe des Radladens befindet sich die Anfang 2000 gebaute, einem historischen Straßenzug nachempfundene Hefang Road. Dort gibt es etliche Restaurants. Da uns bereits der Hunger wieder gepackt hatte, kehrten wir in einem der Restaurants ein. Ich erwartete nicht wirklich einen kulinarischen Höhepunkt, aber zu unserer großen Überraschung war es das wahrscheinlich beste Restaurant der bisherigen Reise. Ein würdiger Abschied von Hangzhou.


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China Kompakt: Shanghai

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Zwei ereignisreiche Tage in Shanghai

(ein nachgereichter Beitrag aus Shanghai: die Gruppe ist inzwischen schon wieder voll Erinnerungen in Deutschland angekommen, aber dem Blog fehlte noch der Eintrag der letzten Station, hier kommt er)

Heute geht es zum Abschluss der Reise nach Shanghai. Damit wir auf die Stadt der Superlative gut eingestimmt werden, hat unser Guide den Bus bereits auf 5:20 bestellt. Also superfrüh aufstehen und dann auch noch auf die Nudelsuppe verzichten….

Dafür sind wir dann nach 3h Flug so früh in Shanghai, dass wir noch einen ausführlichen Bummel machen können. Ehe wir dabei Richtung Einkaufsmeile einbiegen, entdeckt Christian noch eine Hotelterrasse im 8. OG, die nicht nur einen wunderbaren Ausblick, sondern auch erstklassigen Kaffee bietet. Nach Einbruch der Dunkelheit speisen wir Nordchinesisch und flanieren dann noch durch die Nanjinglu. Hier lassen wir uns von Tanz auf der Straße und verführerischen Naschereien verwöhnen.

Der zweite Tag in Shanghai – und letzte in China – beginnt auch ohne Nudelsuppe, dafür mit Kaffee und Brot. Eine willkommene Abwechslung! Zwei Pärchen unserer Gruppe haben sich entschieden, den Tag mit Metro-fahren und dem Yu Garten zu beginnen. Die anderen stürzen sich direkt ins städtische Leben. Wir bereuen unsere Entscheidung nicht: der Garten ist zwar voll, aber trotzdem friedlich und beruhigend. Danach dann einen Besuch im historischen Teehaus, zum Glück sind Königin Elisabeth und der Scheich von Quatar schon wieder abgereist, so dass wir einen wunderschönen Tisch mit Blick auf’s Wasser ergattern können.

Auf dem Weg zurück können wir direkt vor dem Garten im Bazar alles finden, was uns für den Heimflug noch fehlt. Nun müssen wir nur noch alles im Koffer verstauen. Aber wir sind hoffnungsfroh und entschließen uns mitsamt unserer Einkäufe aufs andere Ufer (Pu Dong) zu wechseln. Dabei kommen wir durch ein völlig anderes Schanghai – einfach, ohne Glanz und sehr faszinierend.

Von allen Orten unserer China-Reise zeigt uns Shanghai am stärksten, wie die sozialen Gegensätze der chinesischen Gesellschaft auf so engem Raum aufeinandertreffen. Auf der anderen Seite angekommen, genießen wir einen ebenfalls erstklassigen Kaffee und kommen ins Grübeln: Nur 10 Minuten entfernt vom dem einem Schanghai verschlingt unser Nachmittagskaffe für Zwei locker den Wert des gestrigen Abendessens für 9….

Wir entscheiden uns, erst mal nicht weiter nachzudenken und machen uns auf ins Hotel. Heute Abend ist Abschiedsessen und es soll in eine Cocktailbar gehen. Die Bar findet sich dann im 88. Stockwerk des Jinmao-Towers und macht noch einmal deutlich, wie groß die Spanne ist, die wir in diesem Urlaub erleben konnten. So viel unterschiedlichste Eindrücke. Wir sind hin und weg und kommen zu dem Schluss: Sofern ihr noch nicht mitgemacht habt – unbedingt buchen!

(Text und Bilder von Bernd)

Und dann ein paar Worte des Reisleiters: Am nächsten Tag flogen wir von Shanghai zurück nach Deutschland, ich konnte alle einmal noch ganz fest in meine Arme drücken und eine wunderbare Reise näherte sich ihrem Ende. Ich nehme viele Erinnerungen mit: an unser Sonnenglück bei den Radtouren; an schöne Begegnungen mit Menschen, Hunden und frisch geborenen Wasserbüffel-Kälbern; an begeisterte Gesichter, wenn sich die Tische von der Vielfalt der chinesischen Küche bogen; an die Kaffee-Pausen, die uns die eine oder andere Teilehmerin der Gruppe glücklicherweise immer wieder in das Tagesprogram einbaute; und an viele schöne Gespräche über China, Deutschland und den Rest der Welt. Es hat mir viel Spaß mit Euch gemacht und ich hoffe, Euch alle bald einmal wieder zu sehen. Euer Christian

Buddhafahrt

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Busfahrt nach Hangzhou und Radausflug zum Lingyin Tempel.

Meistens sind die Transferfahrzeuge eher knapp bemessen, so dass man seine Tetris-Skills voll einbringen muss um das Gepäck und die Fahrräder unterzubringen. Nicht so heute. Für uns Sechs stand ein 33-Sitzer mit Gepäckstauraum unter dem Bus bereit. Um die Räder nicht allzu sehr zu strapazieren stellten wir 3 davon in den Bus. Platz hatten wir ja genug.

In Hangzhou angekommen ließen wir uns erst einmal mit hangzhouer Köstlichkeiten verwöhnen bevor wir uns mit den Rädern auf den Weg zum Lingyin Tempel machten. Der Tempel liegt in einem grünen Tal etwas außerhalb der Stadt. Vor der eigentlichen Tempelanlage befindet sich eine Felsengruppe, von der der Begründer des Klosters glaubte, dass sie von seiner Heimat hierher nach Hangzhou herübergeflogen seien, als Zeichen, dass er hier einen Tempel gründen solle. Deshalb trägt diese Felsengruppen den Namen „Herübergeflogener Gipfel“. Zwischen dem 10. Und 14. Jahrhundert meißelten Mönche diverse Grotten mit buddhistischen Statuen in den Felsen.

Die Grundzüge der Tempelanlage existieren schon seit dem Jahr 328. Allerdings wurde der Tempel im Laufe der Geschichte mehrmals zerstört und musste immer wieder aufgebaut werden. Die heutige Anlage ist nicht älter als 140 Jahre. Da die Tempelgebäude am Berg liegen kann man von unten kommend gar nicht sehen wie weit sich das Areal zieht und wie viele Hallen noch kommen. Jedes mal, wenn wir eine Halle besichtigt hatten, waren wir überrascht festzustellen, dass es noch eine weitere gibt.

In der Haupthalle führten die Mönche des Tempels gerade ihre abendliche Gebetszeremonie durch und sangen ihre Sudren. Das ist immer wieder beeindruckend zu beobachten. Ein weiteres Highlight, das jüngeren Datums ist, ist die Halle mit den 500 Archats. Das sind buddhistische heilige, die ob ihrer besonderen Fähigkeiten Ruhm erlangt haben. Und von diesen Berühmtheiten sitzen dort 500 in einer Halle.

Den Abend beendeten wir in einem Restaurant direkt neben unserem Hotel in der kleinen Siedlung auf der grünen Seite des berühmten Westsees.

2 in 1

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Besuch der beiden Wasserdörfer von Wuzhen Dongzha und Xizha

Eigentlich wollten wir vor dem großen Ansturm in Dongzha, dem älteren der beiden Altstadtflecken, sein. Bei meinem letzten Aufenthalt hier hatte das auch ganz gut geklappt. Heute waren die anderen leider schneller als wir. Also ließen wir uns von der Menge schieben und glitten auf einer Woge von Menschen durch das historische Wasserdorf. Wahrscheinlich ist das die chinesische Form von Surfen. Das alte Dorf ist aber trotz der vielen Menschen hübsch anzusehen und beherbergt einige interessante Museen. Wir besuchten eine kleine Auswahl davon wie z.B. das Schnitzereimuseum, das Bettenmuseum, die Stofffärberei und natürlich die Reisweindestillerie. Dort probierten wir den vergorenen Reis bevor er zu Schnaps destilliert wird. Erstaunlich lecker. Wie ein alkoholischer Nachtisch. Wirklich empfehlenswert.

Am Nachmittag war dann das neue auf historisch getrimmte Wasserdorf dran. Wir hatten ein Kombiticket und somit beide Museumsdörfer in einem Ticket. Eigentlich war uns gar nicht mehr nach einem weiteren Wasserdorf zu Mute, aber wir hatten es ja bereits bezahlt, also gingen wir auch hin. Und wie sich rauchsstellte war das auch gut so. Xizha ist wesentlich breiter angelegt und viel weitläufiger, so dass sich die Massen mehr verteilen und der Ort viel entspannter wirkt. Er ist auch sehr schön gestaltet mit kleinen Kaffees und Restaurants. Das schönste ist aber die geschmackvolle Beleuchtung am Abend. Wir blieben dort bis es dunkel war und genossen die romantische Stimmung. Dass doch mehr Menschen hier waren als man wahrnahm, merkten wir eigentlich erst, als wir ein Restaurant suchten. In allen Restaurants gab es schon eine Warteliste. Also verließen wir Xizha wieder und gingen in der Neustadt Abendessen.

Land von Fisch und Reis

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Fahrt nach Wuzhen, 80,4 km bei strahlendem Sonnenschein

Tongli war noch ruhig und fast menschenleer als wir uns ein Restaurant zum Frühstücken suchten. Es gab Baozi (Hefeklöße) mit vegetarischer und mit Fleischfüllung. Als wir dann Tongli mit den Rädern verließen strömten bereits die Massen auf den historischen Ortskern zu. Der rechte Zeitpunkt dem Treiben zu entfliehen.

Unsere Etappe war heute sehr abwechslungsreich. Sie führte uns teilweise über Landstraßen, über ruhige Nebenstraßen, Feldwege, kleine Pfade zwischen Reisfeldern hindurch und sogar über Hinterhöfe von Bauernhöfen und vorbei an Kanälen, Seen und Fischteichen. Irgendwie war alles an Wegen dabei außer Autobahnen. Eine Radtour durch das Land von Fisch und Reis.
Am späten Nachmittag kurz vor der Dämmerung erreichten wir dann das nächste historische Wasserdorf Wuzhen.


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Im Wasserdorf Tongli

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Fahrt nach Tongli, 33,6 km bei 23°C und Sonnenschein

Um die erste richtige Radetappe von sage und schreibe 33,6 km problemlos zu bewältigen, nahmen wir uns vor, heute mal richtig ordentlich zu Frühstücken. Wir fanden ein Nudelrestaurant mit sehr viel Flair und Atmosphäre gleich um die Ecke unseres Hotels. Die Kellnerin war sehr besorgt, dass die Nudelsuppe möglicherweise unsere großen europäischen Mägen nicht ausreichend füllen würde, aber die Nudelsuppen hätten sogar Jan Ulrich über die ersten 250 km gebracht.

Nach etwa zwei Stunden erreichten wir bereits unser Etappenziel Tongli. Unser Hotel war ein uriges kleines historisches Anwesen mit Innenhof, gleich an einem der vielen Kanäle Tonglis gelegen. Wir gingen erst einmal Mittagessen, denn auch 33 km radeln machen Hunger. Wir versuchten natürlich die lokale Spezialität, marinierte Schweinshaxe in Sojasauce gekocht und diverse andere Leckereien.

Den Verdauungsspaziergang machten wir dann durch die Altstadt von Tongli und schauten uns die hübschen Gärten dort an. Die sind zwar etwas kleiner als die Gärten von Suzhou, stehen denen aber in ihrer Schönheit kaum nach. Gegen späten Nachmittag ließ dann auch der Trubel schlagartig nach, denn die meisten Touristen sind nur Tagesbesucher und reisen dann am späten Nachmittag wieder nach Shanghai, Suzhou oder Hangzhou zurück.

In der neu gewonnen „Ruhe“ genossen wir einen Kaffe in einem Kaffeehaus an einem der Kanäle. Für das anschließende Abendessen suchten wir uns heute chinesisches Barbecue aus, das sogenannte“ Shaokao“. Wir saßen im Freien auf der Straße und ließen uns Fleisch, Fisch, Tofu oder Gemüse unserer Wahl grillen. Dazu ein kühles chinesisches Bier, was will man mehr um einen schönen Tag zu beenden.


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