Von Beijing aufs Land

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radtour Beijing nach Changping

Heute mussten wir echt früh aus dem Bett. 7:00 Uhr Frühstück und um halb 9 schon auf den Rädern. Es galt 65 km auf dem Rad zu genießen– wie zu erwarten waren es dann sogar ein paar mehr.

Dafür konnte unser Reiseführer die versammelten Sicherheitsleute der Pekinger Uni davon überzeugen, dass wir keinen Aufstand anzetteln würden und wir durften durch den Campus fahren – ein interessantes Erlebnis.

Dann ging‘s zum Sommerpalast, das Wetter hatte sich passend herausgeputzt und wir mussten nach und nach Jacken und zweites T-Shirt ausziehen. Der Palast ist eher eine weiträumige Parkanlage die einen ganzen Tag gut ausfüllen würde. Wir hatten aber nur eine halbe Stunde. Diese Herausforderung haben wir aber gut gemeistert und ganz nebenbei noch interkulturelles „Tanzfest“ organisiert.

Bisher durften wir ja immer wieder die Rolle des exotischen Fotomodells übernehmen. Viele Chinesen haben sich mit den „riesigen“ Fremdländern für’s Familienalbum fotografiert. Heute konnten mal wieder tauschen: es hat sich dafür ein echt Chinesisches Original gefunden.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es dann zum Abschiede noch ein paar Kilometer echten Pekinger Verkehr. Hier haben wir es dann vorgezogen ein Weilchen zu schieben um den weiteren Urlaub unbeschadet erleben zu dürfen. Zum Glück gab es aber noch einen ruhigeren Abschluss am Kanal entlang, ehe wir uns wieder ins Stadtleben von Changping stürzen konnten.

Nach der vielseitigen und spannenden Etappe gab es dann ein leckeres Abendessen, diesmal extra nicht zu scharf (die Flammen schlugen nur knapp 1/2m). Mittlerweile können wir auch schon Erdnüsse mit den Stäbchen erwischen – das Überleben ist also gesichert.

(Text und Bilder von Bernd und Beshid)


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Autofrei und Spaß dabei

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

94 Kilometer von Seoul nach Gapyeong. Ziemlich eben. Heiter bis wolkig bei gerade eben noch T-Shirt-Temperaturen.

Heute endlich der erste Tag im Sattel und auf zwei statt vier Rädern. Die größte Anstrengung waren die ersten acht Kilometer. Da waren wir nämlich mitten drin im Großstadtverkehr von Seoul. Wie ich bereits schrieb ist das kein Vergnügen, sondern ziemlich stressig. Wir hätten auch unseren Begleitbus nehmen können, um uns damit aus der Stadt hinaus chauffieren zu lassen. Aber wir sind keine Warmduscher, eine Radtour ist eine Radtour. Also Augen auf, Zähne zu und durch.

Dann haben wir den Zugang zum Radwanderweg (gleich davon mehr) nicht finden können, sind nach dem Überqueren des Han Flusses ziemlich umhergeeiert. Mal in Richtung Osten, weil das unsere vorgegebene Richtung war, dann in Richtung Westen. Immer trennte diese [Schimpfwort wegzensiert] Autobahn uns von dem anvisierten Radweg am Fluss. Zoomen Sie mal in der Karte da unten auf unseren Track bei Seoul, dann werden Sie unsere Irrfahrt sehen.
Aber im fünften Anlauf haben wir ihn gefunden, den Tunnel unter der Autobahn hindurch.

Und plötzlich waren wir im Radfahrerparadies!

Die koreanische Regierung hat in den letzten Jahren großzügig in den Ausbau von Radwanderwegen investiert. Entlang von vier Flüssen, nämlich dem Han, dem Geum, dem Yeonsan und dem Nakdong, hat man solche Fahrradstraßen angelegt. Infos im Netz dazu unter 4Rivers Guide. Der Han Fluss fließt durch Seoul, daher wollten wir diesen Fernweg mal austesten.

Wow! Nach der ätzenden Großstadt und bis zum Ende unserer heutigen Etappe waren wir fast ausnahmslos Autofrei unterwegs auf einem vier Meter breiten Streifen Asphalt, exklusiv angelegt und ausgebaut für Fahrradfahrer. Mit Mittelstreifen. Und viel Infrastruktur dabei. Alle paar Kilometer ein Rastplatz für Radfahrer einschließlich Turngeräte für Lockerungsübungen. Diese wechselten sich mit Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer ab. Oder einem Reparaturservice für Radfahrer. Man kam sich schon fast vor wie auf der Autobahn.

Der Verkehr dort war tatsächlich nicht ganz unähnlich wie auf einer Autobahn. Noch im Speckgürtel von Seoul, also bis ca. Kilometer 30, war es sehr betriebsam. Ein Pedalritter nach dem anderen kam uns entgegen, überholte uns oder wurde von uns überholt. Manchmal waren es Einzelkämpfer, aber meistens waren es Gruppen.

Das Fahrrad ist in Korea kein Alltagsfortbewegungsmittel, es ist ein Sportgerät. Dementsprechend sahen die Radler überwiegend aus, mit MTBs unter den Hintern und angezogen wie aus dem Radsportkatalog entsprungen. Hose, Trikot, Helm, alles im Einklang mit dem Trend. Der einzige Unterschied zu deutschen Radtrendsportlern: Die Tuchmaske über Nase und Mund.

Es waren wie gesagt überwiegend Gruppen von Radfahrern, denen wir begegnet sind. Die konnte man leicht erkennen, denn sie waren immer mit dem gleichen Outfit ausgestattet. Fahrrad, Trikot, Helm, Tuchmaske, alles vom gleichen Hersteller. Besonders die Tuchmasken, das ist dann ein bisschen so wie die flüchtige Begegnung mit einer Horde von Feierabendterroristen.

Ab Kilometer 60 dünnte es sich bei den Mitfahrern merklich aus. Ab da hatten wir den Traumradfernwanderweg über weite Strecken ganz für uns alleine und konnten nun auch eine eher ländliche Landschaft genießen. Höhepunkt auf den letzten Kilometern war ein Tunnel, welcher ursprünglich für eine inzwischen stillgelegte Eisenbahnstrecke in den Berg getrieben wurde. Jetzt ist er Teil des Radwanderweges. Bestens betoniert und ausreichend beleuchtet. Aber der Clou bei der Röhre: Mit Musikbeschallung!

Unsere Ankunft in Gapyeong um 17:00 Uhr. Nicht zu spät und nicht zu früh. Wir haben die Klamotten auf die Zimmer gebracht und sind dann durch den Ort geschlendert. Schließlich war Gapyeong unsere erste Station nach Seoul. Seoul kennt doch jeder, der einen Reiseführer im Bücherregal hat. Gapyeong hingegen haben wir entdeckt.


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