Der Regenmacher verabschiedet sich

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.09. bis 05.10.2014

Schön war’s!

Die Gruppe ist am 05. Oktober nach Hause geflogen, ich habe noch vier Tage in Shanghai drangehängt, ein paar Hotels und Restaurants erkundet und mich mit potentiellen Reiseleitern getroffen. Ja, und natürlich eine der interessantesten Metropolen der Welt genossen.

Bei wunderschönem Herbstwetter! Irgendwann muss eine Serie ja mal ein Ende haben! Nun ist der beste Zeitpunkt und hiermit verabschiedet sich der Regenmacher!
Wer dem zustimmt und mal Lust hat, mit mir durch Asien zu radeln: Meine nächste Tour ist Teatime im Himalaya vom 17.02. – 13.03.2015. Im April/Mai 2015 bin ich dann mit meiner Familie mit Tandem und Kinderanhänger von Shanghai nach Beijing unterwegs. Infos und den Blog dazu gibt es hier.

Falls Ihr auf den Geschmack gekommen seid, von Xi’an zum Yangzi zu radeln: Die Tour Die Drei Schluchten des Yangzi findet nächstes Jahr vom 15.04. – 10.05.2015 und vom 09.09. – 04.10.2015 statt.

Als Appetitanreger gibt es hier noch einmal die schönsten Bilder der Tour:

Die deutsche Patientin

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

36,5 km von Bangsan nach Haean. Schneller als geplant.

Das war der Plan: Von Bangsan nach Haean, mitten in der Punchbowl, radeln und dabei den mit fast 1.000 Meter über NN höchsten Pass der ganzen Tour mitnehmen. Klingt doch gut, oder? Bis Kilometer 24 verlief auch alles nach Plan, da hatten wir bereits drei kleinere Pässe mit den in Korea üblichen steilen Anstiegen von bis zu 10% hinter uns. Das Wetter war bei der Abfahrt in Bangsan am Morgen noch recht freundlich zu uns, sonnig mit ein paar Wölkchen am Himmel und eine angenehme Temperatur. Später zog es sich ein wenig zu, jedoch alles noch im grünen Bereich. Aber dann fand der Plan ein jähes Ende.

Kilometer 24 markiert den Punkt, an dem es hinauf zu dem letzten, dem 972 Meter hohen Pass geht. Gegenwind ist ja schon fies, aber heftiger Gegenwind UND bergan mit 10% ist einfach nur ätzend! Mit Ausnahme von Thomas, der ohnehin schon längst im grünen, gelben und rot gepunktetem Trikot fährt, sind alle ziemlich zu Beginn der Steigung vom Rad gestiegen und haben schiebend gegen Steigung und Windböen angekämpft. Ein Blick hoch in Richtung Pass: Regenwolken!

Vor einigen Jahren hat man einen Tunnel durch den Berg getrieben, damit bequeme Menschen schneller auf die andere Seite kommen. Die alte Straße über den Berg blieb trotzdem bestehen. Wir wollten natürlich unbequem sein, wollten uns der Herausforderung stellen und über den Berg statt durch den Berg fahren. Außerdem wollten wir eine drei Kilometer lange Röhre mit all ihren Gefahren meiden. Aber wenn in Aussicht steht, dass man sich 500 Höhenmeter bei heftigem Gegenwind und 10% Steigung hoch quälen muss und oben auch noch eine Wolkendecke mit viel Niederschlag, niedrigen Temperaturen und ohne Ausblicke zu erwarten ist, genau dann ist so ein Tunnel doch nicht so verkehrt. Selbst nicht für unbequeme Menschen.

Bei Kilometer 27 hatten wir den Eingang zum Tunnel erreicht. Keine Frage, da mussten wir jetzt durch. War dann auch gar nicht so schlimm, der Verkehr im Tunnel war sparsam (nur zwei Autos von hinten, ca. acht von vorne), die Röhre gut beleuchtet und das Begleitfahrzeug fuhr als Rückendeckung immer hinter uns her. Auf der anderen Seite ein ganz anderes Wetter. Wir wurden von Nieselregen und kühlen Temperaturen empfangen. Aber egal, ab dort waren es ohnehin nur noch fünf Kilometer bis zu unserer Übernachtungsstation.

Um 9 Kilometer und 480 Höhenmeter betrogen saßen wir bereits zu Mittag über eine Schale Nudeln gebeugt in einem Restaurant neben unserer Herberge in Haean. Der Tag war noch jung und wir beratschlagten, was wir mit der neu gewonnenen Freizeit anstellen sollten. Der beste Vorschlag kam von Susanne: einen Doktor aufsuchen. Susanne plagte nämlich ein leichtes Leiden im linken Knie, und dagegen hilft doch sicherlich eine kleine Akkupunktur-Sitzung bestens. Die Wirtin des Restaurants wusste auch genau den richtigen Mann für diese Aufgabe, einen blinden Heiler, welcher nur 15 Kilometer von Haean entfernt praktiziert.

Eine Fahrt im Begleitbus war daher angesagt. Rund eine Stunde später sitzen deutsche Männer im Warte- gleich Wohnzimmer des blinden Doktors, während nebenan eine deutsche Dame behandelt wird. Leider habe ich mir den Namen des guten Mannes nicht notiert, aber er ist ein wahrer Meister der Heilkunst. Susanne wird zunächst fachmännisch abgetastet und dadurch eine Diagnose erstellt. Danach geht es zur Sache, es folgen eine Massage und eine Art Aderlass, bei der das ungesunde Blut per Vakuumglocke aus der betroffenen Stelle heraus gesaugt wird. Alles fast schmerzfrei und Susanne fühlt sich nach der Behandlung viel besser. Als Bonus bekommen wir Wartenden noch eine Kurzmassage für den Kopf- und Schulterbereich verabreicht. Bei mir endete die Knetorgie mit der alten koreanischen Weisheit „Schmerz bekämpft man durch Gegenschmerz„.

Völlig entspannt war dann aber wieder das Abendessen. Das hat unsere Herbergsfamilie in einem ihrer Gewächshäuser ausgerichtet. Koreanisches BBQ, viel Fleisch, aber auch Kartoffeln und Pilze auf einem runden Rost über glühenden Kohlen. Wir lernen fleißig jeden Tag Koreanisch. Heute hat Eric das Wort für Hammer gelernt. Und er hat gelernt, dass Hammer etwas anders betont Schmeckt super! heißen kann.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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