Altstadtspaziergänge und ein Drachenberg

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Stadtspaziergänge in Lijiang

Nach dem letzten Erdbeben waren die zerstörten Steinhäuser der Altstadt durch Holzhäuser in traditioneller Bauweise ersetzt worden. Unser Hotel liegt in so einem typischen Haus mit mehreren Innenhöfen. Die Altstadt ist von Gräben durchzogen, die ursprünglich der Wasserversorgung dienten. Zusammen mit unendlich vielen Chrysanthemen bilden sie einen malerischen Anblick.

Beim Stadtspaziergang zeigte Christian uns an zwei Hauswänden alte Schriftzeichen der Naxi-Kultur. Anschließend verkosteten wir getrocknetes Yakfleisch. Dann bestiegen wir erst den Hügel im Park und anschließend den Aussichtsturm und genossen den Blick auf die Dächer der Altstadt von Lijiang und auf das 5600 Meter hohe Massiv des Jade-Drachen-Schnee-Berges.

Den Nachmittag verbrachten viele von uns im Black-Dragon-Pool-Park. Dort waren auch etliche Naxi-Frauen in ihren Trachten unterwegs. Als wir uns zu einem Kaffee in ein Restaurant setzten, wurden wir zum Fotoobjekt vieler chinesischer Touristen.

Zum Abschluss des Tages gab es eine vorzügliche Teeverkostung.

Geschlaucht

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

113 Kilometer von Taebaek nach Andong. Dazu kumulierte 1.470 Höhenmeter, aber immerhin tendenziell bergab. Wettermäßig abgesehen von Schnee alles da.

Mal wieder eine Frage an die Linguisten: Woher kommt eigentlich der Ausdruck „geschlaucht“? Kann doch eigentlich nur aus dem Radsport stammen, denn dort ist der Schlauch, also dieser aufblasbare Gummiring zwischen Felge und Mantel, ziemlich essentiell. Oder stehe ich da gerade auf dem Schlauch?

Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass wir die heutige Etappe nur auf dem Rad sitzend bewältigen würden. Ich war noch am Morgen davon ausgegangen, dass uns vor dem Ziel die Dunkelheit einholt und wir daher die letzten Kilometer mit dem Begleitbus überbrücken müssen. Jedoch meinen der Gruppe gegenüber nicht laut ausgesprochenen Unkenrufen (und woher kommt dieser Ausdruck?) zum Trotz, wir haben es geschafft!

Die Abfahrt in Taebaek hatten wir bereits entgegen unserer bisherigen Gewohnheit um eine Stunde nach vorne verlegt. Also um acht Uhr statt um neun Uhr. Das Frühstück hat jeder zuvor individuell auf seinem Zimmern absolviert. Bei mir gab es eine Lage Sandwiches, was sich die anderen eingeworfen haben weiß ich nicht so genau.

Und dann war es auch noch kühl und bedeckt am Vormittag. Nicht gerade die idealen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Königsetappe. Die Ausfahrt aus Taebaek gestaltete sich etwas abenteuerlich. Wieso befand sich die Straße, in die wir links einbiegen mussten, 20 Meter über uns? So ist das halt, wenn man eine Route nur anhand von irgendwelchen 2D Landkarten ausarbeitet. Da sieht immer alles so schön flach aus. Vor Ort macht einem aber manchmal die dritte Dimension einen Strich durch die Rechnung. Da kann man nämlich nicht einfach so links oder rechts abbiegen, sondern muss zunächst drunter durch oder oben drüber. Und einen anderen Zugang zur beabsichtigten Route finden.

Nach unserer kleinen Irrfahrt gleich zu Beginn wurde es besser. Denn endlich waren wir auf der anvisierten Schnellstraße angekommen. Kein Radweg, keine ruhige Nebenstraße, sondern Autoverkehr satt. Alles donnerte an uns vorbei, PKW, LKW und noch mehr motorisiertes Gefährt mit einem W am Ende. Wir armen Wichte (also die mit einem W am Anfang) mitten drin bzw. immer ganz rechts der Fahrbahn. Das war –äh– aufregend. Aber nicht schön.

Nach acht Kilometer auf der Schnellstraße hatte der starke Verkehr zum Glück ein Ende, wir bogen links ab und wir befanden uns wieder auf gewohntem Terrain: Nämlich auf einer nahezu unbefahrenen Nebenstraße. Hatte ich schon geschrieben, dass wir überwiegend auf Straßen unterwegs sind, die eine sehr geringe Verkehrsdichte aufweisen? Traumhaft für Fahrradfahrer!

Bei Kilometer 42, da hatten wir den höchsten Pass auf der heutigen Strecke bereits hinter uns, ein jäher Wolkenbruch. Nicht lange, aber heftig genug um Susanne, Eberhard und mich komplett zu durchnässen. Eric und Thomas waren weit vorne, nämlich schon beim Partyzelt für unsere Mittagspause. Diese Glückspilze! Auch dort dachte ich wieder daran den Bus für die Weiterfahrt zu nehmen, denn es sah zunächst nicht so aus als würde der Regen für den Rest des Tages aufhören. Aber die Laune des Wetters war eine andere, Noch während wir unsere Instandnudeln schlürften klarte es auf und die Sonne kam wieder zum Vorschein.

Also zügig weiter zu den nächsten beiden Pässen für heute. Nicht wirklich hoch, unter 200 Höhenmeter, aber beide wieder schön steil. Das kostet Kraft. Nach dem zweiten Pass begann der Wettlauf mit der Zeit. Wir wollten es einfach schaffen! Das Höhenprofil gab für die letzten 30 Kilometer noch ein Paar Hügel an. Easy, dachten wir. Aber wenn es auf diese Hügel mit jeweils 10% geht ist das alles andere als easy nach so einer langen Strecke. Was habe ich geflucht und geschwitzt. Am Ende dieser dreißig Kilometer hatte ich neun steile Anstiege als Wegpunkte in meinem Navi markiert.

Mit den letzten Sonnenstrahlen sind wir in Andong eingerollt. Reife Leistung!

(Fotos von Susanne, Eric und Eberhard)


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