Einmal mit der Kirche ums Dorf

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

70 Kilometer von Andong nach Angye, dazwischen Dorfschlendern.

Was mir in Korea besonders aufgefallen ist sind die vielen Kirchen. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es mindestens eine, in Angye, dem Ziel unserer heutigen Etappe, haben wir zwei entdeckt. Und Angye hat gerade mal knapp 6.000 Bewohner, die umliegenden Dörfchen mit eingerechnet.

Ende des 18. Jahrhunderts hat sich das Christentum in Korea ausgebreitet. In China sind koreanische Intellektuelle damit in Berührung gekommen und haben den Glauben mit in ihr Land gebracht. Am Anfang mussten die Anhänger noch im Verborgenen beten, da die konfuzianische Monarchie keine andere Religion duldete. Aber im Jahre 1882 wurde die Religionsfreiheit eingeführt und es konnten ganz offiziell Gemeinden gegründet und Kirchen gebaut werden. 23,8 % aller Koreaner bekennen sich zum Christentum, Korea ist damit neben den Philippinen und Osttimor das ostasiatische Land mit dem höchsten Anteil an Christen.

Trotzdem haben wir heute keine Kirche besichtigt, sondern ein Folkloredorf auf dem Weg zu unserem Übernachtungsort Angye. Das Dorf heißt Hahoe und zeigt nicht nur ländliche koreanische Kultur, sondern ist außerdem geschichtsbeladen. Der Gründungsclan der Siedlung spielt auch heute noch eine große Rolle in der koreanischen Politik. Details dazu müssen Sie vor Ort erkunden. Gut zwei Stunden sind wir durch Hahoe geschlendert, haben uns einige Anwesen angesehen und den Erklärungen von Sugi zugehört. Hahoe gehört zu den touristischen Highlights Südkoreas, daher kennt sie sich hier aus wie in ihrer Westentasche.

Die Fahrt von Andong nach Hahoe und auch die weiteren 20 Kilometer danach wieder Radwanderwege vom feinsten. Das ist eine sehr willkommene Abwechslung, wir waren über Stunden nur unter uns. Entweder haben wir den falschen Weg genommen oder der Radweg wird nur zu bestimmten Tages- bzw. Jahreszeiten in Anspruch genommen. Schade eigentlich.

Kurz vor unserem Ziel haben wir Eric verloren. Irgendwie hat er die Kurve nicht gekriegt und ist einfach geradeaus gefahren. Oder rechts abgebogen, so genau können wir das nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls war er weg. Hektische Telefonate zwischen Sugi aus dem Begleitfahrzeug, inzwischen am Ziel in Angye angekommen, und mir, irgendwo in der Pampa. Wo steckt der Kerl? Ich hatte keine Ahnung, aber ich hatte Susanne bei mir. Und wusste genau: Wo Susanne ist kann Eric nicht weit sein! Genau so war es dann auch, auf der Zielgerade nach Angye kam Eric angedüst. Wir kamen von links, er von rechts. Hier geht niemand verloren!

(Fotos von Susanne, Eric und Eberhard)


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