Auf den Spuren der Eremiten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Tageswanderung auf den Huashan

Heute wollen wir also auf schwindelerregenden Bergpfaden den Huashan, den westlichen heiligen Berg der Daoisten, erklimmen, der in ferner Vergangenheit eine Zuflucht für daoistische Einsiedler und Kräuterheilkundige gewesen sein soll. Am Fuß des Berges befindet sich auch gleich ein Tempel für eine daoistische Schule hier am Berg mit der großen liegenden Statue eines hochverehrten Weisen vor dem Eingang.

Der Huashan oder auch der westliche Hügel, wie er genannt wird, ist berühmt für seine Steilheit und Gefährlichkeit. Steil ist er auch heute noch, die Gefährlichkeit wurde mittlerweile etwas entschärft, was wohl auch ratsam ist, angesichts der Tausenden von Touristen, die täglich über den Berg strömen. Mit der Ruhe ist es natürlich jetzt vorbei, aber zumindest scheinen es die größeren Tourgruppen noch nicht bis herauf geschafft zu haben und wir teilen uns den schweißtreibenden Anstieg mit den chinesischen Individualtouristen. Im Hotelshop hat Elly noch schnell ein Wanderstöckchen (Teleskopmodell) einheimischen Fabrikats erstanden, um etwas zusätzliche Unterstützung für etwaige Bergabpassagen zu haben. Das preiswerte Modell quittiert den Dienst allerdings bereits vor dem Tickethäuschen des Huashan aufgrund eines geringfügigen Bedienfehlers und zerfällt in 2 Hälften. Nach eingehendem Studium der Konstruktion durch unsere Techniker wird der Schaden als vorerst nicht reparabel eingestuft und das Stöckchen verschwindet wieder in der Tasche.

Unsere Pässe müssen wir heute mal nicht vorweisen, dafür werden hier aber unsere Fingerabdrücke genommen, wobei der Sinn und Zweck dieser Maßnahme etwas im Unklaren bleibt. Gegen Mittag haben wir dann unser erstes Ziel, den Nordgipfel auf gut 1.600 m Höhe erreicht, wo wir zunächst ein wenig verschnaufen. Dietmar gelingt es doch tatsächlich den defekten Wanderstock wieder instandzusetzen – Elly freut sich, der Stock muss nicht reklamiert werden und alle sind zufrieden. Wir machen Gruppenfotos und die Chinesen machen Fotos in Kungfuposen, wobei der zuständige Instruktor alle Hände voll zu tun hat, die verweichlichte Stadtbevölkerung einigermaßen gut aussehen zu lassen – kein Gleichgewichtssinn, keine Körperspannung, von Gelenkigkeit ganz zu schweigen…

Die Luft ist erwartungsgemäß auch hier oben nicht besonders klar, aber um die umgebende spektakuläre Berglandschaft gut erkennen zu können reicht es allemal, und so entscheiden wir uns, noch ein paar hundert Höhenmeter draufzulegen und erklimmen auf weiteren steilen Treppen auch noch den Westgipfel. Hier essen wir unser letztes Küchlein, schießen noch einige Fotos und entschwinden schließlich durch ein Loch in der Felswand mit der angeblich längsten Seilbahn Asiens in Richtung Talgrund.