Im siebten Radlerhimmel

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

107 km von Shaxi nach Yangbi, ideales Wetter und super Piste

Hauptdarsteller unserer heutigen Etappe war – ohne Zweifel – die Etappe selbst. Im Vorfeld gab es noch die einen oder anderen Bedenken, ob und wie die mit über 100 km längste Strecke unserer Tour überstanden werden könne. Schon nach wenigen Kilometern waren diese Bedenken jedoch bei Allen verflogen, denn dann ging es nur noch darum, zu genießen:
Die atemberaubende Landschaft im Tal des Yangbi-Flusses mit ihren Terrassenfeldern, hübschen Dörfchen und blühenden Hecken, die sich zumeist sanft abwärts schlängelnde, kaum befahrene Straße mit bester Oberfläche, und zu guter Letzt auch das Wetter, das nicht zu kalt und nicht zu heiß war, mit Sonne und Schatten in angenehmem Wechsel. Raimers und meine Fotos lassen die paradiesischen Zustände hoffentlich etwas nachempfinden.

Für Unterhaltung sorgten indes die Bauern des Tales, die eine etwas ungewöhnliche Methode zum Dreschen des frisch geernteten Getreides anwenden: Die trockenen Pflanzen werden so auf der Straße ausgebreitet, dass alle Autos über die Ähren fahren müssen, und dadurch die Körner herausgedrückt werden. Nach einem halben Tag Überfahren-Werdens können die gedroschenen Körner dann von der Straße gefegt werden. Wir fanden das innovativ und ressourcenschonend, unser Fahrer Xiao Ding war allerdings weniger belustigt. Wenn sich das Stroh von der Straße nämlich im Gehäuse des Autos verfängt, kann es sich dort an heißen Teilen entzünden und das Auto fackelt ab. Solche Vorfälle seien nicht selten und die kreative Dreschmethode deshalb eigentlich verboten.

So sah Raimer den Tag:
Von Shaxi nach Yangbi, diese Strecke hatte wahrlich alles geboten: Anstiege, Abfahrten, Flusstäler, Landschaft satt und tolles Wetter. 110 km, für alle eine intensive, aber auch reizvolle Tour. Was fiel auf: das Landleben ist noch rückständig, das Getreide wird auf die Straße gelegt, so dass durch fahrende Fahrzeuge das Korn trennen. Tiere sind viel unterwegs, aber der Verkehr läuft ruhig. Morgen erwartet uns eine schwere Etappe: gut 30 km fast stetig leicht bergauf, daher starten Ingrid und ich mit dem Tandem schon um 06.00 Uhr, das Ziel ist die Touristenhochburg Dalí. Ausgerechnet am 01. Mai ist dort der „Teufel los“: große Feierlichkeiten erwarten uns, wir sind gespannt!


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Entspannung pur

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Ausflug von Shaxi zum Steinschatzberg (Shibaoshan)

Unserer Ruhetag hatte seinen Namen heute wirklich verdient. Das heißt nicht, dass wir uns nicht bewegt haben – aber statt der üblichen Radetappe gab es an unserem zweiten Tag im beschaulichen Shaxi nach dem Frühstück „nur“ einen ausführlichen Spaziergang über den Wochenmarkt und danach einen Ausflug zum Steinschatzberg unweit des Ortes.

Wir hätten dort auch mit dem Fahrrad hinfahren können, wählten aber die bequeme Variante, uns einfach mit dem Begleitfahrzeug bis zum Eingang des Areals kutschieren zu lassen. Das Gelände des Steinschatzberges ist waldig, bergig und verstreut darin liegen einige buddhistische Stätten und Tempel.

Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein nahmen wir uns viel Zeit für unsere Erkundungen. In den Tempeln waren neben einigen wenigen Touristen und jeweils ein bis zwei Mönchen vor allen Dingen alte Bauern aus der Region anzutreffen, die dort für Kost und Logis etwas dabei helfen, die Anlagen in Schuss zu halten. Die alten Männlein und Mütterchen saßen plaudernd in den Tempelanlagen, luden uns auf eine Tasse Tee ein und steckten uns schnell mit ihrer entspannten Stimmung an.

Hier im Südwesten Chinas scheint die Gelassenheit der Menschen auch an den für die Landwirtschaft günstigen klimatischen Bedingungen zu liegen. Auf meine Frage, ob die Landwirtschaft nicht ein mühsames Leben mit sich bringe, antwortet einer der im Tempel „pensionierten“ Ex-Bauern lachend, dass auf einen Tag harte Arbeit meist ein Tag Pause folgen könne und dann sei das alles gut zu ertragen.

Nach den unserem Rundgang lassen wir uns von Xiao Ding wieder nach Shaxi herunterfahren und lassen den Tag im hübschen Dorfzentrum ausbaumeln.


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Aromatisches

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

33 km von Jianchuan nach Shaxi

Auch wenn durch die Kombination aus sehr südlicher und gleichzeitig hoher Lage in weiten Teilen Yunnans beinahe ganzjährig frühlingshafte Temperaturen herrschen: Auch hier merkt man, dass es Frühling ist. Die Abfahrt vom Pass bis nach Shaxi wurde uns heute von Blütendüften versüßt. Große rosenartige Büsche mit weißen Blüten, rosa Blühende Sträucher und ganze Alleen von Eukalyptusbäumen begleiteten uns auf dem Weg nach unten und ließen die Abfahrt zu einem Erlebnis für alle Sinne werden.

Auch am Morgen hatten wir schon ein tolles Geruchs-Erlebnis. In Jianchuan gibt es eine traditionelle chinesische Kräuter-Apotheke, in der Raphael, der in Deutschland als Heilpraktiker arbeitet, auf Shopping-Tour gegangen ist. Die Mischung aus getrockneten Gräsern, Kräutern, Blüten, Rinden und Wurzeln verbreitet einen würzigen Geruch, der einem beinahe Lust macht, krank zu werden und sich behandeln zu lassen.

Abgerundet wurde unser aromatischer Tag von einer Teeverkostung der besonderen Art: Unsere beiden Begleitfahrer, Xiao Luo und Xiao Ding, hatten aus ihrer Heimat Pu’er extra für uns ein paar gepresste „Teekuchen“ aus selbst gepflücktem Tee mitgebracht. In den Bergen bei Pu’er stehen nämlich noch richtig alte und große Teebäume, deren Blätter eine ganz andere Qualität und Würze haben, als die von den in großen Plantagen kultivierten und kleingezüchteten Teesträuchern. Am Nachmittag versammelten wir uns im lauschigen Innenhof unserer Unterkunft, die passender Weise früher eine Raststation für die Händler und Pferdekarawanen der Teestraße war, und ließen uns von Xiao Luo über die Geheimnisse des Pu’er Tees unterrichten – eine ausgiebige Verkostung des Tees natürlich inbegriffen!

Im Anschluss noch Raimers Bericht:
Fahrt nach Shaxi, ganz landestypisch hatten wir heute ein Frühstück in einer der Garküchen, direkt an der Straße. Sechs mal Nudelsuppe, dazu Fladenbrot und zwei Mixgetränke aus Soja: alles ganz frisch und zusammen ca. 9 Euro, der perfekte Start für eine Radtour. Etwas leiden mussten wir dann doch, ein kleiner Pass brachte uns wieder auf gut 2300 m. Arbeit vor dem Vergnügen, zum Schluss eine längere Abfahrt nach Shaxi. Dieser Ort an der alten Teestraße erinnert wahrlich an diese alten Zeiten, als noch Pferdekarawanen den Tee nach Lhasa transportierten. Nachmittags wurden wir zu einer schönen Teezeremonie eingeladen. Es gab den berühmten Grüntee dieser Region. Morgen erkundigen Ingrid und ich die Altstadt. Vorher der bekannte Freitagsmarkt, wir sind schon gespannt.


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Spontane Einladung zum Totenfest

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

56 Kilometer von Shigu nach Jianchuan

Das Highlight des heutigen Tages (neben der üblichen tollen Landschaft und kulinarischen Neuentdeckungen) habe ich leider nicht miterlebt. Da wir heute schon recht früh an unserem Zielort Jianchuan angekommen waren, gab es noch einmal ein paar Stunden Zeit zur freien Verfügung, die von den Meisten genutzt wurde, um etwas durch die Altstadt zu schlendern. Für Andra und Heinz gab es dabei eine Überraschung – als die beiden nichts ahnend an einem Festbankett auf der Straße vorbei liefen, wurden sie von den dort Speisenden eingefangen und fanden sich im nächsten Augenblick in Mitten der illustren Gesellschaft wieder- essend, trinkend (hochprozentiges!) und sich mit Händen und Füßen verständlich machend.

Irgendwie konnte vermittelt werden, dass sie mit dem Fahrrad unterwegs sind, und die Ortsnamen unserer Route haben die Gastgeber auch verstanden. Was das allerdings für eine Feierlichkeit war, auf der sie gelandet waren, wurde Andra und Heinz erst klar, als sie ins Haus geführt wurden. Dort war ein kleiner Altar aufgebaut, mit einem Foto von einem Mann mittleren Alters, und ein Sarg stand dort auch. Eine Beerdigung war es also! Anscheinend war der Mann beim Militär oder der Polizei gewesen, und mit Gesten erklärte man, dass er wohl erschossen worden war.

Die Gastgeber wollten sie dann gar nicht mehr nach Hause gehen lassen und nur nach vehementem pochen auf die Armbanduhr mit dem Verweis, dass man ja noch eine Verabredung habe, ließ man die Beiden wieder ziehen. Etwas beschwipst und gut gelaunt trafen wir sie dann im Hotel vor, und ließen uns ihre kleine Geschichte erzählen.

Beerdigungsfeierlichkeiten werden in China – gerade in ländlichen Regionen – immer noch gerne auf der Straße vor dem Haus des Verstorbenen abgehalten. Dabei geht es meist laut und lustig zu, es wird ordentlich getafelt und getrunken. dabei werden gute Laune und viel Stimmung als Ehre für den Toten betrachtet.

Raimers heutiger Blogeintrag:
Was für eine Tour! Zuerst ging es gut 20 km stetig bergauf. Auf 2300 m Höhe war es dann geschafft, ab jetzt ging es für die nächsten 35 km eben zum Ziel. Jeder hatte für diese Etappe sein eigenes Rezept. Ingrid und ich mit dem Tandem teilten den Berg in 5 Einzeletappen. Psychologie ist alles. Zum Schluss ging es dann wieder durch mehrere Baustellen zum Ziel nach Jianchuan. Heute hatten wir uns dass traditionelle Abendessen mit den verschiedenen Spezialitäten reichlich verdient. Das Fahren in China ist bedeutend einfacher als erwartet. An den Unterkünften ist manches doch etwas improvisiert, das sollte man aber auch hier erwarten. Das Frühstück in den Garküchen, praktisch auf der Straße, ist immer ein Highlight.


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Seiltanz am Tigersprung

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

24 km Wanderung in die Tigersprungschlucht und 70 km Fahrt aus der Schlucht nach Shigu

Die berühmte Tigersprungschlucht haben wir an zwei Tagen bei allerbestem Wetter auf zweifache Weise erkundet. Einmal ging es auf dem Höhenweg zu Fuß in die Schlucht hinein, und einmal unten im Tal auf der Straße mit den Rädern wieder hinaus. Die lange Wanderung konnten wir am Ende alle in den Knien spüren konnten – aber gelohnt hat sich’s allemal! Wirklich schön waren die Blicke auf den gegenüberliegenden Jadedrachen-Schneeberg, der vom Boden der Schlucht fast 4000 m in die Höhe ragt. Während der Wanderung waren wir beinahe komplett allein – die vielen chinesischen Touristen, die täglich in die Schlucht gekarrt werden, scheuen sich vor den Strapazen einer solchen Wanderung. Sie bleiben lieber unten im Tal und schauen sich den „Tigersprung“ an: Ein Fels in der Mitte des Yangzi, den der Legende nach der Tiger zum Sprung über die Schlucht nutzte.

Als wir am nächsten Tag mit den Rädern aus der Schlucht hinausfahren, schauen wir dort auch noch einmal vorbei und werden Zeugen eines besonderen Spektakels: Über die tosenden Fluten wurde eine Slackline gespannt, auf der ein junger Mann mit einem Red-Bull-Pullover versucht, den Fluss zu überqueren. Die beste Aussichtsplattform ist von einem Fernsehteam blockiert, dass die zittrigen Versuche und einige Stürze (der Mann ist zum Glück gesichert) mit vielen Kameras einfängt.

Ingrid und Raimer sind mit ihrem Tandem in die Schlucht hinein- und wieder hinaus gefahren und haben sich die Wanderung gespart. Dies sind Raimers Notizen für die beiden Tage:

25.04.
Heute war ein besonderer Tag, vier der Gruppe machten sich sehr früh zu einer 9-stündigen Wanderung auf. Diese anspruchsvolle Route geht als Höhenweg ca. 23 km in die Tigersprungschlucht hinein. Ingrid und ich machten die Alternativroute: mit dem Tandem die Landstraße in die Schlucht hinein. Wir fühlten uns ein bisschen wie in den Alpen: teils steil und enge Kehren. Der Tigersprung-Felsen war ein echter Touristenmagnet, viele Busse und wir mit dem Tandem dazwischen. Immer wieder passierte es, dass wir als Fotomotiv für die chinesischen Touristen herhalten müssen: Ingrid’s blonden Haare und das Tandem sind wohl was besonderes. Die Schlucht gilt als eine der tiefsten der Welt, tatsächlich hat sich jeder Meter gelohnt. Morgen geht es wieder südlich, die Berge flacher. Wir sind gespannt.

26.04.
Heute sollte es wieder aus den Bergen raus in Richtung Süden gehen. Ingrid und ich fuhren früher los, da wir die Mittagshitze meiden wollten. Wir waren somit gegen 12.00 aus der Tigersprungschlucht raus und fuhren weiter entlang des Yangzi Fluss. Da Landschaft ändert sich komplett: Getreideterassen und Felder. Was uns wieder das Fahren schwer machte: eine Kilometer lange Baustelle, diesmal viel Staub und Löcher im Weg. Das Tandem muss leiden, hält gut durch. Mittagessen bei einem Bauarbeitertrupp, diese haben uns spontan eingeladen. Die Strecke hatte es in sich: 75 km und hügelig. Aber der Abschluss verwöhnte, kurz vor dem Ziel in Shigu musste noch der Yangzi mit einer kleinen Fähre überquert werden. Ein schönes Erlebnis!


Strecke 25.04.2016[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-04-25_Yun161.gpx“]
Strecke 26.04.2016[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-04-26_Yun161.gpx“]

Alte Straßen, neue Straßen

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

94 km von Shangri-La nach Qiaotou, 1.400 Höhenmeter abwärts

Aus dem tibetischen Hochland bei Shangri-La ging es heute auf unserer ersten richtigen Radetappe nach Qiaotou am Eingang der Tigersprungschlucht. Nach der gestrigen Erfahrung mit abfrierenden Fingern bei Regen und eisigen Temperaturen hatte Heinz schon angekündigt, erst einmal im Begleitfahrzeug zu fahren, sollte es heute früh regnen. Glücklicherweise kam pünktlich zum Aufbruch die Sonne heraus, sodass wir uns alle gemeinsam auf die Räder schwangen und nach Süden losrollten.

Anfangs ging es auf breiter Straße mit mäßig viel Verkehr, gegen Mittag jedoch konnten wir auf eine alte, unbefahrene Straße ausweichen. Ín vielen bergigen Gegenden Chinas gibt es parallel verlaufende Straßen: Die „alten“ Straßen, die sich, mit einfachen Mitteln gebaut, in Serpentinen über die Berge schlängeln, und die „neuen“, mehrspurigen, die über Brücken und durch die Berge hindurch gerade wie von der Schnur gezogen der Natur trotzen. Das Beste an den neuen Straßen ist, dass, wenn sie einmal fertig sind, die alten nicht mehr benutzt werden und zu wunderbaren autofreien Fahrradpisten werden.

So die Theorie. In unserem Fall jedoch war die alte Straße doch etwas befahren, und zwar von LKWs und Baufahrzeugen, die an der „ganz neuen“ Straße bauen. Diese neue Autobahn soll in Zukunft Lijiang und Shangri-La noch besser verbinden und wird mit Sicherheit viele Touristen ins tibetische Hochland schwemmen. Während sich die Anzahl der Laster noch sehr in Grenzen hielt, hatte die Baustelle für uns den Nebeneffekt, dass sich die Straße durch die von den Lastern heruntergefallenen Lehmerde an vielen Stellen in eine richtige Schlammpiste verwandelt hatte. Andra, die zu Hause auch gerne offroad mit dem Mountainbike unterwegs ist, war richtig in ihrem Element, während Ingrid und Raimer ihr Tandem nur mit Mühe und viel Geschick durch die Schlaglöcher und Schlammpfützen manövrieren konnten. Ein Erlebnis war’s allemal, und die Blicke auf die brutalen Großbaustellen in dem engen Tal waren schon etwas besonderes.

Unsere Räder sahen nach dem kleinen Abenteuer aus, als bestünden sie ganz aus Lehm! Wieder an der neuen Straße angekommen, nutzten wir die erste Autowaschanlage (drei dicke Wasserschläuche), um unsere Räder und uns selbst gründlich abzuspritzen und rollten die letzten 20 Kilometer genüsslich über den glatten Asphalt nach Qiaotou.


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Nasses von oben und unten

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Erste Raderkundungen des tibetischen Hochlandes um Shangri-La

Gestern, bei unserer ersten kleinen Erkundungsrunde mit den Rädern auf über 3.300 m, hatte das Wetter noch wunderbar mitgespielt.

Raimers Zusammnfassung des Tages:
Abfahrt von Lijiang, endlich geht es in die Berge. Nach gut 4 Stunden sind wir mit dem Bus und unserem immer noch verpacktem Tandem auf 3.300 m Höhe in Shangri-la angekommen. Um 13:00 Uhr beginnen Ingrid und ich das Tandem zusammenzubauen. Schon kurz nach 15:00 Uhr ist das Bike fertig. Die anderen vier sind mit ihrem Rädern zum nahe gelegenen Kloster Songzanlin gefahren. Heinz, unser eifriger Fotograf, brachte mir schöne Bilder mit. Ingrid und ich machten eine Probe Fahrt zu einem nahen Bäcker. Seit 07:00 Uhr hatten wir kein Essen. Man merkt, dass Tibet nicht weit ist, die Verständigung geht nur mit Zeichen, Bilder, Hand und Fuß. Unser VHS Chinesisch ist hier fast nicht anzuwenden. Dafür macht Karl, unser Guide, seine Sache sehr gut. Für mich immer wieder erstaunlich wie er diese Töne aussprechen kann.

Der heutige Tag hingegen stand ganz im Zeichen des nassen Elements. Schon auf der Hinfahrt zum Dabaosi, eines buddhistischen Tempels etwa 20 km außerhalb von Shangri-La fing es etwas an zu nieseln. Bei Temperaturen unter 10 Grad kann das schon sehr unangenehm sein. Vorerst kamen wir jedoch einigermaßen trocken am Fuße des Tempelberges an und durften uns ein halbes Stündchen am Ofen der beiden netten tibetischen Ticketverkäuferinnen wärmen und so den ersten stärkeren Schauer abwarten. Nach der Besichtigung des – bis auf einen älteren Mann und eine Horde Schweine, Ziegen und Hühner – verlassenen Tempels setzte dann der Niesel wieder ein.

Gut, dass wir ein verheißungsvolles Ziel vor Augen hatten: Nächste Station unseres Ausflugs waren nämlich heiße Quellen. Aus den Tiefen der Berge fließt hier heißes Wasser aus einer Höhle, und wird in ein ovales Schwimmbecken geleitet. Zwei Stunden lang konnte uns jetzt das kühle Nass von oben egal sein, so lange vergnügten wir uns im warmen Open-Air-Schwimmbecken und in der Natursauna (ein abgetrennter Teil der Höhle, durch den das heiße Wasser geleitet wird). Danach wurden wir aber von der ungemütlichen Realität wieder eingeholt: Auf der regnerischen Rückfahrt froren uns beinahe die Finger ab!

Doch auch hier war die Rettung nicht weit: um unseren wässrigen Tag konsequent abzurunden, stellten wir uns direkt nach der Ankunft noch einmal ausgiebig unter die heiße Dusche.

Raimer schreibt:
Heute hatten wir echt Pech mit dem Wetter, zum Start war es kalt, dann kam der Regen. Unser Ziel: das Grasland, das mystische Shangri La. Davon spürt man im Regen nicht viel. Das erste Ziel, der Dabao Tempel. Hier trennten wir uns, da ich mit Ingrid nicht zu lange Pause machen wollte. Zu groß die Gefahr dass wir auskühlen, wir haben ja noch drei Wochen vor uns. So fuhren wir bei den heißen Quellen vorbei zurück in die Stadt. Im Dauerregen machten wir Halt bei einem Restaurant. Was hier passierte war wie im Film. Alle wollten ein Handy-Bild mit Ingrid. Zu exotisch ihre blonden Haare. Die Wartezeit aufs Essen wurde verkürzt, indem wir bei anderen bei deren Gedeck eingeladen wurden. Vor 1,5 Stunden kamen wir nicht raus. Um 16:00 Uhr waren die Klamotten trocknen und Radpflege für die morgige längere Etappe in Richtung Tigersprungschlucht angesagt. Es geht dann wieder zum Abschluss 50 km bergab, die Tandembremsen werden glühen, hoffentlich hört der Regen auf.


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Lijiang

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Ankunft südlich der Wolken und Bummel durch das schöne Lijiang

Nach einem weiteren sonnigen Vormittag in Beijing geht es für uns mit dem Flieger nach Nordwest-Yunnan, wo wir durch die Ausläufer des Himalaya radeln wollen. Wir kommen am Abend wohlbehalten in Lijiang an, eines der  Gepäckstücke allerdings nicht – wegen einer in den Tiefen der Tasche versteckten Powerbank wurde es einfach in Beijing am Flughafen zurückgehalten. Uns wird allerdings versichert, dass es am folgenden Tag mit der gleichen Maschine nachgeschickt wird. Gut, dass wir sowieso vorhaben, noch einen Tag hierzubleiben, um Lijiang zu besichtigen.

Den Bummel durch die alte Naxi-Stadt versüßen wir uns am nächsten Tag mit einer Verkostung des in Yunnan angebauten Kaffees. Dass der chinesische Binnentourismus boomt, ohne dass ein Ende in Sicht wäre, ist hier kaum zu übersehen. Doch auch wenn Lijiang an vielen Stellen von touristischem Kitsch überquillt, sind die kleinen Gässchen und Kanäle noch immer malerisch und wir werden auf unserem Spaziergang mit wunderschönen Aussichten belohnt. Zum Abendessen gibt es Feuertopf, feuriges Brühe-Fondue, das bestens zum etwas kühlen und nieseligen Wetter passt. Raphaels etwas verschnupfte Nase ist schon nach den ersten paar Happen wieder frei! Am späten Abend kommt dann endlich auch noch die vermisste Tasche im Hotel an und dem Beginn unserer Radtour steht nichts mehr im Wege.

Ergänzend noch Raimers kurzer Bericht vom 21.04.:
Heute war die Besichtigung von Lijang auf dem Programm. Immer mit den Gedanken dass morgen in Shangri-la das Tandem zusammengebaut wird und dann das Abenteuer beginnt liess es sich entspannt durch die Altstadt schlendern. Leider sagt der Wetterbericht nichts Gutes; 14 Grad und Regen!!  Was fiel bislang auf: die Chinesen legen extremen Wert auf die richtige Aussprache, eine falsche Betonung und nichts wird verstanden. Aber sie helfen geduldig bei erlernen der Sprache.  Unser Guide, der Karl, bringt uns China Neulingen sehr gut die Feinheiten in diesem Land bei. Es erwarten uns spannende Tage.

Malerische Mauer und Rüstige Rentner

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Sonniger Ausflug zur Mauer und Stadtbesichtigung in Beijing

Sammel-Blog-Eintrag für den Beijing-Teil unserer Reise. Zuerst -nachgereicht- Raimers Bericht für die ersten beiden Tage in der Hauptstadt. Und anschließend noch mein Beitrag für unseren Besichtigungstag, an dem wir die kaiserliche Zentralachse Beijings von Süden nach Norden abgewandert sind.

Raimer schreibt:
17.04.2016. Bis ca. 12.30 Uhr trafen wir alle beim Hotel ein. Dieses liegt zentrumsnah in Peking. Zu Fuß kann man schon richtig „eintauchen“ in der chinesischen Hauptstadt. Dies taten wir am Nachmittag auch. Ein ca. 3 stündiger Spaziergang zeigte uns einen ersten Eindruck der Stadt. Wir hatten als Highlight den Besuch des Trommelturms der als Teil der alten Stadtmauer einen Einblick in die chinesische Geschichte bietet. Über steile Treppen gelangt man bis unter das Dach. Ein toller Ausblick bietet sich. Im Abstand von 1 Stunde wird dann mit mehreren großen und lauten Trommeln gezeigt wie man früher anstatt der Glocken mit Trommelschlägen die Uhrzeit anzeigte.

Karl , unser Reiseleiter, zeigte uns dann die Feinheiten der chinesischen Küche. Unsere Gruppe mit 2 Frauen und 4 Männer ist überschaubar, wir gehen in der Regel Mittags und Abends in die Restaurants. Karl lässt sich dann beim Essen bestellen immer wieder etwas besonderes einfallen, was wir beim letzten Mal noch nicht probiert haben. Wir genießen es und jeder findet seine Lieblingsessen, die verschiedene Speise-Platten wandern durch „Drehen der Tischplatte“, die überschaubare „Truppe“ ist dabei natürlich von Vorteil.

18.04.2016. Der zweite Tag führte uns dann zur Großen Mauer . Karl hat uns eine ruhige Stelle versprochen. Tatsächlich hat dieser Teil der Mauer fast keinen Tourismus. Wir fuhren zunächst ca. 80 km in Richtung Norden. Von 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr waren wir fast allein auf dem Mauerabschnitt. Wir konnten dieses Weltkulturerbe wahrlich genießen. Die Mauer ist wirklich beeindruckend. Wenn man sich die Länge von fast 6000 km vorstellt wahr es eine echte Meisterleistung der Erbauer und noch heut konnten wir dank der Ruhe den „Geist“ der alten Zeit spüren.

Zum Abschluss hatten wir direkt bei der Mauer, mit dieser sagenhaften Aussicht, ein Essen u.a. mit einer frisch gegrillten Forelle und weiterer Leckereien.

Auf der Heimfahrt waren wir noch zu Besuch beim Olympiagelände mit dem beeindruckenden Stadion, dem „Vogelnest“.

Was fiel uns auf: China ist, zumindest was wir bislang erlebten, lange nicht sooo hektisch und laut wie erwartet, im Gegenteil ich denke dass hier sogar mehr Rücksicht auf einander genommen wird wie daheim. Eine kurze Verständigung mittels Hupe oder Zeichen, dann erst wird weitergefahren. Zumindest als Fußgänger fühlt man sich nicht bedrängt, wie das in wenigen Tagen mit dem Rad aussieht darüber machen wir uns noch keine Gedanken. Zu interessant ist die Stadt. Ich persönlich finde sie nicht als beengt. Die Gebäude sind eher locker verteilt.

Das Wetter macht es uns leicht, Sonne mit etwas Wind. Hoffentlich erleben wir das auch im Westen wenn die eigentliche Radtour startete auch so.

Karl schreibt:
19.04.2016. Was gibt es schöneres an einem Vormittag in Beijing zu tun, als dem Himmelstempels einen Besuch abzustatten? Die Anlage lockt mit ihren beeindruckenden Gebäuden und Kultstätten, an denen der Kaiser den Himmel um ausreichend Regen und eine gute Ernte für das gesamte Reich bat.

Doch mindestens so viel Zeit, wie man für die Besichtigung dieser Bauten aufbringt, sollte man noch einmal für einen Bummel durch den umliegenden Park einplanen. Wir hatten dort jedenfalls eine Menge Spaß beim beobachten des bunten Treibens! Beijings Rüstige Rentner treffen sich hier zum Turnen, Dehnen, Kicken, Tanzen, Spielen, Stricken, Singen und Musizieren und hauchen dem geschichtsträchtigem Park ordentlich Leben ein. Auf dem „Rentnerspielplatz“ mit Trimm-Dich-Turngeräten, wie sie auch in Europa immer häufiger zu finden sind, war der Teufel los – und wir mitten drin. So gesellig und ungeniert möchte man gerne alt werden!

Wir verbringen so viel Zeit mit dem Streunen durch den Park, dass uns am Ende beim Besichtigen des Kaiserpalastes ein wenig die Zeit wegläuft. Mindestens 12 km haben wir nach unserer Rückkehr ins Hotel schon in den Beinen, den Weg bis zum Restaurant in der Guijie nehmen wir trotzdem noch auf uns, schließlich erwartet uns dort tolles Ambiente und ein Peking-Enten-Schmaus!

So viel Neues!

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Ankunft und erster Spaziergang im sonnigen Beijing

Den ersten Tag unserer Tour „Südlich der Wolken“, die uns durch das grüne Nordwest-Yunnan führen wird, könnte man kurz und knapp so zusammenfassen: Früh morgens Ankunft in Beijing, Transfer ins Hotel, mittags erste Willkommensrunde und Essen, Spaziergang durch die Altstadt, Abendessen, Nachtruhe.

Als Tourguide verliert man manchmal etwas den Blick dafür, was eigentlich am ersten Reisetag passiert. Da prasseln die neuen Eindrücke nämlich nur so auf den (vom Flug übermüdeten) Körper ein! Fremde Gesichter (viele!), fremde Gerüche, Geschmäcker, Töne und Bilder ziehen vorbei, so viel, dass man gar nicht hinterherkommt, alle Fragen zu formulieren, die man eigentlich hat. Wie ist der Verkehr hier geregelt? Warum gibt es hier so viele Elektroroller und bei uns nicht? Was isst man hier eigentlich zum Frühstück? Kann man Chinesen und Koreaner eigentlich an ihren Konturen unterscheiden? Und was riecht hier eigentlich gerade so streng? Gerade in der Nanluoguxiang, einer mittlerweile arg kommerzialisierten Altstadtgasse nahe unseres Hotels, oder am Houhai, der Lieblings-Flaniermeile der Beijinger Jugend, ist an einem Sonntag einfach die Hölle los! Kein Wunder, dass ich unser überschaubares Grüppchen von fünf Teilnehmern beim Spaziergang durch die Gassen immer mal wieder etwas abhänge… Dinge, an denen ich mittlerweile schon beinahe blind vorbeilaufe, laden die Gruppe zum Untersuchen, Fotografieren oder Diskutieren ein.

Wir haben einen tollen Tag für die erste Erkundung erwischt. Vom berüchtigten Beijinger Smog ist heute wirklich nichts zu merken – der wurde nämlich vom durchaus strengen Frühlingswind verweht. Vom Trommelturm aus lassen sich die Berge im Nordwesten der Stadt wunderbar sehen und geben uns einen Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwartet. Zu eben diesen Bergen soll’s nämlich gehen, dorthin, wo sich die Chinesische Mauer über die Kämme schlängelt.

Ach ja: Raimer und Ingrid haben vor, die Tour (und dann eigenständig noch ein ganzes Stück weiter) mit ihrem Tandem zu fahren. Das Blog-Schreiben werde ich mir unterwegs mit Raimer teilen und als Fotografiermuffel freue ich mich, dass er auch seine Bilder zur Verfügung stellen wird.