Unterwegs auf neuen Pfaden

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

Ankunft der Gruppe in Shanghai und erste Erkundung der Innenstadt; Bericht von Ingrid und Raimer aus Yunnan.

In aller Frühe ging es für uns heute mit dem Flugzeug nach Shanghai, der letzten Station unserer Reise. Gegen Mittag erreichten wir unser Hotel und hatten so am Nachmittag und Abend noch Zeit für einen Bummel über den berühmten Bund und die Einkaufsmeile Nanjing Lu.

Spannend war dann noch einmal der nächtliche Rückweg ins Hotel, auf dem wir durch ein paar Gässchen der Shanghaier Altstadt liefen. Gerade noch auf Shanghais von großen LED-Bildschirmen illuminierten Prachtstraßen unterwegs, fanden wir uns hier zwischen Zockerstuben, dunklen Kaschemmen und von Bordsteinschwalben bevölkerten Hauseingängen wieder. Unsicher haben wir uns trotzdem nicht gefühlt – die Leute hier gingen alle ihren Beschäftigungen nach und haben sich nicht um uns Langnasen gekümmert.

Auch von Ingrid und Raimer haben wir ein Lebenszeichen erhalten, die Beiden haben auf den Nebenstraßen Yunnans auch Einiges erlebt:

Das Tandem-Team Ingrid und Raimer machte sich vor drei Tagen auf, allein weiter nach Kunming zu radeln. Die Entscheidung von Dali aus Richtung Nordost zu radeln war goldrichtig. Fern jeglicher Autobahn erlebten wir echtes, ursprünglich es China. Wir merkten es z.B. daran, dass die Leute mit ihren Mopeds ganz langsam an uns vorbei fuhren und sich noch lange umdrehten. Einmal drehte ein Moped um: der Fahrer fuhr neben uns und rief uns zu ob wir auf dem Weg nach Dayao seien. Irgendwie muss es sich bei unserem letzten Halt in einem kleinen Laden rumgesprochen haben, dass zwei Deutsche mit dem Tandem unterwegs sind. Der erste Ort nach Dali war Binchuan, tiefe Provinz. Um so herzlicher die Leute. Zuvor ging es von gut 2.000 Meter Höhe über eine gut 8 km lange Abfahrt auf wieder 1.500 m.

In Binchuan erlebten wir morgens beim Aufbruch gegen 06:00 Uhr ein für uns unglaubliches Spektakel. Direkt am Hotelfenster ertönte über Lautsprecher Musik, so laut, dass sich ein naher Sportplatz innerhalb von 15 Minuten mit ca. 300 Schülern füllte und alle ihre Morgengymnastik dazu machten. Nach ca. 20 min war alles zu Ende, der Unterricht begann. Am nächsten Tag mussten die 500 Höhenmeter in Richtung Xiangyun wieder raufgestrampelt werden. Eine gute Stunde war schieben angesagt. Nicht einfach auf der belebten Landstraße. In Xiangyun gefiel es uns nicht. Eine zu laute Stadt, an der Autobahn. Daher wieder die Idee ins Inland, Richtung Dayao zu fahren. Das Abenteuer begann. Zunächst eine wunderschöne Strecke. Vorbei an Reisterrassen, auf einer neuen Straße. Dann schlagartiges Ende der Fahrbahn. Gut 20 km vor unserer Übernachtung, ca 40 km vor Dayao, ging es nur noch die über eine extrem grobe Naturstraße weiter. Mehr als erhöhte Schrittgeschwindigkeit war fast nicht möglich. Ein Wunder dass am Tandem nichts kaputt ging.

Spät am Nachmittag erreichten wir die Übernachtung: sage und schreibe 7 Euro für ein Doppelzimmer!!!! Da wir am nächsten Tag die gleiche, schlechte, Piste erwarteten, standen wir 05.00 Uhr auf um mit dem ersten Morgenlicht zu starten. Kurz nach 06.00 versorgten wir uns noch im Ort mit Vorrat aus einer der Garküchen. Da sahen wir am Marktplatz einen kleinen Überland-Bus. Beiläufig fragte ich nach dem Ziel und ob er auch Fahrräder mit nimmt. Kein Problem, die Richtung war die unsere und das Tandem kann aufs Dach!!!! Innerhalb 5 Minuten war das Tandem auf dem Dach verzurrt, die Packtaschen eine perfekte Unterlage fürs Rad. Für umgerechnet 3 Euro für uns und das Rad kamen wir gut in Dayao an. Von dort radelten wir dann nach Temple, unserem heutigen Ziel. Untergebracht in einem 4 Sterne Hotel für nur um gerechnet 23 Euro konnten wir uns erholen, denn Ingrid hat sich eine Erkältung geholt. Sie hält echt tapfer durch. Abends das Highlight: das komplette Abendessen einschließlich dem Wein aus Yunnan bezahlte die Chefin vom Hotel. Da gab’s keine Diskussion, für die Chinesen war es eine Ehre uns einzuladen. Willkommen in China, dem Land der Gegensätze.

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