Endlich wieder im Sattel

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Bergauf und bergab nach Zhangguan

Nachdem wir gestern in Nebelschwaden umwölkte Höhen aufstiegen – wir sind leider vom Pech verfolgt: Unsere Wanderung auf dem Tianmenshan unternahmen wir im dichtesten Nebel, so dass wir die spektakulären Ausblicke nur erahnen, bzw. nur während der wirklich wahnsinnigen Fahrt mit der längsten Seilbahn der Welt genießen konnten – radeln wir heute bei fast blauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen an einem kleinen Fluss entlang mitten in das Herz Hunans. Und wir werden mal wieder bestaunt. Fotos machen wir unter den überraschten Augen der Einheimischen von zusammenfallenden Holzbauten, zum Trocknen ausgebreiteten Feldfrüchten, bunt blühenden Pflanzen. Fotos von uns macht man in allen Lebenslagen, beim Essen, Radeln, Rumstehen. Es ist eine wilde von beiden Seiten bestaunte Fotografiererei.

Die Landschaften und Szenerien, die sich heute vor uns ausbreiten, sind wunderschön und kaum zu beschreiben, wir alle genießen die Fahrt und die wundervollen Ausblicke in vollen Zügen. Auf den Dörfern existieren die Baustiele verschiedener Zeiten nebeneinander. Überall wird neu gebaut, und zwischen Neuem und nicht ganz so Neuem schmiegen sich windschief alte schindelgedeckte Holzbauten, die einen Eindruck davon geben, wie es hier wohl noch vor 50 Jahren ausgesehen hat.

Heute Nacht schlafen wir in einer kleine Ortschaft auf unserem Weg nach Guzhang. Es ist ruhig, kein Straßenlärm dringt in unsere Zimmer, Nur das Zirpen der Grillen geht und das Tröten des Zuges verhallen in der Nacht.


Strecke 30.09.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-30_Xiang171.gpx“]
Strecke 01.10.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-01_Xiang171.gpx“]

Der Trubel beginnt

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Heijing nach Chuxiong, 76 km, fast 1.000 Höhenmeter

Heute fahren wir unseren ersten kleinen Pass. Insgesamt kommen, auf weitgehend wenig befahrener Straße, knapp 1.000 Höhenmeter auf 76 Kilometer Strecke zusammen.

Es ist der 1. Oktober, ab jetzt hat ganz China acht Tage Ferien. Wer kein Geschäft hat oder als Verkäufer arbeitet, ist in dieser Zeit üblicherweise unterwegs. Flug- und Zugtickets sind meist lange im Voraus ausverkauft und Sehenswürdigkeiten platzen aus allen Nähten. In Heijing werden heute die Ausflügler erwartet. In den Gassen sind Stände aufgebaut, von Nudeln über Schuhe und Kleidung wird alles Mögliche angeboten. Ich bin froh, dass wir das Örtchen anders erlebt haben. Am etwas ausgelagerten Bahnhof warten schon die Minibusse, um Touristen nach Heijing zu bringen. 

In Guangtong, einem winzigen Durchgangsort, in dem wir unsere Nudelsuppe schlürfen, gibt es eine Moschee. Wir dürfen zwar nicht in die Gebetshalle gehen, bekommen aber im Innenhof einen Eindruck, wie die hiesige Gemeinde hier zusammenkommt. In Yunnan leben 26 anerkannte ethnische Gruppen, zu denen auch die muslimischen Hui zählen. Die Vielfalt der Kulturen und Landschaften ist eines der Dinge, die mich an Yunnan immer wieder fasziniert.

In der ersten Tageshälfte überwinden wir wieder die steilen kurzen Anstiege, die wir bereits von der Hinfahrt her kennen. Nach dem Mittagessen fahren wir über unseren ersten kleinen Pass. Die Landschaft ist grün, eine Hügelkette taucht hinter der nächsten auf, die Straße ist gesäumt von Eukalyptus und hier und da flattern Schmetterlinge durch die Luft. In der Nähe wurden Schnellstraßen und eine Autobahn gebaut, daher haben wir diese Straße fast für uns allein. So könnte es von mir aus weitergehen.

Aber wir sind in China, und ein paar Kilometer vor der Stadteinfahrt nach Chuxiong ist die Straße aufgefräst. Wir holpern also wieder einmal durch eine Baustelle. In Chuxiong merkt man dann, dass die Feiertagswoche begonnen hat. In der etwas an Suzhou erinnernden neu gebauten Altstadt ist Vergnügen angesagt: bunte Stände, Fressbuden, flanierende Chinesen, laute Musik, wie auf dem Jahrmarkt. Wir entscheiden uns heute für die Spieße, die in einer eigenen Gasse angeboten werden, das Bier kommt aus der Thermoskanne. Später am Abend sitzen wir noch gemütlich im Hotelinnenhof, in dem auch viele chinesische Ausflügler untergekommen sind. Urlaub macht hier die ganze Familie gemeinsam, und in einem Doppelzimmer verschwinden meist drei Generationen: die Omi und das junge Paar mit dem kleinen Kind. Wie so häufig „auf dem Lande“ (dabei würde Chuxiong gut und gern in Europa als größere Stadt durchgehen) sind wir ein beliebtes Fotomotiv, und mit Westlern kann man auch prima sein Englisch testen. Mal sehen, was und in dieser Woche noch erwartet.


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