Stadt der teuren Autos, der aufgespritzten Lippen und der Touristen

Bilderbuch vom Bummel durch Moskau am „Weltreise-Freizeit-Tag“ (ohne Fahrrad!), Sonne satt. Von Gerhard Leiser.

Als Neuling im Blogschreiben lernt man gleich, dass es einer markigen Überschrift bedarf 🙂

Am zweiten radelfreien Tag in Moskau waren wir nach einem späten und reichlichem Frühstück zu dritt (Karin, Peter und ich) in der Stadt per Pedes unterwegs. Aber erst hieß es, sich um die Eintrittskarten für den Kreml in eine kurze Schlange und dann für die obligatorische Sicherheitskontrolle in eine lange Schlange zu stellen. Nach 45 Minuten hatten wir es geschafft und gingen zwischen Touristen aus aller Welt durch das Tor des Kremls.

Auf dem Platz zwischen den Kathedralen waren Absperrungen aufgebaut und die Sicherheitskräfte in Uniform wurden immer mehr, aber für uns war nicht zu ermitteln was wohl und wann passieren würde. Als wir uns dann entschlossen hatten, doch die Kirchen von innen anzusehen, ging das Spektakel los: Aufmarsch einer Militärkapelle mit schmissiger Marschmusik, ein paar Stücke und dann eine Abordnung Fußsoldaten angeführt von einem Reitertrupp und danach die Fahnenträger im Stechschritt. Gezeigt wurde uns dann, was mit Gewehr samt Bajonett gemacht werden kann. Da geht bei genug Mann sogar die La-Ola-Welle. Es war also so etwas wie ein Militärzirkus zu sehen. Gut gemacht, auch wenn es manchmal kleine Aussetzer bei Mann und Pferd gab (einige haben sogar den Hof „veräppelt“).

Die Kirchen haben wir nur kurz besichtigt, einfach zu voll und auch wegen den Touristenführern zu laut. Nach Besichtigung der größten Glocke der Welt (leider kaputt – nix bimbim) noch ein kurzer Rundgang durch den Kremlgarten und dann raus auf den Roten Platz vor die Basilikuskirche, die DIE Attraktion der Kunstmalerinnen ist.

Auch das Kaufhaus GUM ist nicht mehr mit dem aus der Zeit des Kommunismus zu vergleichen – ein Nobeltempel mit allen teuren Marken der Welt, allein das Eis war günstig.

Zurück auf den Straßen konnten wir eine Markenstudie aller hochpreisigen Automarken der Welt betreiben. Vor einem Luxushotel Maybachs, Porsche, etc. Da denkt man immer, nur in München gibt es dicke Autos, nein! Moskau stellt alles in den Schatten. Im „Schatten“ des tobenden Verkehrs entdeckten wir sogar einen echten Radweg, der sogar von Radlerinnen benutzt wird. Wir schätzen die Teststrecke ist mindestens 1000 Meter lang.

Eine kleine Anmerkung zu den Frauen, denen wir im Straßengewimmel begegneten. Meine Mitreisenden und auch ich haben noch nie so viele mit aufgespritzten Lippen gesehen. Hier scheint enorm viel Botox im Einsatz zu sein. Dagegen wollten Karin und Peter natürlich nicht abfallen und gönnten sich den Besuch einer Parikmacherskaja, also eines Friseursalons. War ein wenig billiger als zu Hause und das Ergebnis bestimmt noch besser. Sie verzichteten also auf weitere Schönheitsoperationen.

Der Rückweg führte uns nochmals über den Arbat, der am späten Nachmittag schon gut besucht war. Er bleibt wohl weiterhin die Ausgehmeile No.1 der lokalen Bevölkerung und vieler Besucher.

Zurück im Hotel wurden kurz die Räder geputzt und von mir ein paar Schrauben nachgezogen, damit es morgen wieder auf den Sattel gehen kann. Wir starten Richtung Ural.

Nun aber, Bilderbuch auf:

Müssen brennen zweimal…

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ankunftstage in Yibin, warm, feucht und feurig

Yibin ist eine der wichtigsten Städte Chinas. Davon merkt man zwar nichts und auch die Bewohner tragen eine unaufgeregte Nochalance auf. Understatement ist das Thema, Yibin ist eine chinesische Kleinstadt von 4,47 Millionen Einwohnern, Stand 2010.

Wäre da nicht der Yangzi. Der hier bis zum Zusammenfluss mit dem Min-Fluss noch Goldsandfluss heißt. Danach dann auch nicht Yangzi, sondern schlicht „Langer Fluss“ 长江. Yangzi ist, in sämtlichen Schreibweisen, ein Spleen der unkundigen Langnasen, die wohl, so will es die Legende, vor langer Zeit einen Bauern bei Shanghai gefragt hatten, wie dieser große Fluss denn nun hieße. Vielleicht irgendwo im Delta, aber nicht im fernen Sichuan.

Aber Yibin ist nun einmal wichtig, weil hier der nicht weniger wichtige Min-Fluss, der das fruchtbare Sichuanbecken entwässert und auch so manche Geschichte erzählen kann, in den Langen Fluss (aka Yangzi) fließt und letzterer damit schiffbar wird.

Da kann man als Yibiner schon mal stolz sein.

Siehe oben.

Hier beginnt sie also, unsere Erkundungstour von Yibin nach Kunming, soweit möglich dem Yangzi folgend. Also dem Jinshajiang. Vulgo: Goldsandfluss. Hildegard und Werner, Tochter und Vater, die ich schon von unserer gemeinsamen Tour durch Nepal kennen, schweben überpünktlich aus Beijing ein, so pünktlich, dass sich der Stau auf dem Weg zum Flughafen tatsächlich auswirkt und unser bewährtes Team, die Begleitbusfahrer Xiao Ding und Xiao Luo, China-By-Bike-Urgesteine und meine Wenigkeit den beiden anderen eine Eingewöhnungszeit am Flughafen spendieren.

Aber: Das Wetter ist schön, angenehme 25 Grad, die Sonne scheint und die Laune ist gut.

Nach einem grandiosen Nachtmahl machen wir uns dann heute auf eine Stadterkundung zu Fuß und mit den Rädern. Am Vormittag geht es zuerst zum zentralen historischen Gebäude in der alten Stadtmitte, von dem ich immer noch nicht weiss, ob es nun ein Trommel- oder Glockenturm ist, da die durchaus sehenswerte historische Ausstellung zwar die Geschichte der Stadt vom Urschleim bis heute nachzeichnet, aber leider kein Wort über das Gebäude verliert.

Auch egal, denken wir uns und laufen zum Fluss, also dem mit den vielen Namen. Andächtig blicken wir von der Brücke auf’s Wasser und laufen dann durch die alte Hafengegend, tatsächlich eine der wenigen Straßenzüge, die noch einige alte Gebäude aufweisen können. Auf der einen Seite Karaokebars, auf der anderen Massagesalons, deren Matronen ähnlich alt sind wie die Gebäude und wohl, zumindest theoretisch im horizontalen Gewerbe tätig sein könnten. Vorstellen möchte man sich das nicht, oder höchstens als Szene in einer der „Piraten der Karibik“-Folgen, mit Jonny Depp als unfreiwilliger Freier.

Immerhin: Wir entdecken ein simples, aber nettes Teehaus, eine Tradition aus Sichuan, die glücklicherweise wohl nie aussterben wird, kauen eine gute Stunde an unserem Grüntee, besichtigen ein altes und durchaus eindrucksvolles Gildehaus, spazieren durch den Volkspark, essen frisch geschabte Nudeln in Suppe. Nach einer kleinen Pause im Hotel richten wir dann die Räder her und drehen eine Runde: Zum Zusammenfluss von Min-Fluss und Yangzi und in zwei Fahrradläden.

Ein kurzes Fachgespräch über Radrouten nach Kunming, und schon ist es Zeit für das Abendessen.

Das, wie könnte es anders sein, ein Sichuan-Feuertopf in der Mandarinvariante ist ->鸳鸯锅.

Wer diesen schon einmal gegessen hat, weiss, wie es sich anfühlt, wenn ein Stück Sichuanpfeffer im Rachen stecken bleibt und man unglücklicherweise gleichzeitig einatmet. Meine Nebenhöhlenentzündung ist seitdem auf jeden Fall Geschichte.

Abschließend zum Titel des heutigen Blogs: Man hat ja immer mindestens zweimal was davon, vom Feuertopf und vom Pfeffer.

Wer es nicht verstanden hat, frage Gustav Knut!

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