110 km geradeaus und dann links abbiegen

Tag 45, 111 km Wladimir bis Wjasniki, immer entlang der M7, guter Belag, Verkehr, sonniges Wetter. Von Sascha Hechler.

Die Ansage zur heutigen Wegstrecke fiel recht einfach aus: „110 km immer geradeaus nach Osten und dann links abbiegen.“ Das sind schon Sibirische Verhältnisse, aber eine gangbare Alternative war nicht in Sicht.

Genauso sind wir auch gefahren – jeder in seinem Tempo und, wer wollte, immer mal wieder gemeinsame Stopps. Dabei ging es ziemlich flott voran. Wenn man Stefans auf die Straße übertragenen nautischen Kenntnissen folgt lag es an der Bugluftwelle der LKW, die uns mitgezogen hat. Andere haben diesem Effekt weniger Bedeutung beigemessen.

Das Wetter hatte in den letzten Tagen allmählich auf Hochsommer gedreht. Leider haben dies auch die Mücken bemerkt und fühlten sich insbesondere bei unserer heutigen Unterkunft in einem kleinen Waldstück vor der Stadt zu besonderer Aktivität animiert. Karin freut endlich in einer „mückenverseuchten Bude“ zu übernachten. Diese Bezeichnung hatte sie aus einer Reiseerzählung aufgeschnappt und wartete schon seit Tagen, einem Etablissement endlich diesen Titel verleihen zu dürfen.

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Einradeln

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Lanzhou nach Liujiaxia, sehr warm, 83 km, 885 Höhenmeter

Am ersten Radtag müssen wir eine Stadtausfahrt meistern. Aus Lanzhou heraus ist das diesmal überschaubar. Wir folgen dem Gelben Fluss 33 Kilometer stromaufwärts, nach der Hälfte der Strecke nimmt auch der Verkehr ab und es gibt keine größere Baustellen auf dem Weg.

Es ist trocken und heiß, und dass es nach dem Abzweig stetig bergauf geht, sieht man der Passstraße erst beim Blick zurück an. Die Gegend ist karg, an einigen Stellen haben Bauern den Hügeln kleine Terassenfelder abgerungen, aus einem Tempellautsprecher plätschert meditative Musik in die Umgebung. Unterwegs versorgt uns unser Fahrer Xiao Ding mit Gebäck aus Dali. Gute Bedingungen also zum Einradeln, in der nächsten Woche warten höhere Berge und niedrigere Temperaturen auf uns. Unangefochtener Bergkönig ist Ulrich, und ich vermute, das könnte erst einmal so bleiben.

Unser Zielort Liujiaxia entpuppt sich als entspannte Kleinstadt, und nach einem hübsch verzierten Essen im Hotelrestaurant machen wir einen Abendspaziergang an der Uferpromenade des Gelben Flusses. Wahrscheinlich weiß jetzt die halbe Stadt, dass wir Radfahren, woher wir kommen und wie alt Gerd ist, denn ein älterer Stadtbewohner hat vehement auf Herausgabe dieser Info bestanden.


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Wo der Pfeffer wächst

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

80 km von Guixi nach Leibo, ungeplant, aber wunderschön, Sommerwetter

Kaum verschiebt man einen Blog mal auf später, klaut die Kollegin gleich den Blogtitel!

Natürlich hat sie das nicht gemacht, aber die Koinzidenz ist schon erstaunlich, vor allem, weil wir schon einmal den gleichen Blogtitel am gleichen Tag hatten, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht. OK, „Königsetappe“ als Titel kommt bei einem unserer Blogs öfter mal vor. Und auch der allgegenwärtige Sichuanpfeffer ist jetzt nicht so weit hergeholt.

Neben Pfefferbäumen sind wir heute auch an Mandarinenplantagen, Tarofeldern, Reisterrassen und noch so einiges an üppiger Vegetation vorbeigefahren. Obwohl wir doch einfach dem Yangzi folgen wollten.

Und schließlich da landeten, „wo der Pfeffer wächst“, hoch oben auf dem Berg.

Aber von vorne:
Der Tag begann recht früh und ebenso lecker in einer Nudelbude, die ich gestern entdeckt hatte. Wir waren also mit der Kraft der Suppennudel unterwegs! Wie gestern ging es weiter am Yangzi entlang, diesmal aber mit etwas mehr Verkehr und einigen etwas grenzwertigen Tunnelanlagen, zwei davon unbeleuchtet. Etwas sehnsüchtig schauten wir auf die andere Flussseite, auf der eine kleine asphaltierte Straße tunnelfrei und auch weniger hügelig entlang führte. Die nächste Gruppe wird definitiv auf jener Seite des Flusses radeln.

Aber wir kommen gut voran, freuen uns über den Rückenwind und ein wenig auch über die Kühle in den Tunneln. Denn es ist heiß, sehr heiß! Nach gut 30 Kilometern erreichen wir Yongshan, besser gesagt die gegenüberliegende Straßenseite. Vor uns baut sich der Xiluodu-Damm auf, nicht ganz so groß wie der Sanxia-Damm, aber immer noch eindrucksvoll. Und wie Wikipedia mir verrät, der drittgrößte Damm der Welt.

Fasziniert rollen wir erst den Abzweig Richtung Damm. Bis uns ein resoluter Militärpolizist aufhält und uns freundlich, aber bestimmt zurückschickt. Auf der zweiten Alternative werden wir gleich aufgehalten. Für Radfahrer gesperrt, keine Diskussion möglich. Bleibt uns die dritte Alternative, und die führt leider den Berg hoch. Weit den Berg hoch. Bis Leibo, jener ehemaligen Bergfestung der Yi-Minorität, eine Stadt, in der ich vor acht Jahren schon einmal mit der Yangzi-Tour war. Das hat sicherlich seinen Reiz, und am Abend schwärmen wir von der verkehrsfreien Strecke, den Ausblicken und den Reisterrassen. Die Höhenmeter hätten wir uns dennoch gerne gespart, vor allem, weil wir diese sämtlichst morgen wieder hinunter müssen.

Als der Tag dann schon zu Ende zu sein scheint, wir nur noch schnell etwas zu Abend essen wollen, platzen wir in einem riesigen Freiluftfischrestaurant mitten in eine schon recht fortgeschrittene Geburtstagspartie eines ortsansässigen Managers.

干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯!!!

Prösterchen also, in der Endlosschleife, und danach dann noch mit der gesamten Mannschaft und den bedauernwerten zwei Frauen in die Karaoke-Bar.

Danach war der Tag aber eindeutig zu Ende!


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