Rasantes Wachstum vom Neuen Dorf zum Neuen Nikolajewsk bis zum Neuen Sibirien

Bilderbuch am 84. Reisetag in Nowosibirsk an einem sonnig-warmen sibirischen Sommertag. Von Peter Frenzel.

Vor Wochen tauchte der Name Nowosibirsk zum ersten Mal auf den Entfernungsschildern an der Autobahn auf. Mit 4-stelliger Entfernungsangabe! Dann folgten bald dreistellige, aber immer noch mit einer 8 oder 7 am Anfang. Seit gestern sind wir nun hier (55° 2′ N, 82° 55′ O), in der Hauptstadt Sibiriens.

Bei unserem Stadtrundgang begleitet uns Elena und wir merken sofort, daß sie ihre Geburtsstadt fest ins Herz geschlossen hat. Wir erfahren eine Menge über die Geschichte und die Stadt heute. Sie betreut oft deutsche Touristen und spricht perfekt deutsch.

Alles begann mit dem damals notwendigen Bau einer Eisenbahnbrücke über den Ob. Der ist hier immerhin 800 bis 1000 Meter breit. Es gab nur Wald soweit das Auge blickte, aber die Gegend wurde mit der Transsibirischen Eisenbahn (Transsib) sehr schnell besiedelt. Das ging schneller, als z.B. in Chicago, sagt Elena stolz. 1917 hatte die Stadt schon 80.000 Einwohner, Ende der 1960er Jahre schon über 1 Million. Zuerst hieß die Siedlung u.a. Nowaja Derewnja (Neues Dorf) bis sie 1903 Stadtrechte und den Namen Nowonikolajewsk (Новониколаевск, nach dem Namen des letzten Zaren Russlands) bekam. 1926 wurde sie schließlich in Nowosibirsk (Новосибирск, „Neues Sibirien“) umbenannt. Morgen wird hier ganz groß der 125. Geburtstag gefeiert. Leider ohne uns, denn wir sind dann schon wieder auf Radeltour. Heute hat Nowosibirsk 6 Brücken über den Fluß und hier leben 1,5 Millionen Menschen aus über 90 Nationalitäten, davon über 90% Russen und u.a. auch 60.000 „Russland-Deutsche“. Der Altersdurchschnitt liegt um Mitte Dreißig! Nowosibirsk ist die drittgrößte Stadt Russlands und die größte in Sibirien (dem „Schlafenden Land“).

Wir bummeln durch die Metropole, an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und fahren auch ein Stück mit der Metro, dem Trolleybus und der Straßenbahn. Zuerst besuchen wir den wunderschönen Bahnhof. Allein hier müßte man(n) sich lange aufhalten, um alle Details ansehen zu können. Hier halten die Züge der Transsib und auch der Turksib (Туркестано-Сибирская железная дорога, Турксиб, eine zwischen 1927 und 1931 zur Anbindung von Sowjetisch-Turkestan – heute Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – an die Transsib gebaute Eisenbahnstrecke.

Mitten im Stadtzentrum steht seit kurzem wieder die kleine Kapelle St. Nikolai. Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt, wurde 1915 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Romanow-Dynastie errichtet und gilt als Symbol für den geographischen Mittelpunkt des Russischen Reiches. Zwischendurch stand an der Stelle ein Stalin-Denkmal. Schräg gegenüber steht das Gebäude des deutschen Konsulats für Sibirien.
Der geographische Mittelpunkt des heutigen Russlands soll sich aber inzwischen nach Krasnojarsk verschoben haben. Wir werden das dann dort nachprüfen. ?

Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist das Akademische Opern- und Ballett-Theater. Es hat eine 900 Quadratmeter große Bühne. Eine echte Herausforderung für die Künstler/innen, mit ihren Stimmen das Publikum zu erreichen! Elena hat dort im Kinderchor gesungen und war an einer Othello-Aufführung beteiligt! Gage: 2 Rubel pro Auftritt, was damals für sie eine Menge Geld war. Leider lief die Vorstellung nur einmal im Monat, bedauert sie noch heute.

Die vor wenigen Jahren restaurierte Alexander-Newski-Kathedrale war zur Bauzeit das erste Steinhaus der Stadt. An den Ufern des Ob-Stausees wurde 1957 die „Stadt der Wissenschaft“ Akademgorodok gebaut. Sie liegt ca. 30 km südlich vom Stadtzentrum entfernt. Natürlich gibt es viele Bildungs- und Kultureinrichtungen, Museen und so weiter. Eine Besonderheit soll hervorgehoben werden: Die Violinschule, die internationale Größen wie Vadim Repin hervorbrachte. Alles und noch viel mehr über Novosibirsk findet ihr bestimmt alle im „WWW“ mit der Suchmaschine eurer Wahl.

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