Sibirienharte pyramidale Silber-Pappeln am längsten Nebenfluss der Erde

Bilderbuch vom Ruhetag am 76. Reisetag in Omsk an einem sonnigen sibirischen Sommertag. Von Peter Frenzel.

Omsk (Омск) als Hauptstadt der Oblast Omsk darf sich mit 1.2-1.3 Mio Einwohnern selbstbewußt Großstadt nennen. Wir bummeln am heutigen Ruhetag in der siebtgrößten Stadt Russlands. An der Wirtschaftskraft gemessen ist Omsk sogar die viertgrößte.

Hier fließt die Om (Омь) nach 1091 km in den Irtysch (Иртыш, kasachisch Ертіс / Ertis). Der wiederum ist ein 4248 Kilometer langer linker Nebenfluss des Ob in China, Kasachstan und Russland. Er soll damit der längste Nebenfluss der Erde sein.

Geografisch sind wir schon fast in der Mitte Russlands angekommen (54° 58′ N, 73° 23′ O, hab ich im WWW gefunden), aber im Süden nahe der Grenze zu Kasachstan. Die „Location of Omsk on a map“ kann man(n) u.a. hier gut sehen.

Wir treffen uns um 11 Uhr zu einem gemeinsamen Stadtrundgang. Kristina erklärt uns in bestem Deutsch Wichtiges über ihre Stadt und beantwortet unsere Fragen.
Wir starten am Hotel „Brick Walls“ in der Uliza Lenina, der – laut Kristina – schönsten Straße in Omsk. Hier ist der sehr aufwendig restaurierte und renovierte historische Kern der Stadt (u.a. mit großzügiger Unterstützung von Gazprom – kommt euch das auch irgendwie bekannt vor?).

„Omsk wurde 1716 vom Trupp des deutschstämmigen Oberstleutnants der Russischen Armee Johann D. Buchholz als Grenzfestung für den Schutz Russlands gegen Überfälle aus dem Südosten gegründet, aber auch als Stützpunkt für die weitere Erschließung Sibiriens. Unter Einfluss des Oberbefehlshabers Iwan Iwanowitsch Springer entstand auf dem östlichen Ufer des Irtysch 1768 eine für die damalige Zeit moderne Festung mit Mauerwerk. Diese verhalf Omsk dazu, als militärisch-strategisch wichtiger Stützpunkt fortzubestehen. Seit 1782 ist Omsk eine Stadt. Im 19. Jahrhundert war Omsk Verbannungsort für Dissidenten, wie zum Beispiel Fjodor Dostojewski und die Dekabristen.“, kann man bei Wikipedia nachlesen und noch viel mehr. Aber das tut ihr sicher sowieso selbst.

Vor zwei Jahren feierte die Stadt also ihren 300. „Geburtstag“. Die Transsibirische Eisenbahn verhalf auch Omsk zu starkem Wirtschaftswachstum. Der Irtysch verbindet nördlichere Städte in der Taiga mit Omsk. Schifffahrt gibt es zur Zeit aber eigentlich kaum.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde hier in der „Fabrik Nr. 174“ (dem „Woroschilowwerk“) unter anderem der legendäre Panzer T-34 gebaut. Die Fabrik gibt es nicht mehr, aber einen kleinen Park mit Produkten von damals. Wegen der Militär- und Raumfahrtindustrie war auch Omsk nach dem Zweiten Weltkrieg eine geschlossene Stadt, zu der Ausländer keinen Zutritt hatten.

Omsk hat 4 Universitäten, 20 Hochschulen und mehr als 40 Forschungsinstitute. Viele junge Menschen studieren hier, finden danach aber nur schwer Arbeit und wandern nach Novosibirsk, Moskau oder Sankt Petersburg ab. Dafür ziehen viele Russen aus Kasachstan aufgrund der dortigen Situation in die Omsker Oblast. „Im Gebiet rund um Omsk findet man bis heute viele Russlanddeutsche, zum Beispiel im Deutschen Nationalkreis Asowo, die in den Kriegsjahren aus der Wolgaregion nach Sibirien und anderen Teilen der Sowjetunion verbannt wurden. Zahlreiche Dörfer unweit von Omsk … wurden von Russlandmennoniten gegründet; dort lebt heute noch eine große Zahl dieser Plattdeutsch (Plautdietsch) sprechenden Mennoniten. “ (Wikipedia)

Nochmal Wikipedia: „Omsk ist ein Kunst- und Kulturzentrum und besitzt eine sehenswerte Altstadt mit Fassaden aus mehreren Jahrhunderten. Die Nikolaus-Kathedrale (1838–1840) von Wassili Stassow sowie die Eisenbahn-Akademie von Frederik Lidwal, der in Sankt Petersburg das Grand Hotel Europe errichtete, sind einige Beispiele einer architektonisch durch und durch interessanten Stadt. Beispiele moderner Architektur sind das Musiktheater in Form einer Sprungschanze oder das Handelszentrum aus den 1980er-Jahren.“
Wir besichtigen die 2007 wieder errichtete Mariä Himmelfahrt Kathedrale (Успенский кафедральный собор).

Omsk hat 83 Bibliotheken, neun Museen und mehrere Theater. Das älteste, das Schauspielhaus, ist über 130 Jahre alt. Auch die Philharmonie und der russische Volkschor haben über die Grenzen Sibiriens hinaus einen guten Ruf.

Im Eckhaus Partizanskaja / Lenina wohnte 1919/20 Jaroslav Hasek, der Autor des „Braven Soldaten Schwejk“.

Die Omsker Gemäldegalerie im prächtigen Gouverneurs-Palast (1859 – 1862) „Michail Wrubel“ zeigt Werke von Wrubel, Ilja Repin u.v.a.m. Im Archäologischen und Völkerkundemuseum gibt es ebenfalls ein Mammutskelett anzuschauen. Wir hatten leider nicht so viel Zeit.

Kristina erzählt von den Bemühungen des russisch-deutschen Agronomen, Dendrologen, Genetikers und Selektionsforschers Herbert Gense (1904-1997) kanadische Pappeln an das raue sibirische Klima anzupassen. Auch in der Uliza Lenina wachsen heute diese noch kleinen pyramidalen Silber-Pappeln.

Sportliche Höhepunkte sind Eishockey (HK Awangard Omsk gehört übrigens wie der FC Chelsea dem Milliardär Roman Abramowitsch) und drei verschiedene jährliche Marathonläufe, darunter der SIM, der Siberian Ice Marathon (sog. Omsker Weihnachtsmarathonlauf). Da wird bei Temperaturen um −20 °C und darunter gelaufen! Am Start waren sogar Läufer aus Kenia.

Omsk hat 14 internationale Partnerstädte, aber (noch) keine in Deutschland. 2016 wurde das Kultur- und Geschäftszentrum „Russisch-Deutsches Haus // Omsk“ in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten eröffnet. Dort werden insbesondere Sprachkurse für alle Altersgruppen angeboten und dort arbeitet auch Kristina aktiv mit.

Bilderbuch auf:

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