Eine untergegangene und neu „aufgetauchte“ Stadt an der Schlucht auf dem neuen Zehner

Bilderbuch am Tag 170 der Weltreise in Fengjie, wolkig, ein paar Regentröppelchen, aber sommerlich schwühlwarm. Von Peter Frenzel.

Die Herausforderung wächst, Informationen über die Orte zu finden, die wir bei unserer Reise länger als eine Nacht besuchen.

Fengjie wird z.B. nicht zuerst als Stadt sondern mehr als Gebiet mit 30 Großgemeinden und Gemeinden wahrgenommen:
Der Kreis Fengjie liegt im Osten des Verwaltungsgebiets von Chongqing. Er hat eine Fläche von 4.087 km². 2010 wurden im Kreis Fengjie fast 900.000 Einwohner gezählt.
(Fengjie County, Fengjie Deutsch, Fengjie ,Fengjie1)

Fengjies Geschichte reicht weit über 2000 Jahre zurück. Die Zeit der Streitenden Reiche (220-280) hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Damals wurde Fengjie von Yufu zu Yongan umbenannt. In der Song Dynasty (960-1279) bekam sie dann ihren heutigen Namen zurück.
In den Stauseefluten ist wohl auch die Klärung mancher Mythen untergegangen.

Andreas kennt diese Geschichte:
Liu Bei (161-223) gilt als der Begründer der Shu-Han Dynastie. Er behauptete mit dem Herrscherhaus der gerade untergegangenen Han Dynastie verwandt zu sein, also ein quasi legitimer Nachfolger zu sein. Liu Bei erlangte großes Ansehen bei der Bekämpfung des Aufstandes der „Gelben Turbane“ Ende des 2. Jahrhunderts. Nach dem das Han-Reich offiziell zerfallen war, rief er sich zum Kaiser aus und nannte sein Reich Han. Zur Unterscheidung von der vorherigen Han Dynastie wird das Reich im Allgemeinen Shu Han genannt. Liu Bei starb zwei Jahre nach Gründung des Reiches beim Rückzug von einem katastrophalen Feldzug gegen seinen ehemaligen Verbündete Sun Quan König des Reiches Wu.

Ein evtl. weiteres Beispiel: Cao Cao.
Cáo Cāo (Ts’ao Ts’ao) war ein chinesischer General, Stratege, Politiker, Dichter und Warlord während der späten Han-Dynastie. Er errang die Herrschaft über ganz China nördlich des Jangtsekiang und übte sogar großen Einfluss auf den Kaiser aus.
(Die Geschichte der drei Reiche)
Cao Cao gilt in China als grausam und verschlagen. Das Sprichtwort: „Wenn man von Cao Cao spricht, dann kommt Cao Cao.“ hat in China die Bedeutung: „Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er auch.“

In der Stadt selbst wohnen heute ca. 300.000 Menschen, weiß auf Nachfrage die freundliche Dame an der Hotelrezeption. Das sind weniger (!) als vor der Umsiedlung durch das Fluß-Stau-Projekt, erfahren wir von Andreas. Der ist heute – ja natürlich sonst auch ? – unser besonderer Glücksfall, denn seine damalige Magisterarbeit beschäftigte ihn mit eben dieser „Drei-Schluchten-Problematik“.

Die Stadt Fengjie, wie viele weitere Orte auch, wurde vor wenigen Jahren quasi neu gebaut, denn frühere Teile liegen jetzt mindestens 50 Meter unter Wasser. Hier beginnt das Staugebiet des „Drei-Schluchten-Stausees“. Eine kleine Bus-Boots-Tour bringt uns näher heran. Wir fahren vom Hotel zur Anlegestelle und dann ein kurzes Stück in die erste Schlucht, die Qutang-Schlucht (auch: Kui-Schlucht) hinein. Sie ist mit 8 km die kürzeste der drei Schluchten, aber sogar auf der neuen 10 Yuan-Note abgebildet. Die anderen beiden (sooo weit kamen wir leider nicht) heißen Wu-Schlucht (Hexenschlucht, 44 km lang) und Xiling-Schlucht (Westhügel-Schlucht, 66 km lang).
Mehr Lesestoff dazu siehe u.a.: Drei Schluchten und Three Gorges.

„Bitte gut festhalten“, empfiehlt uns unsere nette Begleiterin, „denn die Straße ist nicht so gut und es hoppelt etwas“.
Na klar, DIE Straße kennen wir schon, denn über die mußten wir gestern die letzten Kilometer mit dem Fahrrädern fast bis zum Hotel „hoppeln“.
Hat sich echt gelohnt, der Ausflug. Siehe Bilderbuch.

Die 175-Meter-Marke am Ufer ist die maximale Stauhöhe. Zur Zeit ist der Pegel deutlich niedriger geregelt, was an den Felsen sehr gut erkennbar ist.

Der Jangtsekiang, auch kurz Jangtse oder Yangtze heißt übrigens wirklich und offiziell Chang Jiang ( = Langer Strom / Langer Fluss, kurz: Jiang). Wußtet ihr das – wie ich – auch nicht? Er ist mit 6380 Kilometern (2800 Kilometer schiffbar!) der längste Fluss Chinas und der längste Fluss Asiens; nach dem Nil und dem Amazonas somit der drittlängste Strom der Welt.
(Jangtse kiang)

Zum Namen Yangzi kam der Fluß durch die Engländer. Der Changjiang hat regional viele Namen wie z. B. Tiantong He, Jinsha Jiang, Chuan Jiang oder Yangzi Jiang um nur einige zu nennen. Die Engländer, die im Flussdelta bei Shanghai Handel trieben fragten die Menschen dort wie denn dieser imposante Fluß hieße und die Leute nannten ihnen natürlich den regionalen Namen des Flusses, eben Yangzi Jiang. So wurde von den Engländern der Name Yangzi Jiang oder in der alten Lautschrift Yang-Tse-Kiang in der Welt verbreitet.
(Danke Andreas für den Input ? )

Fengjie- und Qutang-Schlucht-Bilderbuch auf:

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