Durch die Wüste

Tag 164 der Weltreise: 108 km Fahrt von Shuhe nach Ankang bei bedecktem Himmel. Von Andreas Kraus.

Die Abfahrt aus Shuhe war noch wie wir uns das vorstellten. Auf gut asphaltierter Straße aus dem Ort hinaus und direkt am Han-Fluss entlang durch reizvolle Landschaft. Die Strecke war leicht hügelig, es rollte eigentlich ganz gut.

Ein gutes Stück vor Xunyang, das etwa auf der Hälfte der Strecke lag ging es dann los mit einer Baustelle, die uns für die nächsten mehr als 40 km nicht mehr loslassen sollte. Die Baustelle reichte bis kurz vor Ankang. Es wird dort die Straße anscheinend neu gemacht und bei dieser Gelegenheit verbreitert. Überall war auf der Hang ein gutes Stück weggerissen und wurde teilweise befestigt. Wir holperten über die rumpelige Strecke und der Staub, den die LKWs aufwirbelten, hüllte uns ein. Ich war froh, dass ich die Staubmaske, die wir für die Durchquerung des Kohlegebiets angeschafft hatten, noch aufgehoben hatte. So muss es sich anfühlen durch die Wüste zu fahren. Heißes Klima und überall nur Staub.

In Ankang angekommen, waren wir von oben bis unten verstaubt. Die Farbe der Räder war unter dem Dreck kaum noch zu erkennen und einige der Räder waren durch das stetige durchrütteln auf der Holperpiste reparatur bedürftig. Glücklicherweise ist morgen ein Ruhetag in Ankang, an dem wir die Räder warten können.


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Wer weiß mehr über Shuhe und Jiaozi?

Mini-Bilderbuch am Tag 163 der Weltreise in Shuhe. Von Peter Frenzel.

„… konnten wir das authentische ländliche China aus nächster Nähe betrachten.
In Shuhe wohnten wir in einem kleinen Hotel im chinesischen Stil.“, hat Andreas zur Fahrt von Manchuan nach Shuhe notiert.
Wo erfährt man(n) mehr über Orte und Landschaften? Na klar, im allwissenden Internet, aber halt nicht immer.
Shuhe erklärt dann auch ganz bedeutungsvoll: „Shuhe (Yanyuan) (树河镇), Großgemeinde im Kreis Yanyuan in der chinesischen Provinz Sichuan“. Also schon mal nix von wegen Provinz Hubei oder Shaanxi. Weiterklicken hilft auch nicht: „Hier kannst du einen neuen Wikipedia-Artikel verfassen. Eine Anleitung für Anfänger findest du unter Hilfe:Neuen Artikel anlegen.“

Wer mehr erfahren will, muß morgens im Ort frühstücken!
Andreas und Rudi hatten ein kleines Restaurant wenige hundert Meter vom Hotel entfernt ausfindig gemacht, daß schon früh am Morgen geöffnet war und als Spezialität Jiaozi anbot.

Während der Inhaber und Chefkoch also werkelte, uns heißes Wasser, später sogar grünen Tee servierte sowie viel fragte und erzählte, erfuhren wir dies und jenes mehr über die Stadt. Sie hat immerhin 80.000 Einwohner!
Er verkürzte uns zusätzlich die Zeit mit einer relativ neuen „Imagebroschüre“, die neben Text für unsere Guides und alle anderen chinesischkundigen zumindest informative Fotos für alle enthält.

Nochmal kurz zurück zum Frühstück:
Jiaozi (chinesisch 餃子) ist ein Teiggericht, das in ganz vielen chinesischen Restaurants auf der Speisekarte steht.
Die Füllung besteht aus verschiedenem Gemüse oder Fleisch oder Garnelen. Chinesische Restaurants bieten jedoch häufig eine große Auswahl weitere Füllungen an. Gewürzt werden diese mit Salz, Sojasauce oder fein gehacktem Ingwer. Die gekochten Jiaozi werden vor dem Verzehr in Sojasauce oder Reisessig mit fein gehacktem Knoblauch getunkt. Die Sauce ist in dem separaten kleinen Schälchen.
Schon öfter konnten wir in den Restaurants Frauen beobachten, die in unermüdlicher Handarbeit aus beachtlichen Teigbergen riesige Mengen mit flinken Fingern zuschnitten, füllten und zur kochfertigen Teigtasche formten.

Auch in anderen Teilen der Welt wird ähnliches zubereitet.
In Japan sind sie als Gyōza populär, in Korea als Mandu, in Russland als Pelmeni, in Osteuropa als Piroggen bekannt. In Schwaben heischt dasch Plagiat ? bekanntlich Maultäschle (oder „Herrgottsbscheißerle“) auch wenn sie seit 2009 von der EU in ihrer Herkunftsbezeichnung geschützt wurden und nun in die Klasse „Geschützte geografische Angabe“ fallen . Eine Legende besagt nämlich, dass auf diese Weise die Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn (daher der Name Maultasche) in der Fastenzeit das Fleisch vor dem lieben Herrgott verstecken wollten, was im Volksmund dann zum Beinamen „Herrgottsbscheißerle“ führte.
(Wer mehr dazu wissen will, guckt u.a. hier: Jiaozi, Maultasche)

Unser Frühstück – wir waren nur zu siebt, die anderen hatten sich abends Alternativen zum Essen im Hotelzimmer gekauft – Jiaozi „trocken“ und mit Suppe war jedenfalls superlecker und machte uns radelfit.

Auf dem Weg aus der Stadt hinaus kamen wir dann am Wasserkraftwerk der Stadt vorbei. Eins von weiteren noch geplanten am Han-Fluß, der dazu moderat als Han-Reservoir aufgestaut wurde.

Mini-Bilderbuch auf:

Shaanxi, Hubei und zurück

Tag 163 der Weltreise: 97 km Fahrt von Manchuan nach Shuhe bei bedecktem Himmel. Von Andreas Kraus.

Der heutige Tag startete angenehm sanft hügelig. Nach 20 km hatten wir die erste etwas länger Steigung von etwa 6 km. Die Abfahrt hätte wie immer länger sein können und wir mussten uns bereits viel zu früh wieder in die Höhe schrauben. Allerdings sehr gemächlich wie am Anfang. Die letzten 5 Kilometer waren dann wieder eine kräftigere Steigung am Stück. Die Landschaft war wie die Tage zuvor wild romantisch. Jede Menge zerklüftete Felswände zu beiden Seiten.

Nach der ersten Steigung schlichen wir uns ein kleines Stück in die Provinz Hubei rein. Dort aßen wir in einen kleinen Ort zu Mittag und fuhren dann auf einer kleinen landwirtschaftlichen Nebenstraße bis nach Hubei, das wieder in Shaanxi liegt. Auf der Straße wurde kräftig gebaut und Teilabschnitte waren sehr geröllig und matschig aber auch diese Strecke war sehr reizvoll. Vorbei an Feldern und kleinen Dörfern konnten wir das authentische ländliche China aus nächster Nähe betrachten.

In Shuhe wohnten wir in einem kleinen Hotel im chinesischen Stil. Shuhe hat auch einen kleinen Altstadtteil in dem unser Hotel liegt. Das Abendessen war ebenfalls in der Altstadt in einem kleinen Restaurant mit Außenbewirtung. Der Wirt gab sich wirklich Mühe uns zufrieden zu stellen. Leider wurde der Reis einfach nicht fertig. Erst gegen Ende unserer Mahlzeit wurde er dann aufgetischt. Eigentlich sehr chinesisch, aber wir hätten ihn dann doch gerne zu den anderen Speisen dazu gehabt. Wir wirkten nicht sehr glücklich darüber, deshalb spendierte der Wirt noch ein weiteres Gericht und mehrere Runden Schnaps. Und es funktionierte: Wir konnten ihm nun einfach nicht mehr böse sein…


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Shaanxis schöne Berglandschaften

Tag 162 der Weltreise: 95 km Fahrt von Shanyang nach Manchuan bei strahlendem Sonnenschein. Von Andreas Kraus.

Das Frühstück mussten wir heute außer Haus einnehmen, denn das Hotel hatte kein Restaurant. So gingen wir einmal um die Ecke und fanden ein Restaurant, das Teigfladen mit Gemüsefüllung machte. Dazu gab es Töpfe mit eingelegtem Gemüse und Sojamilch. Das war lecker und machte uns alle satt und wir bezahlten ganze 4 Yuan pro Person, umgerechnete etwa 50 Cent. Unglaublich!

Die heutige Strecke war landschaftlich wieder grandios. Schon seit geraumer Zeit radeln wir durch die wunderschöne Berglandschaft Shaanxis, einer Provinz, die man eigentlich nur durch Xi’an und seine Terrakotta-Armee kennt. Wie schön der Rest der Provinz ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten.

Heute ging es immer entlang des Matan- und des Jia-Flusses, zu beiden Seiten steile Felswände und bis Kilometer 65 fast ausschließlich leicht bergab. So macht Radeln Spaß. Kurz vor der längeren Steigung aßen wir zu Mittag und machten uns dann wohl genährt an den Aufstieg. Etwa 500 Höhenmeter mussten wir uns in 6 km hinaufschrauben. Auf der Passhöhe war ein kleiner Pavillon den wir in Beschlag nahmen und eine Melone schlachteten. Das ist immer wieder eine willkommene Radlererfrischung. Anschließend ging es wieder bergab. Erst steil, dann gemächlicher. 25 km später kamen wir in Manchuan in unserem Hotel an.

Manchuan hat eine neue Altstadt, die anscheinend Touristen anlocken soll. Der Plan scheint noch nicht ganz aufgegangen zu sein, denn wir waren offensichtlich die einzigen Touristen, die heute hier einfielen. Das merkten wir auch beim Abendessen. Das Restaurant, das wir uns fürs Abendessen aussuchten, musste erst einmal die Küche anschmeißen und alles von Null an vorbereiten. Aber das nimmt man lieber in Kauf als wenn es zu überlaufen wäre.

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Ginger und Fred

Tag 161 der Weltreise: 61 km Fahrt von Shangluo nach Shanyang bei strahlendem Sonnenschein. Von Andreas Kraus.

Heute ließen wir uns ein wenig Zeit mit der Abfahrt, denn gestern war es für uns recht spät geworden. Wir frühstückten gemütlich bis um 09:00 Uhr und fuhren dann um 09:30 Uhr los. Die ersten 10 Kilometer waren flach. Dann begann eine leichte Steigung. An einer Stelle war die Straße komplett gesperrt aber Fahrräder und Mopeds konnten passieren. Unsere Begleitfahrzeuge mussten sich einen neuen Weg suchen und wieder zu uns stoßen.

Die Straße wurde nun etwas steiler und schraubte sich in Serpentinen den Berg hinauf. In einem Dorf in dem Markt war, stieß dann auch unser Begleitfahrzeug wieder zu uns. Als wir nach rund 500 Höhenmetern den Pass erreicht hatten, ging es dann für etwa 30 km bergab. Das machte mächtig Spaß. Das Hotel erreichten wir gegen 14:30 Uhr. Nach einer kurzen Pause gingen wir eine Kleinigkeit essen, der Rest des Nachmittags war frei.

Am Abend trafen wir uns wieder zum Abendessen. Direkt hinter dem Hotel war ein etwas besseres Restaurant wo wir einen riesigen Tisch für 16 Leute bekamen. Das hatten wir noch nie. Die riesige Drehplatte in der Mitte hatte einen Motor und lief automatisch permanent rund. Da wir ausreichend konsumierten, spendierte uns das Restaurant eine Flasche Schnaps. Auch das hatten wir noch nie. Für die meisten in der Gruppe war das die erste chinesische Schnapserfahrung.

Nach den Abendessen suchten wir noch den Tanzplatz auf. In den meisten Städten Chinas gibt es irgendwo einen Platz auf dem am Abend getanzt wird. Entweder Gruppentänze im Kollektiv oder Paartanz. Als sich Reinold und Karin mit jeweils chinesischen Tanzpartnern ins Getümmel stürzten war die Sensation perfekt. Die gesamte Zuschauermenge umringte die beiden und bestaunte die ausländischen Meistertänzer. Selbst Fred Astaire und Ginger Rogers hätten keinen größeren Auflauf verursachen können. Auch der Rest der Gruppe konnte sich vor neugierigen Einheimischen kaum retten. Ausländer sieht man hier halt nur alle Schaltjahre mal.


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Irrfahrt ins Dunkel

Tag 160 der Weltreise: 144 km Fahrt von Xi’an nach Shangluo mit über 1400 Höhenmetern bei strahlendem Sonnenschein. Von Andreas Kraus.

Wir haben in Xi’an Zuwachs bekommen und ein liebes Mitglied der Gruppe hat sich verabschiedet. Karin reiste heute ab und zwei Tage zuvor waren 5 neue Teilnehmer angekommen und ein Hospitant der uns ab Xi’an unterstützt.

Wir planten ursprünglich um 08:00 Uhr abzufahren, denn unsere Etappe heue versprach 126 km und 1833 Höhenmeter Anstieg. Das Problem begann schon beim Frühstück. Das Restaurant war so langsam, dass wir erst um 08:20 Uhr mit dem Frühstück fertig waren. Dann zurück ins Hotel und die üblichen Verrichtungen erledigen, die Koffer zum Gepäckwagen bringen, die Räder hinunter bringen, denn die waren in unserem Stockwerk gelagert. Bis dann alles zu den beide Autos gebracht war, die Fahrräder fertig gemacht, das Gruppenfoto geschossen und wir abfahrtbereit waren schlug die Uhr bereits kurz nach Neun.

Kaum dass wir aus der Stadt heraus waren, fing auch schon die erste Steigung an. Wir hatten sie noch nicht ganz hinter uns, da hatten wir den ersten Platten. Die Strecke endete plötzlich im Nichts und wir waren zu einem Umweg gezwungen. Kurze Zeit später ereilte uns der zweit Platten. An einer Abfahrt verpassten wie zu allem Überfluss noch eine unscheinbare Abfahrt und mussten wieder zurück den Berg hinauf. Die Wege die wir fuhren, waren so klein und eng, dass uns unser Begleitfahrzeug gar nicht hätte folgen können, hätte der Fahrer überhaupt gewusst wo wir sind. Das Begleitfahzeug fand uns erst beim Mittagessen nach mehreren Telefonaten.

Hatte das finden so lange gedauert, gelang ihm das Verlieren dafür um so schneller. Nach dem Essen fuhren wir auch wieder eine Strecke über kleine Gassen, durch Baustellenabsperrungen und standen abrupt vor einer Sackgasse. Wir kamen nicht weiter und entschlossen uns auf die einige Kilometer entfernte Bundesstraße G312 zu fahren und diese durchzufahren bis Shangluo. Diese Entscheidung sparte uns etwa 400 Höhenmeter aber dafür fuhren wir etwa 20 km Umweg. Die Bundesstraße führte durch ein Tal das eine grandiose Aussicht bot.

Das Resultat dieser Umwege und Verspätungen war, dass wir erst gegen 21:00 Uhr im Hotel waren und die Reststrecke in der Dunkelheit hinter uns brachten. Und die meisten unserer Räder hatten, wie in China üblich, kein Licht. Schließlich kamen aber alle unbeschadet im Hotel an. Kurz vor dem Ziel fuhren die beiden Begleitautos vor und hinter uns und Leuchteten uns den Weg. 3 Leute waren zwischendurch ins Begleitfahreug gestiegen aber der Rest fuhr mit einem Wahnsinnstempo durch, denn alle hatten große Angst mit dem Rad in die Dunkelheit zu kommen. Die holte uns aber schließlich dennoch ein.


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Xi’an – „Westlicher Frieden“ am Ausgangspunkt der Seidenstraße

Bilderbuch von den Ruhetagen am 158. und 159. Reisetag in Xi’an, erst nieselregnerisch dann sonnig bei 25°C. Von Peter Frenzel.

Ich hab mich wieder bei „Wiki“ & Co.“ schlau gelesen (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7) und ich gehe davon aus, ihr habt bestimmt auch kluge dicke Reisebücher oder eigene Fotoalben im Regal.

Unsere Radelgruppe ist seit gestern mächtig verstärkt worden. Dazu in den nächsten Tagen mehr. „Die Neuen“ wollten natürlich auch noch die Terrakotta-Armee besuchen. Also brachen „die Alten“ diesmal noch allein zum Stadtrundgang auf.
Zum Abendessen, wie auch schon gestern, waren wir aber alle wieder beisammen.

Nun also in aller Kürze die Vorrede zum Bilderbuch:

Xi’an ( 西安, Pinyin Xī’ān, „Westlicher Frieden“, historisch auch: Xi’an Fu (西安府, Xī’ān Fǔ ), ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi und eine der 15 Unterprovinzstädte Chinas.
Xi’an besitzt ebenfalls noch eine nahezu vollständig erhaltene Stadtmauer und war vor langer langer Zeit Ausgangspunkt der Seidenstraße.

Die Stadt ist Sitz der Universität Nordwestchinas und Ausgangspunkt für Besichtigungen der Terrakotta-Armee.

Xi’an hat eine Fläche von fast 10.000 km² und ca. 8 Mio. Einwohner, etwa die Hälfte davon leben in der Innenstadt.
Die Bevölkerungsdichte beträgt > 3.400 Ew./km². Karin K. brachte es vorgestern so auf den Punkt: „Die Chinesen verstehen es gut, sich in den großen Städten zu stapeln …“
Xi’an war bereits im 7. Jahrhundert eine Millionenstadt, erreichte diese Bevölkerungszahl aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder. Durch Chinas Urbanisierung ist die Agglomeration der Stadt rasant gewachsen und sie gehört damit wieder zu den größten des Landes. Bis 2035 wird eine Bevölkerung von über 10 Millionen im Ballungsraum erwartet.

Topografisch erstreckt sich die Stadt von 33°39′ – 34°45′ N und von 107°40′ – 109°49′ O.
Wir sind also so ziemlich mitten drin im „Reich der Mitte“, wie ein Blick auf die Karte zeigt (china-physical-map.jpg von hier geliehen).

Xi’an war unter der Qin-Dynastie die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China und im Verlauf von 1120 Jahren immer wieder Hauptstadt eines Kaiserhauses, meist unter dem Namen Chang’an (長安 = „Langer Frieden“). Das Chang’an der Han-Zeit lag etwa 5 Kilometer nordwestlich des heutigen Xi’an und hatte um die Zeitenwende etwa 240.000 Einwohner. 18 n. Chr. wurde die Stadt im Zusammenhang mit dem Aufstand der Roten Augenbrauen verwüstet, woraufhin die Hauptstadt nach Luoyang verlegt wurde. 582 wurde unter einem Sui-Kaiser südöstlich der Han-Stadt, im Bereich des heutigen Xi’an, eine neue Hauptstadt namens Daxing errichtet – damals und während der folgenden Tang-Dynastie (618 bis 907) flächenmäßig (88 Quadratkilometer) und mit etwa einer Million Einwohnern auch sonst die größte Stadt der Welt. Unter den Tang erhielt sie den Namen der alten Han-Metropole zurück: Chang’an. Den Namen Xi’an erhielt die Stadt im Jahre 1369 vom ersten Ming-Kaiser Hongwu, der ebenfalls seine Hauptstadt hierher verlegen wollte, sich aber letztlich für Nanjing entschied.

Die Stadtmauer von Xi’an wurde zwischen 1374 und 1378 erbaut und in den 1980er Jahren renoviert. Sie ist die größte weitgehend erhaltene Stadtmauer in China. Mit einer Gesamtlänge von insgesamt 13,6 km umschließt sie die Innenstadt. Vom Aufbau her ist sie ein ummauerter Erdwall. Ihre Breite beträgt am Sockel 18 m, an der Krone 12 m. Ihre Höhe beträgt 12 m. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt. Diese Zugbrücken wurden morgens durch ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend durch ein Signal des Trommelturms wieder hochgezogen.

Für den Autoverkehr wurden inzwischen weitere Öffnungen geschaffen. Ein früher abgerissenes Mauerstück beim Bahnhof wurde überbrückt, so dass ein kompletter Rundgang auf der Stadtmauer möglich ist. Wir haben uns mit wesentlich weniger begnügt. ?

Xi’ans muslimisches Viertel wäre einen weiteren Ruhetag zum Bummeln, schauen, schnuppern und kosten wert. Es beherbergt die 1250 Jahre alte Moschee zu Xi’an (Da Qingzhensi).

Das heutige Gebäude wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, wobei es schon früher Moscheen am selben Ort gegeben haben soll. Das Gebäude ist dem chinesischen Baustil angepasst und von Gärten umringt. Diese Moschee ist eine der größten Chinas. Der Vorhof ist für die Öffentlichkeit zugänglich, die Gebetsräume sind Muslimen vorbehalten.

Der Trommelturm stammt aus dem 14. Jahrhundert. Heute wird er für Ausstellungen genutzt.
Der Glockenturm befindet sich im Kreuzungspunkt der zwei Straßen, welche vom Nord- zum Südtor bzw. vom Ost- zum Westtor verlaufen. Der quadratische Pavillonbau thront auf einem 9 m hohen Sockel und wird inzwischen für Konzerte genutzt.

Den Stelenwald von Xi’an (chinesisch 西安碑林, Pinyin Xī’ān Bēilín, englisch Xi’an Stele Forest Museum), kurz: Stelenwald bzw. Xi’an-Beilin-Museum, haben wir natürlich auch besucht. Das ist ein Museum für Stelen und Steinskulpturen.
Die Bezeichnung „Stelenwald“ rührt daher, dass früher hier die Stelen in einer großen Menge wie Bäume im Wald standen.
Ich finde es immer faszinierend, den Menschen zuzuschauen, die mit großen und kleinen Pinseln kalligrafische Kunstwerke schreiben können.

Xi’an unterhält Städtepartnerschaften mit den deutschen Städten Dortmund (seit 1992) und Oldenburg (seit 2017, wird aber nicht auf der offiziellen Webseite genannt).

Xi’an – Bilderbuch auf:


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Sandmännchen

Tag 157 der Weltreise: Zuerst Besichtigung der berühmten Terrakotta Armee, dann 38 km von Lintong nach Xi‘an bei strahlendem Sonnenschein. Von Andreas Kraus.

Um dem Hauptansturm der Touristenmassen auf die Terrakotta Armee ein wenig aus dem Weg zu gehen, fuhren wir heute um kurz vor 09:00 Uhr mit dem öffentlichen Bus zur Terrakotta Armee. Diese liegt etwa 15 km außerhalb von Lintong. Diese tönerne Armee ist ein kleiner Teil der Grabanlage des ersten Kaisers von China Qinshi Huangdi, der 221 v. Chr. den Thron bestieg. Noch im gleichen Jahr ließ er mit dem Bau der Grabanlage beginnen. 700 000 überwiegend Zwangsarbeiter bauten an dieser Anlage und schufen ein gewaltiges Werk, das man eigentlich schon zu den Weltwundern zählen könnte. Von den insgesamt rund 8000 Ton-Soldaten, die da zerstört unter der Erde liegen hat man erst etwas über 1000 Soldaten wieder restauriert. Man kann aber erahnen welches gigantische Ausmaß die Anlage einmal gehabt hat. Jeder dieser Ton-Krieger ist individuell gestaltet, kein einziger gleicht einem anderen.
Um die Mittagszeit fuhren wir mit dem Bus zurück nach Lintong und aßen Maultaschen zu Mittag. Gegen 15:00 Uhr machten wir uns auf nach Xi’an, wo uns nach den anstrengenden Etappen der letzten Tage nun ein paar verdiente Ruhetage erwarten. Die kurze Strecke hatte es aber auch wieder in sich. Wir mussten doch wieder einiges an Höhenmetern machen und das Streckenprofil war so kompliziert wie nie zuvor. Wir fuhren durch winzigste Gassen, durch eigentlich abgesperrte Gelände auf neuen nur halb fertiggebauten Prachtstraßen und durch ewiges Stadtgebiet. Sehr skuril und abwechslungsreich die Strecke aber kompliziert. Die Gruppe war sich anschließend auch nicht einig, ob sie die Strecke gut fand oder nicht. Einige fragten, ob man nicht einen einfacheren, direkteren Weg hätte nehmen können. Diese Etappe fällt wohl auch in die Kategorie der Weg ist das Ziel.

Im Hotel angekommen, gab Karin 1 eine Runde Schmutzbier aus, denn sie hatte heute Geburtstag. Xiao Ding unser Fahrer hatte für sie eine Geburtstagstorte besorgt, die wir nach dem Abendessen als Nachtisch vertilgten. Er hatte an alles gedacht. Es war ein Tortenheber dabei kleine Papptellerchen und sogar Kuchengabeln. Was ein Glück, denn das Restaurant war etwas überfordert mit einer solchen Geburtstagsparty.

Nichts ist einfach aber alles ist möglich

Tag 156 der Weltreise: 143 km von Baishui nach Lintong bei strahlendem Sonnenschein. Von Andreas Kraus.

Schon vor dem Frühstück ereilte mich die Katastrophennachricht. Stefans Vorderachse ist kaputt. Die Gruppe startete dann wie besprochen zusammen mit Xiao Ding und 08:30 Uhr und ich suchte mit Stefan zusammen einen Giant Radladen auf. Wir mussten bis um 09:00 Uhr warten bis er öffnete um dann festzustellen, dass er keine passene Vorderachse hat. Die Achsen waren im Durchmesser alle zu dick. Ich fragte den Chef ob er nicht einen Laden wisse, der alte Räder verkaufe die noch diese schmalen Achsen hätte. Er meinte nur:“Kommt mit“, schloss seinen Laden ab und lief mit uns quer durch die Stadt zu einem winzigen Eisenwahrenladen, der von Baubeschlägen aller Art über Werkzeugen auch diverse Achsen hatte. Der Laden war sehr aus wie eine Rumpelkammer und die Ordnung verstand wohl nur der alte Ladeninhaber selbst. Aber nach ein wenig Wühlerei zauberte der alte Herr tatsächlich genau die passende Achse hervor samt Ersatz-Kugellagerkugeln. Grandios.

Um 10:20 Uhr fuhr ich dann los, der Gruppe hinterher. Stefan baute im Hotel noch seine Vorderachse ein und wollte dann eine kürzere Strecke auf einer Bundesstraße fahren. Ich fuhr so schnell ich konnte ohne Pausen und holte die Gruppe bei km 66 ein, als sie gerade Mittag machte. Ich bekam auch noch eine sehr leckere Nudelsuppe und ab hier fuhren wir wieder gemeinsam weiter. Die Strecke war überwiegend flach aber dafür lang. Erst gegen Ende der Etappe kamen einige Steigungen hinzu.

Kurz vor Lintong endete der Track in einer Sackgasse und Xiao Ding erbot sich mit seinem auf dem Smartphone gefundenen Track vor zu fahren. Das machte leider einen Umweg von 8 km aus. Nach den anstrengenden Radtagen die wir hinter uns hatten und der langen Etappe heute war das nicht besonders amüsant. Aber bei beginnender Dämmerung erreichten wir unser Hotel in Lintong und als wir dort ankamen stand Stefan bereits an der Rezeption und hatte gerade eingecheckt.

Schlammschlacht

Tag 155 der Weltreise: 84 km von Huangling nach Baishui. Wunderschöne Strecke auf ruhigen Nebenstraßen mit fünf Pässen. Zwei kräftige Regenschauer ansonsten bewölkter Himmel. Von Andreas Kraus.

Die Nacht brachte Regen. Als wir losfuhren regnete es noch immer, hörte aber nach ein paar Kilometern wieder auf. Nach rund 7 km war eine Brücke, die wir hätten passieren sollen weggerissen und statt dessen eine Baustelle dort. Eine Behelfsstraße war durch den Regen so aufgeweicht, dass der Lößschlamm extrem weich und glitschig war. Wir versuchten unser Räder durch zu schieben, aber nach ein paar Metern waren die Räder so mit Matsch zugesetzt, dass die Räder sich nicht mehr drehten. Nun mussten wir die Räder den Weg hinaufschleifen. Das war ein schwieriges Unterfangen, da man auf dem rutschigen Untergrund keinen richtigen Halt hatte und die Räder ganz schön Gewicht hatten. Einige von uns hat es bei der Aktion in den Matsch gehauen. Schöne Sauerei.

Wir brauchten ein gute habe Stunde um die Räder wieder notdürftig von dem zähen Schlamm zu befreien. Nur soweit, dass die Räder wieder rollen konnten. Nach dem Mittagessen fanden wir dann auch einen Herrn der eigentlich Autos mit seinem Hochdruckreiniger säuberte. Für ganze 3 RMB pro Rad (etwa 50 Cent) wusch er unsere Räder und wer wollte auch die Satteltaschen und sogar die verschlammten Schuhe.

Die Strecke war heute wieder traumhaft schön und sehr verkehrsarm. Die Autos die pro Stunde an uns vorbei fuhren konnte man an einer Hand abzählen. Erst die letzten 20 km vor Baishui wurden wieder verkehrsreicher. Es war also eine sehr entspannte Etappe, wenn die Berge und die beiden Regenschauer nicht gewesen wären. 5 Pässe hatten wir zu überwinden, die Aufstiege von 200 bis 400 Höhenmetern boten. Insgesamt hatten wir 1390 Höhenmeter auf 84 km zu überwinden. Da weiß man abends auch was man am Tage gemacht hat. Zumal uns einige anstrengende Etappen der letzten Tage in den Knochen stecken.


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