Wer sein Rad liebt, der schiebt

181. Reisetag: Fahrt nach Dazu, etwa 104 km, UNZÄHLIGE Höhenmeter. Von Katharina Wenzel.

Katzenjammer in der Nacht, ein einsames Fischerboot vor dem Fenster am Fluss. Stetig von der Dachtraufe tropfendes Wasser. Romantisch für den einen, für den anderen eine Qual: Schon wieder Regen! Wie es scheint bin ich sprichwörtlich in einem feuchten Inferno gelandet. Der Regen, auf den wir im fernen Berlin seit Wochen gewartet haben, hier ist er. Und – wenn man Beat glauben schenken darf – bleibt auch, bis Laos.

Aber nun zu unserem Tag. Eine lange Etappe liegt vor uns, Ein paar stramme „Hügel“ soll es geben, gut 110 km Strecke, also brechen wir früh auf. Vor acht noch, zu früh für Frühstück im Hotel und in der Umgebung: Die lokalen Nudelbuden, die das „favorisierte“ Frühstück in Form von Nudeln in Brühe anbieten, öffnen erst nach acht. Na gut. Wir starten mit leerem Magen und bereits feuchten Jacken. Denn, wer hätte das gedacht, ein leichter Nieselregen heißt uns an diesem Morgen willkommen.

Wir kämpfen uns also durch den morgendlichen Verkehr den ersten Hügel hinauf, der fast direkt hinter dem Hotel beginnt und mit bis zu 17% Steigung nicht ganz ohne ist. Glücklicherweise haben wir ja leere Mägen und müssen nicht noch dieses Gewicht den Berg hinauf schleppen.

Oben angekommen werden wir mit einer deftigen Nudelsuppe belohnt, die ordentlich Schmackes hat, wie es sich für diese Region gehört. Eigentlich hatte ich schwach gewürzt bestellt. Das wurde abgenickt und die Suppen serviert mit der Anmerkung: Nichtscharf schmeckt die Suppe nicht.

Gestärkt geht’s weiter, der zweit Hügel lockt. Wir biegen in eine idyllische Nebenstraße ab. Unbefahren, guter Belag, an einem See entlang an dem Angler faulenzen. Ein Traum. Naja, es geht natürlich bergauf. Ein paar Serpentinen weiter beginnt sich die Straßen langsam aufzulösen und liegt schlussendlich als unbefahrbare, steile Schotterpiste vor uns. Es bleibt keine andere Möglichkeit, wir müssen schieben. Erschöpfung macht sich breit. Die Rufe nach Wasser werden laut, nach Obst, dem Begleitfahrzeug(en). Allein die waren weit und breit nicht zu sehen. Beide Begleitfahrzeuge waren notgedrungen nach uns abgefahren und auch das zeitlich versetzt. Und alle dreien gelang es uns nicht uns gegenseitig zu vermitteln, wo in diesem Konglomerat von Chongqing wir uns gerade befanden. Es half also alles nichts: der Treffpunkt wurde auf halber Strecke beim Mittagessen ausgemacht. Bis dahin hieß es durchhalten, den wieder und wieder aufkommenden Regen ertragen und den dritten „Hügel“ bezwingen.

Nach dem Mittagessen gesellt sich Hartmut zu Maria ins Begleitfahrzeug und wir machen uns an die zweite Hälfte der Strecke. Natürlich mit einem weiteren heftigen Anstieg, aber auch schönen Ausblicken auf grüne Berge und bäuerliche Szenen: Der erste Wasserbüffel wird in den Pflug eingespannt im Reisfeld gesichtet. Farbenfrohe Fauna und Bambus, der seine biegsamen Zweige weit über die Straße beugt säumen den Wegesrand. Nur leider fehlt uns nach mürbe machendem Regen und deftigen Anstiegen der Nerv für kontemplative Landschaftsbetrachtung. Wir treten in die Pedalen und wollen einfach nur ankommen.

Wir entscheiden uns die letzten Kilometer auf der Schnellstraße abzureisen und schaffen es gerade noch im hellen in unser schönes Hotel. Und jetzt können wir auch endlich das abendliche Grillenzirpen, was von keinem Motorenlärm gestört wird, vor unserem Fenster genießen.

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